Geburtstag Willi Wahl wird heute 90
Gärtner, Maurer, Ofenbauer, Gewerkschafter — und Sozialdemokrat mit Leib und Seele: Die meisten Krefelder kennen Wahl aber als Alt-OB.
„Ech bön en Krieewelsch Boerschke, on bön so frech wie Plack, on wenn mech iemes ärjert, däm hau echo p dat Jack“, diese Gedichtzeilen von Josef Brocker trägt Willi Wahl bei jeder Feier im Lazarushaus vor. Heute jedoch tragen andere vor, denn Krefelds Alt-Oberbürgermeister wird 90.
Zu seinen Ehren gibt Oberbürgermeister Frank Meyer für seinen Vor-Vorgänger einen Empfang in der Hülser Senioreneinrichtung. Dort verbringt Willi Wahl seinen Lebensabend und ist an vielem interessiert. Wenn er auch nicht mehr so oft das Haus verlässt. Aber ab und zu holen ihn seine Parteifreunde, so wie vor kurzem zu einer Jubiläumsveranstaltung im Haus der Seidenkultur. Dort berichtete der Jubilar von seinen Begegnungen mit der Mode. Seitdem Wahls Frau im vergangenen Jahr verstarb, kümmern sich die Kinder noch intensiver um den Vater.
Als die SPD 1989 nur ein Ratsmandat weniger als die CDU errang, gab es Verhandlungen mit den kleineren Mitbewerbern. Die Überraschung: Der Rat wählte Willi Wahl als Nachfolger von Dieter Pützhofen zum Oberbürgermeister. Er wurde das achte Stadtoberhaupt nach dem Krieg. Der gelernte Ofenbauer und langjährige Gewerkschaftssekretär hatte den Gipfel erreicht. Nach Josef Hellenbrock, der 1961 ausschied, stellte die SPD mit Willi Wahl zum zweiten Mal den Ersten Bürger Krefelds nach dem Krieg. 1994 musste er das Amt allerdings wieder an Pützhofen abtreten.
Willi Wahl wurde am 23. Oktober 1927 in Duisburg geboren und zog später mit seiner Mutter nach Krefeld, das er gern „meine Heimatstadt“ nennt. Er begann eine Gärtnerlehre, musste aber in den Krieg. Seine Lehre schloss er später ab, ließ sich dann aber als Maurer umschulen. Bei den Deutschen Edelstahlwerken, später Thyssen-Edelstahlwerke, übernahm er gewerkschaftliche Funktionen.
Im Jahr 1959 trat Wahl der SPD bei, wurde im gleichen Jahr Geschäftsführer und Erster Bevollmächtigter der IG Metall, Verwaltungsstelle Krefeld. 1970 wurde Wahl, der in Fischeln wohnte, in den Stadtrat gewählt und, dank seiner konzilianten Art, 14 Jahre später Oberbürgermeister.
Zahlreiche Ehrungen hat er erhalten. Stolz ist er auf die Heinrich-Malina-Plakette, die ihm Ex-Regierungschef Johannes Rau „für den Einsatz für Arbeitnehmer-Interessen“ verlieh. 2001 bekam er den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Lange noch mit der Kommunalpolitik verbunden, wandte sich der Politiker auch der von ihm geliebten Mundart zu. Seine Auftritte im Erholungsheim Schirmau sind vielen noch in Erinnerung.
Heute Nachmittag werden Parteifreunde und Wegbegleiter dem Jubilar die Aufwartung machen. „Leck mech de Söck, dä Will wörd Niejenzig“ steht über der Einladung von Frank Meyer zu der kleinen Feierstunde im Seniorenheim. Die musikalischen Grüße überbringen junge Musiker der Musikschule.