Nach Brand in Psychiatrie „Ganz vermeiden kann man Feuerzeuge nicht“

Nach dem Brand in der Psychiatrie des Maria Hilf geht die Polizei von Brandstiftung aus. Das Krankenhaus erklärt, wie dies passiert sein könnte.

Am Montag vergangener Woche war in einem Patientenzimmer des Maria Hilf ein Feuer ausgebrochen.

Foto: ja/Lothar Strücken

Am 2. März ging ein Notruf aus dem Alexianer-Krankenhaus bei der Feuerwehr ein. Im Erdgeschoss der Psychiatrischen Intensivstation war ein Patientenbett in Flammen aufgegangen. Pflegekräfte konnten die beiden Patienten aus dem brennenden Raum retten und die komplette Station räumen. Der Feuerwehr  gelang es anschließend, die Flammen zügig zu löschen.

Die beiden Patienten aus dem Brandzimmer und die beiden Pfleger wurden wegen des Verdachts auf Rauchgasvergiftung untersucht, 21 Patienten wurden vorübergehend in einer anderen Station untergebracht. „Am nächsten Tag konnte die Hälfte der Patienten bereits in ihre Zimmer zurückkehren“, sagt Jörg Hummes, Oberarzt der Psychiatrischen Intensivstation.

Soweit die gute Nachricht. Weniger gut klang allerdings, was die Polizei am Tag nach dem Feuer zu berichten hatte: Die Ermittlungen im Maria Hilf hatten ergeben, dass der Brand nicht durch einen technischen Defekt ausgelöst worden war. Die Polizei geht davon aus, dass die beiden Patienten, die in dem Zimmer der geschlossenen Abteilung untergebracht waren, das Feuer entweder fahrlässig oder vorsätzlich gelegt haben. Die Ermittlungen zu den genauen Umständen dauern allerdings immer noch an.

„Bei Brandstiftung ist die Frage, wer es macht und in welcher Situation“, sagt Dr. Torsten Grüttert, kommissarischer Leiter der Psychiatrischen Intensivstation. Es könne sich um einen Protest eines Patientern gehandelt haben oder um ein psychotisches Verkennen der Situation. „Vielleicht hat der Patient auch Stimmen gehört, die ihn dazu aufforderten, den Band zu legen“, sagt Dr. Grüttert.

Ebenso könne es sich um ein „Wahnerleben“ gehandelt haben. „Vielleicht sollte der Weg freigeschafft werden, weil der Patient Angst hatte, dass ihm auf der Station etwas schlimmes passiert“, erklärt Dr. Grüttert. In jedem Fall habe der Verursacher seiner Einschätzung nach keinen Überblick über die Konsequenzen seines Handelns gehabt. „Ein Vorsatz wäre dann vermutlich nicht gegeben.“

Um zu verstehen, wie es zu dem Zwischenfall auf der Station kommen konnte, hilft es, die Station und ihre Patienten ein wenig zu erklären. Die Psychiatrische Intensivstation am Maria Hilf ist eine geschlossene Abteilung, keine Ambulanz – aber eben auch keine Forensik, in der psychisch erkrankte Straftäter behandelt werden. „Viele unserer Patienten sind freiwillig hier“, sagt Stationschef Dr. Grüttert.

Es handle sich um Menschen in einer akuten Lebenskrise, in der Eigen- und Fremdgefahr eine große Rolle spielten. „Für sie ist das hier ein Schutz- und Schonraum.“ Der Aufenthalt könne zwischen ein paar Stunden und mehreren Wochen dauern. „Viele Patienten werden uns auch vom Rettungsdienst zugeführt“, sagt Oberarzt Jörg Hummes. „Oder Polizei oder Nachbarn melden eine hilflose Person.“

In diesen Fällen kommen die Patienten natürlich ohne Gepäck im Krankenhaus an. „Wir begleiten sie dann so schnell wie möglich nach Hause, um Sachen zu holen, oder sie können sich in unserer Kleiderkammer einkleiden und bekommen von uns ein Hygieneset“, sagt Hummes.

Alle mitgebrachten Dinge werden gemeinsam mit den Patienten durchgegangen, gefährliche Gegenstände, wie Glasflachen oder Rasierer, vorübergehend weggeschlossen. Das gilt auch für Feuerzeuge. „Feuer ist ein Thema, seit es solche Kliniken gibt“, sagt Hummes. Tatsächlich sei es nicht der erste Brand am Maria Hilf. „Aber der letzte ist schon viele Jahre her.“ In der Regel habe man keine Probleme mit Feuerzeugen auf der Station.

Und den Rauchern unter den Patienten das Rauchen zu verbieten, sei auch keine Option. „Das würde zu Spannungen und zusätzlichem Stress führen“, sagt Dr. Grüttert. Auf der Station habe man daher ein zentrales, fest installiertes Feuerzeug und Raucherräume. Die meisten Patienten haben aber auch Ausgang, und dürften dazu ein eigenes Feuerzeug mit nach draußen nehmen. „Ganz vermeiden kann man Feuerzeuge hier nicht“, sagt Hummes. Beim Zigarettenkaufen habe ein Patient ja schnell mal ein Feuerzeug eingepackt. Daher sehe man zunächst keinen Anlass, an der bisherigen Praxis etwas zu ändern. Und Brände durch Feuerzeuge und Zigaretten habe es schließlich auch schon auf anderen Stationen in Krankenhäusern gegeben.

Seit Mittwoch ist auch die zweite Hälfte der Station wieder normal benutzbar. „Es musste noch gestrichen werden“, sagt Hummes. Einzig das Brandzimmer ist noch nicht fertig, das müsse komplett renoviert werden.