Digitales So erleben Sie Krefeld trotz Corona im Internet
Krefeld · Stadtteile Nur weil die Freizeitgestaltung draußen momentan eher schwierig ist, braucht sich dank Internet drinnen niemand zu langweilen. Auch Krefelder Einrichtungen, Künstler und Vereine sorgen für Angebote. Ein Überblick von Malwettbewerb bis Müllmänner-Doku.
Für die ganze Familie
Tipps, wie man Kinder jetzt zuhause den ganzen Tag beschäftigt, gibt es schon eine Menge im Internet, diese hier aber stammen allesamt von Krefelder Kitas. Auf dem Familienportal der Stadt gibt es jeden Tag einen neuen — von Klassikern wie Topfschlagen über Wurfspiele aus Eierkartons bis zum Wasserrosen-Experiment.
Ideen für die Kinderbespaßung liefert auch der Instagram-Account der Familienbildungsstätte Krefeld: Volleyball spielen mit Luftballons, Schatten abmalen und Haarmonster aus Klopapierrollen basteln.
Der Krefelder Zoo ruft auf Instagram zum Malwettbewerb auf. Jeden Sonntag wird dort das Foto eines Zoobewohners veröffentlicht. Das können Kinder (und Erwachsene) als Vorlage nehmen, um ein Bild zu malen und einzureichen. Am Ende der Woche veröffentlicht der Zoo eine Collage aus allen Einsendungen. Los geht‘s in dieser Woche mit dem Fischotter-Weibchen Umami.
Für Sportfans
In Zeiten der Fußballlosigkeit muss man aufs Videoarchiv zurückgreifen. Auf fast 1,2 Millionen Aufrufe bei Youtube kommt die TV-Zusammenfassung des Zweitligaspiels Stahl Brandenburg gegen Bayer Uerdingen vom November 1991. Das hängt weniger mit der sportlichen Bedeutung zusammen als der Tatsache, dass Brandenburg die Partie mit sechs Spielern beendete: drei flogen vom Platz, zwei schieden verletzt aus. Ein faszinierendes Dokument aus einer Zeit, als die Trainer noch Trainings- und keine Stoffhosen trugen. Beste Szene: Der Brandenburger Torhüter muss vom Platz und wird noch während des Spiels auf der Ersatzbank interviewt: „Das ist die größte Verarschung aller Zeiten.“
Weil das Timeout Krefeld wie alle anderen Fitnessstudios nicht öffnen darf, hat die Einrichtung von Bayer Uerdingen einen Youtube-Kanal eingerichtet, auf dem sie nun mehrmals wöchentlich neue Videos für Sport daheim veröffentlicht. Tai Chi für die Gestressten, Fatburner Step für Menschen, die die Zeit zum Abnehmen nutzen wollen, Rückentraining für die Leute, die den ganzen Tag im Home-Office gesessen haben.
Für Kulturnerds
Die Indie-Band Fog Joggers sollte man nicht auf ihren Hit „Waiting in The Wings“ aus einer Bierwerbung reduzieren. Das zeigen die Krefelder auch in Zeiten, in denen sie sich Corona-bedingt nicht treffen können. Also nehmen sie alte Songs noch mal auf, bloß, dass jeder seinen Part allein zuhause einspielt. Im Splitscreen-Videoclip ist zu sehen, wie sie das machen. Zwei Songs haben sie bereits online gestellt.
Zehntausende Männer, die voller Inbrunst eine Folkballade der Krefelder Powermetaller von Blind Guardian mitsingen — diesem Pathos kann sich auch nicht entziehen, wer kein Fan der Band ist. „The Bard‘s Song“ heißt ihr größter Hit, und selbstverständlich spielten sie ihn auch auf dem Wacken 2016. Einen Mitschnitt stellt der Youtube-Kanal des Metal-Festivals bereit. Inspiration für das Lied war ein Besuch von Sänger Hansi Kürsch in Burg Linn. Dort entdeckte er ein Verlies und wollte daraufhin einen Song über eine Mutter schreiben, die dort eingesperrt ist. Es wurde dann aber doch ein Song über Barden, Zwerge und Hobbits.
