Krefelder Notschlafstelle Stadt plant Neubau für Obdachlose an der Feldstraße
Krefeld · „Obdach Krefeld“ heißt ein Projekt, das die Stadtverwaltung für wohnungslose Menschen an der Feldstraße umsetzen will.
Die Stadt Krefeld will bei der Betreuung und Unterbringung von Wohnungslosen neue Wege gehen. „Wir brauchen das ganz dringend“, erklärte am Mittwoch die zuständige Beigeordnete Sabine Lauxen bei der Vorstellung des Konzepts. Dessen Kernpunkt: Die städtische Einrichtung an der Feldstraße, die bisher als Notschlafstelle für 60 bis 90 Personen dient, soll unter dem Namen „Obdach Krefeld“ um- und ausgebaut werden.
Vor einem Jahr hatte die Planung noch ganz anders ausgesehen. Damals kündigte die Verwaltung an, einen Gebäudekomplex an der Oppumer Straße, der seit 2015 als Flüchtlingsunterkunft gedient hatte, als zweite städtische Schlafstelle für die Unterbringung von Obdachlosen zu sanieren. Dann aber waren die baulichen Probleme dort zu groß, ein neuer Plan musste her.
In den vergangenen Monaten hat die Verwaltung geprüft, ob die ehemalige Don-Bosco-Schule an der Feldstraße zu einer modernen Obdachlosenunterkunft werden kann. „Wir sagen als Verwaltung ja zu diesem Standort“, fast Lauxen das Ergebnis zusammen. Eigentlich wollte sie das entsprechende Konzept in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses vorstellen, dem jetzt aber die Absage wegen der hohen Corona-Zahlen droht. Gleichwohl soll daran weiter gearbeitet werden.
Bis zu 40 Zimmer mit
Nasszelle sind geplant
Das Konzept besteht aus drei Säulen: Neben einem klassischen Notschlafbereich in der alten Schule soll es in einem Neubau auf einem Grundstück zur Kölner Straße hin 30 bis 40 Ein-Zimmer-Appartements mit Nasszelle geben. Dort könnten Menschen untergebracht werden, die nicht nur eine Nacht bleiben, sondern regelmäßig zur Feldstraße kommen. Im dritten Fall sind sie auch bereit, Beratungs- und Betreuungsangebote durch Sozialarbeiter regelmäßig zu nutzen. Lauxen spricht von einem „durchlässigen System in beide Richtungen“. Ziel sei es, die Menschen in die Beratung zu bringen.
Die Stadt will nicht die bisherige Arbeit der Wohlfahrtsverbände übernehmen, sondern sich an der Feldstraße auf zwei Aufgaben konzentrieren: das Angebot einer medizinischen Grundversorgung sowie eines unter dem Stichwort „Waschen ist Würde“. Dazu gehören Duschen und Toiletten ebenso wie Waschmaschinen. Wie Lauxen betont, sei dies insbesondere für Frauen wichtig.
Ein weiteres Ziel ist die Gründung eines Fördervereins, der für finanzielle Unterstützung sorgt und eine bessere Einbindung ins Wohnviertel vermitteln kann. Ebenso soll ein Bewohnerbeirat gegründet werden.
Wie Fachbereichsleiter Wolfram Gottschalk ergänzt, soll das Gesamtpaket in das städtische Konzept „Handeln und Helfen“ eingebettet werden. Dazu gehöre auch das Angebot der Diakonie, die ihre Notschlafstelle an der Lutherstraße im Vorjahr zwar geschlossen, dort aber einen Platz für Tagesaufenthalte geschaffen hat. Auch eine umfangreiche Wohnungslosenberatung ist dort vorhanden. Von der Feldstraße aus sind die Räume zu Fuß in zehn Minuten erreichbar.
Insgesamt etwa 200 Wohnungslose gibt es nach Schätzung von Gottschalk in der Stadt, ein Viertel davon seien Frauen. Die Zahlen seien nicht gestiegen, die optische Dominanz dieser Menschen im Straßenbild sei während der Pandemie aber größer geworden. „Wir werden nicht alle von der Straße kriegen“, versucht Lauxen, zu große Erwartungen an das neue Konzept zu dämpfen. Selbst während der seit wenigen Tagen geltenden Ausgangssperre suchten nicht mehr Personen als sonst die Notschlafstelle auf.
Wenn die Politik das Konzept billigt, wird die Unterbringung an der Feldstraße auf jeden Fall völlig anders als bisher aussehen. Bis zur Corona-Pandemie wurden dort noch große Schlafsäle in den alten Klassenräumen mit vielen Menschen belegt – mittlerweile schlafen maximal vier Personen in einem Raum, sagt Gottschalk. Nach dem Umbau sollen es nicht mehr als zwei sein. Getrennte Waschräume für Frauen und Männer werden zudem getrennte Zugangsbereiche erhalten, damit es nicht zu Belästigungen kommt.
Pflegebedürftige werden nicht betreut werden können
Zumindest das Erdgeschoss des denkmalgeschützten Schulgebäudes wird künftig auch barrierefrei sein – der Neubau sogar komplett. Pflegebedürftige wird man dort allerdings auch nach dem Umbau nicht betreuen können, dafür fehlt das Fachpersonal.
Wie geht es jetzt weiter? Nach Auskunft von Sabine Lauxen wird das Zentrale Gebäudemanagement der Stadt auf der Basis des vorhandenen Bebauungsplans eine Raumplanung vorantreiben. Parallel dazu soll noch in diesem Jahr ein Zeit- und Kostenplan erstellt werden. In den Haushalt 2022 sollen dann Mittel eingestellt werden. Denn „so schnell wie möglich“, so Sabine Lauxen, soll „Obdach Krefeld“ Wirklichkeit werden.