Traurige Nachricht Krefeld trauert um ehemaligen Oberbürgermeister Willi Wahl
Krefeld · Der Sozialdemokrat wurde 91 Jahre alt. Geschätzt wurde er vor allem für seine Volksnähe.
Am Krefelder Rathaus ist am Mittwochnachmittag Trauerbeflaggung angeordnet worden: Der ehemalige Krefelder Oberbürgermeister Willi Wahl war einen Tag zuvor im Alter von 91 Jahren gestorben. Krefeld nannte er gerne „meine Heimatstadt“, hieß es zuletzt in einem Bericht der WZ.
Der gelernte Gärtner und Maurer war Geschäftsführer der IG Metall in Krefeld und ab 1959 nach Angaben der Stadt Mitglied der SPD. Mit kurzer Unterbrechung wirkte er mehr als 20 Jahre lang im Stadtrat und in zahlreichen Fachausschüssen. Von 1979 bis 1984 war er außerdem Bezirksvorsteher in Fischeln. Ab 1989 bis 1994 war er Oberbürgermeister der Stadt Krefeld. Zuvor war er bereits fünf Jahre lang Bürgermeister und erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
Zahlreiche Ehrungen hat er erhalten. Etwa die Heinrich-Malina-Plakette, die ihm Ex-Regierungschef Johannes Rau „für den Einsatz für Arbeitnehmer-Interessen“ verlieh. 2001 bekam er den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Lange noch mit der Kommunalpolitik verbunden, wandte sich der Politiker auch der von ihm geliebten Mundart zu. „Seine Auftritte im Erholungsheim Schirmau sind vielen noch in Erinnerung“, schrieb unser Autor Heinz Webers zu seinem 90. Geburtstag.
„Ein Krefelder Jung’“
„Die tiefe Verbundenheit zu seiner Heimatstadt und der unermüdliche Einsatz für die Belange der Krefelderinnen und Krefelder drückten sich über Jahrzehnte in seiner vielfältigen politischen Tätigkeit und seinem sozialen Engagement aus“, hieß es am Mittwoch in einem Nachruf der Stadt. „Willi Wahl war ein echter Krefelder Jung‘ vom allerbesten Schlag und in der Nachkriegszeit eine der prägenden Persönlichkeiten für unsere Stadt“, erklärte Oberbürgermeister Frank Meyer. Als er politisch aktiv wurde, habe der damalige Oberbürgermeister seine Vorstellung von Kommunalpolitik stark beeinflusst.
Geboren wurde Willi Wahl am 23. Oktober 1927 in Duisburg. Er entstammte dem klassischen Arbeitermilieu, sein früh verstorbener Vater war Hüttenarbeiter bei der August-Thyssen-Hütte im Stadtteil Ruhrort. Seine Kindheit, die er in Kempen und Fischeln verbrachte, fiel in die Jahre des Nationalsozialismus. Eine Gärtnerlehre musste er wegen des Krieges abbrechen – schon als Jugendlicher wurde er an die Front geschickt. Im Nachkriegsdeutschland beendete er seine Ausbildung, schulte dann aber zum Maurer um.
Ab 1950 arbeitete er in den Deutschen Edelstahlwerken als Ofenmaurer. Dort kandidierte er für den Betriebsrat und wurde Vertrauensmann für die Beschäftigten. Dem gewerkschaftlichen Streben nach sozialer Gerechtigkeit und Mitbestimmung blieb er über Jahrzehnte treu: Zwischen 1959 und 1988 war Willi Wahl 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Krefeld und stritt schon in aller Frühe vor den Werkstoren für die 35-Stunden-Woche. In seiner Funktion war er mehr als 30 Jahre lang Gesicht und Stimme der Gewerkschaft in Krefeld und verschaffte sich dank seiner Zuverlässigkeit und seines fairen, respektvollen Umgangs quer durch alle Lager Achtung und Anerkennung.
Seine kommunalpolitische Karriere, die 1970 mit der Wahl in den Stadtrat begonnen hatte, erlebte ihren Höhepunkt, als er 1989 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. In seine Amtszeit fallen unter anderem die Gründung des Umweltzentrums, des Kresch-Theaters und der NS-Dokumentationsstelle Villa Merländer. Auch am Aufbau der Gesamtschulen in Krefeld und an der Gründung der Herzchirurgie im heutigen Helios-Klinikum hatte er seinen Anteil.
Unvergessen: Die Eröffnung des Uerdinger Stadtbades
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs gehörte Willi Wahl zu den ersten Kommunalpolitikern, die ihre Hand in Richtung Osten ausstreckten. Er schloss Partnerschaften zum Oder-SpreeKreis in Brandenburg und nach Uljanowsk in Russland. Der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Volkmar Kretkowski brachte die Haltung seines Parteifreunds einmal so auf den Punkt: „Der Willi übt sein Amt nicht aus – er lebt es.“ Und auch CDU-Politiker Dieter Pützhofen, der Willi Wahls Vorgänger als Oberbürgermeister war und 1994 wiederum sein Nachfolger wurde, lobte die Volksnähe seinen langjährigen politischen Konkurrenten: „Willi, du magst die Krefelder. Die Krefelder wissen das und mögen dich.“ Ein unvergessenes Beispiel für seine humorvolle, unprätentiöse Amtsführung lieferte Willi Wahl bei der Einweihung des Uerdinger Stadtbads: Statt eine Rede zu halten, stürzte er sich mit den Worten „Mir nach!“ nur in Badehose bekleidet ins Becken.
Willi Wahl war ein Familienmensch
Privat war Willi Wahl ein echter Familienmensch. Mit seiner Frau Hilde, die er direkt nach dem Krieg in den Trümmern Krefelds kennengelernt hatte und 1947 heiratete, hatte er fünf Kinder. Sie wuchsen in einem Siedlerhaus in Stahldorf auf, das Willi Wahl mit viel Eigenleistung gebaut hatte. In späteren Jahren kamen jeweils rund ein Dutzend Enkel und Urenkel hinzu. Ihre letzten Jahre verbrachten Hilde und Willi Wahl im Lazarus-Heim in Hüls.
Als Hilde Wahl Anfang 2016 starb, waren die beiden schon fast 70 Jahre miteinander verheiratet. Im Oktober 2017 konnte Willi Wahl noch mit Familie, Freunden und Wegbegleitern seinen 90. Geburtstag feiern. Oberbürgermeister Frank Meyer betonte damals in seiner Rede die Verdienste des Politikers und des Menschen Willi Wahl: „Auf dein Leben als Ehemann, als Vater, Opa und Uropa kannst du mindestens so stolz sein wie auf dein berufliches und politisches Wirken.“