Versorgung Der Nordbahnhof kocht für den Mittagstisch der Krefelder Tafel

Krefeld · Damit die Tafel und Emmaus bedürftigen Bürgern und Obdachlosen in diesen schwierigen Zeiten Essen und Grundversorgung anbieten können, brauchen sie finanzielle und tatkräftige Unterstützung.

Johannes Furth vom Nordbahnhof packt 50 Essen für den Mittagstisch der Tafel.

Foto: Ja/Andreas Bischof

Krefelder, die bereits zu „normalen Zeiten“ ihr Auskommen nur mit Mühe bestreiten können, stehen in der Zeit der Corona-Pandemie vor teilweise unlösbaren Problemen. Ohne die Krefelder Tafel und Emmaus hätten viele von ihnen kein regelmäßiges Mittagessen und Lebensmittel für den wöchentlichen Bedarf. Viele Organisationen und Vereine in Deutschland haben ihre Hilfen in diesen Tagen eingestellt, nicht aber die hiesige Tafel und Emmaus. Damit das so bleibt, sind die auf Unterstützung angewiesen. „Wir mussten unseren Mittagstisch umstellen“, erzählt Hansgeorg Rehbein von der Krefelder Tafel. Aus Hygienegründen darf niemand mehr in das Café in Herz Jesu. „Deshalb geben wir das Mittagsgericht jetzt einzeln verpackt für zu Hause mit.“

Am Eingang steht ein Tisch als Sperre, auf dem die Portionen zum Mitnehmen stehen. Dass der notwendige Abstand vor der Tür wie auch bei der täglichen Lebensmittelausgabe eingehalten wird, dafür sorgen Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes. „Dafür bin ich der Stadt sehr dankbar“, sagt Rehbein, der neben der Gesundheit der Besucher vor allem aber die der ehrenamtlichen Helfer im Blick hat. „Von unseren 150 Ehrenamtlern sind etwa 40 Prozent ausgestiegen aus Sorge einer Infektion.“ Trotz strenger hygienischer Vorkehrungen, die getroffen worden seien.

Trotz Hamsterkäufen ist
genug für die Tafel da

Unterstützung erhält die Tafel durch einen Aufruf vom vergangenen Wochenende jetzt durch eine Anzahl junger Leute, allein 15 von den Jusos, der Jugendorganisation der SPD. „Ohne diese jungen Helfer könnten wir die Ausgabe nicht stemmen“, sagt Rehbein. Entgegen der ersten Befürchtungen, dass durch die Hamsterkäufe zu wenig oder gar keine Lebensmittel mehr die Tafel erreichen, ist er inzwischen beruhigt. „Wir kriegen bislang noch genug“, sagt Rehbein erleichtert.

Tatkräftige Unterstützung beim Mittagstisch bekommt er neuerdings von der Familie Furth vom Nordbahnhof ebenso wie seit vielen Jahren von der Firma Cargill. „Seit zwei Wochen kochen wir 30 bis 50 Portionen täglich“, erzählt Anne Furth. Ihre Familie hatte schon vor der offiziellen Aufforderung, Gastronomie und Lokale zu schließen, aus Sicherheitsgründen zu gemacht. „Da wir so vieles in der Küche hatten, was nicht einzufrieren gewesen wäre, kam uns die Idee, das zu kochen“, erzählt sie weiter. Alles wird verarbeitet. Und so kocht die Familie gut bürgerlich: Möhrengemüse mit Haxenfleisch, Sauerkraut-Püree, Käsespätzle oder Linsengemüse mit Frikadelle. Die Reste sind fast aufgebraucht. „Doch wir wollen auch weiterhin das Mittagessen kostenfrei liefern“, betonen Anne Furth und ihr Bruder Johannes.

Da die Tafel aus hygienischen Gründen derzeit keinen Euro pro Woche von ihren Besuchern entgegen nimmt, fehlen laut Rehbein Einnahmen in Höhe von 1000 Euro pro Woche. Deshalb wirbt die Tafel derzeit für Essenspatenschaften. Kurzerhand haben die Vorstände der St. Sebastianus-Bruderschaft an St. Clemens und die Fischelner Schützen ihre Unterstützung zugesagt. „Wir haben uns entschieden, in bedeutendem Umfang Essenspatenschaften zu übernehmen“, erklären Brudermeister Karl-Josef Ruland und Horst Krischer von den Schützen.

Auch die Krefelder Emmaus-Gemeinschaft ist auf Unterstützung angewiesen. Finanzierte sich die 1949 in Frankreich von Abbé Pierre gegründete Organisation zur Bekämpfung von Obdachlosigkeit und Armut bislang aus ihrem Secondhand-Laden und dem Umzugsservice an der Peter-Lauten-Straße, brechen diese Einnahmen in der Corona-Krise jetzt auch weg.

Der Tagestreff „Die Brücke“ kann kein Essen an Bedürftige und Obdachlose mehr abgeben und sucht deshalb verzweifelt Paten für die „Zukunft von Emmaus Krefeld“, die 50 bis 100 Euro im Monat spenden. Auch für die Essensverteilung ist Hilfe gefragt. „15 junge geflüchtete Syrer haben uns schon ihre Hilfe dabei angeboten“, sagt Elli Kreul von Emmaus gerührt. Das ist der Grundgedanke von Emmaus, sich gegenseitig zu helfen.