Ersatz fürs Seidenweberhaus Veranstaltungshalle auf Hirschfelder-Platz? Neue Variante im Gespräch

Krefeld · Investor will Dr.-Hirschfelder-Platz bebauen. Verwaltung befürchtet längeres Verfahren und höhere Kosten.

 Im Bild die Idee einer Veranstaltungshalle für den Dr.-Hirschfelder-Platz aus dem Bericht der Integrated Consulting Group Berlin.

Im Bild die Idee einer Veranstaltungshalle für den Dr.-Hirschfelder-Platz aus dem Bericht der Integrated Consulting Group Berlin.

Foto: Forma/Forma Architekten

Im Stadtrat ging es jetzt um das Thema „Neue Veranstaltungshalle für Krefeld“ als Ersatz für das Seidenweberhaus. Das soll bis Ende 2022 aufgegeben werden. Auf der Tagesordnung stand der Beschlussentwurf für ein Interessensbekundungsverfahren. Doch die Fraktionen vertagten dies, da sie sich außer Stande sahen, eine Entscheidung zu fällen. „Wir haben erst am Montagmittag die Unterlagen bekommen, am Dienstag war schon die Sitzung“, so der CDU-Fraktionsgeschäftsführer Johannes Koerner.

Nicht mehr nur drei, sondern vier Varianten sind nun im Gespräch: Neben einer Sanierung des Seidenweberhauses, einem Neubau auf dem Theaterplatz, der Lösung über einen privaten Bauherren (Kesselhaus im Mies-van-der-Rohe-Business-Park) ist der Neubau einer Halle auf dem Dr.-Hirschfelder-Platz hinzu gekommen.

Die als Parkplatz genutzte Fläche zwischen König-, Stephan-, Peter- und Dreikönigenstraße ist in städtischem Eigentum. Ein Investor will hier ein mehrstöckiges Gebäude mit Tiefgarage errichten. Neben der eigentlichen Veranstaltungsstätte mit multifunktionalen Sälen sowie einem Hotel gehört ein Fitnessstudio und eine Kindertagesstätte zur Planung. Der große Saal im 1. Stock könnte bis zu 1122 Besucher fassen. Der Eingang läge an der Dreikönigenstraße.

Wie ist diese Variante zu bewerten? Das Büro Integrated Consult Group (ICG) aus Berlin hat im Auftrag der Stadtverwaltung schon eine Standortprüfung vorgenommen. Der Vergleich in betriebswirtschaftlicher, funktionaler und städtebaulicher Hinsicht habe dabei zum Ergebnis geführt, „dass die Erfordernisse nach wie vor am besten in der Variante 3 erfüllt werden“, so die Stadt. Das ist die Lösung „Kesselhaus“. Sie wäre mit Gesamtkosten in Höhe von 51,7 Millionen Euro die günstigste und spektakulärste. Am teuersten (81 Millionen Euro) wäre eine Sanierung des Seidenweberhauses, ein Neubau an gleicher Stelle würde kaum günstiger. Variante 4 würde 72,6 Millionen Euro kosten.

Der Plan für den Dr.-Hirschfelder-Platz wird von dem Berliner Büro positiv betrachtet. „Sehr gute Erreichbarkeit“, „Interessante Entrée- und Foyersituation“, „Unabhängiger Tagungsbereich“ – solche Punkte werden hervorgehoben. Dem gegenüber stehen negative Kriterien wie „Halle zwängt sich auf den Platz – ein angemessener Auftritt würde eine weitergehende Innenstadtentwicklung erfordern.“ Auch die Nähe zur Wohnbebauung wird kritisch gesehen.

Ausschlaggebendes Argument gegen die Einbeziehung des Parkplatzes in das Verfahren ist aus städtischer Sicht das fehlende Planungsrecht. Das mache ein Bebauungsplan-Verfahren notwendig, was gleichbedeutend sei mit einer um 24 bis 30 Monate längeren Realisierungsphase sowie erheblichen Mehrkosten. Das Vergabeverfahren soll aber schon im Frühjahr 2021 abgeschlossen sein. Die Bauphase könne dann bis Herbst 2023 laufen.

„Wir sind jetzt in der glücklichen Lage, zwei interessante Entwürfe zu haben“, lautet das erste Urteil von CDU-Planungsexperten Jürgen Wettingfeld über die Varianten Kesselhaus und Hirschfelder-Platz. Den neuen Entwurf zeichne die gute Anbindung an Bus und Bahn und eine Stärkung der Innenstadt aus. Sein SPD-Kollege Jürgen Hengst verweist darauf, dass man den Investor in die Fraktion eingeladen habe, um sich persönlich die Pläne erläutern zu lassen.