Was macht eine Band in diesen Tagen, wenn sie ihr neues Album nicht mit einem Konzert feiern kann? Richtig, sie feiert es in einer Videokonferenz. Genau das hat das Horst Hansen Trio aus Krefeld gemacht, deren sehr tanzbare Jazzplatte „Live in Japan“ am 27. März erschienen ist. Eigentlich wollten die jungen Krefelder in Dresden, Berlin, Prag und München spielen, stattdessen quatschten sie eine halbe Stunde locker über die neue Platte, führten ein ironisches Radiointerview und ließen ein paar neue Songs laufen.
Zum Humor der Band muss man wissen, dass sie kein Trio, sondern ein Quintett ist und auch nie live in Japan gespielt hat. Auf Facebook ist der Stream noch immer verfügbar.
Auf den Namen für seine Strichmännchenzeichnungen kam der gebürtige Krefelder Tobias Vogel, als er „Krieg und Frieden“ in sein Handy eintippen wollte, die Autovervollständigung daraus aber „Krieg und Freitag“ machte. Unter diesem Namen hat er es im Internet zu einigem Ruhm und einem Grimme-Online-Award geschafft. Auch in der Corona-Krise zeichnet der mittlerweile zum Hamburger gewordene Vogel und veröffentlicht seine Werke auf Facebook und Instagram. „Langsam holt sich die Natur alles zurück. Gegenüber haben jetzt ein paar Rehe eine Bar eröffnet“, ließ er ein Strichmännchen jüngst sagen.
Auf Twitter berichtet er außerdem, wie es gerade ist, mit Kind zuhause zu sein: „Elternschaft besteht momentan vor allem daraus, ein menschliches Klettergerüst zu sein und alle fünf Minuten ,Nicht kneifen!‘ zu sagen.“
Der Krefelder Poetry-Slammer, Moderator und Autor Johannes Floehr liest im Internet am Donnerstag, 2. April, irgendwas vor. Ja, richtig gelesen. „Johannes Floehr liest irgendwas“ heißt seine Show, die er für 20 Uhr auf der Videostream-Plattform Twitch angekündigt hat. Das Format wird er in unregelmäßigen Abständen fortsetzen. Außerdem betreibt er mit anderen Autoren den Twitter-Account Streamkultur. Dort ist tagesaktuell zu erfahren, welche deutschen Künstler wann wo live im Stream musizieren oder vorlesen.
Für Entdecker
Dieser 23-minütige Video-Rundgang wäre eigentlich keine Erwähnung wert, wirkt aber nun beinahe wie Science-Fiction, obwohl seitdem noch kein Jahr vergangen ist: Menschen, viele Menschen, sich an den Händen fassende Menschen feiern im Mai 2019 Sprödentalkirmes. Sie fahren Autoscooter, Achterbahn und Karussell, schieben Kinderwagen vor sich her, trinken gemeinsam an Stehtischen, fassen ein Gewehr an, das Hunderte vor ihnen angefasst haben.
Vor vier Jahren begleitete die Journalistin Donya Farahani ein Team von Krefelder Müllmännern bei der Arbeit. Eine Woche lang sammelte sie mit ihnen die Tonnen ein und kam ihnen dabei näher. Was sie eigentlich werden wollten, ob sie sich ausreichend gewürdigt fühlen und was ihnen Spaß macht am Beruf - all das fand sie heraus. „Wir lieben Euren Müll“ heißt die halbstündige Doku, die noch immer auf dem Youtube-Kanal des WDR verfügbar ist und Helden des Alltags zeigt.
Der Youtuber Lars Golenia nimmt sich in seinem Youtube-Format „Wir riffen“ alte Dokus von fragwürdiger Qualität vor und spricht immer wieder seine respektlosen Kommentare drüber. Jüngst nahm er sich eine arg beschauliche Schwarz-Weiß-TV-Reportage über Krefeld aus dem Jahr 1964 vor.