Vorgärten „Schotterwüsten“ sind umstritten
Krefeld · Die Politik diskutiert über Festlegungen für grüne Vorgärten. Auf Facebook üben Bürger daran schon Kritik.
Mit der steigenden Zahl der Schotter-Vorgärten in Krefeld beschäftigt sich jetzt auch die Politik: Im Stadtrat ist ein Antrag der UWG an den Umweltausschuss verwiesen worden. Ratsherr Andreas Drabben hatte gefordert, dass bereits in Bebauungsplänen die Gestaltung des Vorgartenbereichs im Sinne des Naturschutzes vorgegeben werden sollte. Auch SPD und Grüne hatten sich kurzfristig in einem gemeinsamen Antrag für eine Festsetzung für Vorgärten in Bebauungsplänen ausgesprochen. Ziel soll demnach sein, dort für mehr Grünflächen und weniger Steinwüsten zu sorgen. Die Stadt Krefeld solle in diesem Zusammenhang mögliche finanzielle Fördermöglichkeiten – etwa aus dem „Aktionsprogramm Insektenschutz“ der Bundesregierung sowie dem Programm „Zukunft Stadtgrün in NRW“ – prüfen.
Nachdem unserer Zeitung vor Tagen über den Trend zum Schottergarten berichtet hatte, hat sich auf der Facebook-Seite der WZ Krefeld eine rege Diskussion über dieses Thema entwickelt. Sehr oft wird darin Kritik an Reglementierungen geübt. Auch wenn diese bisher noch nicht beschlossen wurden.
Mischt sich die Krefelder Stadtverwaltung zu viel ein?
„Wenn die Stadt sich jetzt einmischt, was ich im Vorgarten pflanzen darf, sagen die mir demnächst auch, wie viel Wasser, Gas und Strom ich verbrauchen darf?“, wird da gefragt. „Ich finde es unglaublich, in unserem eigenen Haus nicht mehr entscheiden zu dürfen, wie und was ich mache! Jedem ist es ja wohl selbst überlassen, was er schön oder praktischer findet“, heißt es an anderer Stelle.
Heftige Kritik regt sich auch an der Stadtverwaltung selbst – das allerdings mit Blick auf andere „Baustellen“. „Das Grünflächenamt sollte sich lieber um abgestorbene Kiefern auf dem Hauptfriedhof kümmern. Dort fallen ständig dicke Äste und Nadeln runter“, schreibt eine Userin. „Wenn die Stadt das verbieten sollte, würde ich den Schotter nehmen und in alle Löcher verteilen, die Krefelds Straßen zu bieten haben“, stellt ein Mann fest. In eine ähnliche Richtung geht diese Äußerung: „Das Grünflächenamt hat es in vier Jahren nicht geschafft, den Baumstumpf im Mittelstreifen der Nordtangente zu entfernen. Aber Hausbesitzer reglementieren – das passt voll ins Bild.“
Sind Schottergärten nun
schön oder hässlich?
Am Aussehen der fast pflanzenlosen Vorgärten scheiden sich die Geister. „Statt sich über sogenannte Steinwüsten zu empören, die in Kombination mit Pflanzen sehr hübsch aussehen können, sollte man aufgrund des Insektensterbens lieber die Leute anprangern, die das Glyphosat erneut zugelassen haben. Das sind die wahren Verbrecher“, ereifert sich eine Krefelderin. „Das ist für mich kein Garten“, sagt dagegen eine andere Facebook-Nutzerin. Eine Dritte betont: „Es ist pflegeleicht und mega...hässlich.“ Dagegen hält eine andere Frau fest: „Es gibt wunderschöne Kombinationen aus Steinen und Pflanzen, Beton und Kübeln. Es kommt immer auf die Umsetzung an!“ Ein Mann sagt’s ganz drastisch: „Schöner kann der Tod nicht aussehen.“
Ist dieser Gestaltungstrend
bald wieder vorbei?
„Ich finde es persönlich nicht schön, auch für Insekten und Vögel nicht nett, aber privat darf doch jeder seinen Garten gestalten wie er mag oder?“, bemüht sich eine Frau um Differenzierung. Ein Mann stellt fest: „Die Natur holt sich zurück, was ihr gehört – und auch dieser Trend geht vorbei. Obwohl ich sagen muss: Manchmal sieht es gar nicht so übel aus!“ Eine Gartenbesitzerin verrät: „Wir haben Kies und Pflanzen kombiniert. Denn ganz so kahl sollte es für uns nicht sein.“
Wie pflegeleicht sind
Kies und Schotter?
„Ich mag pflegeleicht“, heißt es an anderer Stelle. Doch machen die Schotter-Vorgärten wirklich weniger Arbeit? Eine Frau bezweifelt das: „Da sammelt sich jede Menge Kleinst-Unkraut. Und ich hab schon Geröllfelder gesehen, die dauerhaft ein Netz drüber gespannt haben, weil ja sonst Blätter drauffallen.“
An wissenschaftliche Hintergründe wird auch erinnert: „Aus Krefeld kommt immerhin das weltweit beachtete Gutachten, wie weit fortgeschritten das Insektensterben ist.“