Stadtbad Neusser Straße „Parti-Mobil“ fürs alte Stadtbad

Krefeld · Der Verein „Freischwimmer“ hat einen Rollwagen gebaut, an dem er Bürger-Ideen für die Badeanstalt sammelt.

Die „Freischwimmer“ Katrin Mevißen, Mats Linger, Judith Cleve, Clemens Brück und Marcel Beging mit dem „Parti-Mobil“ vor dem Stadtbad.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Die Aktiven des Vereins „Freischwimmer“ sind ab Mitte Juni mit dem „Parti-Mobil“ in Krefeld unterwegs. Wer dabei an Alkohol und wildes Feiern denkt, liegt allerdings völlig falsch, denn auf die Schreibweise kommt es an: Mit dem „Partizipations-Mobil“ soll über das alte Stadtbad an der Neusser Straße informiert und zur Beteiligung aufgerufen werden, Ideen für dessen mögliche Nutzung zu entwickeln.

Vor dem am Mittwoch eröffnenden Stadtumbaubüro neben der ehemaligen Badeanstalt, in dem der Verein ebenfalls „Heimrecht“ bekommt, haben die „Freischwimmer“ Katrin Mevißen, Mats Linger, Judith Cleve, Clemens Brück und Marcel Beging ihr Gefährt erstmals vorgestellt. Es handelt sich um einen hölzernen Wagen auf massiven Rollen, der mit Hilfe von Schreinermeister Christof Schumacher entstanden ist. „Der ist so massiv, dass man damit in Krefeld über Stock und Stein fahren kann“, sagt Beging. Denn genau das ist der Plan: Das Parti-Mobil soll auf Wochenmärkten, bei Straßenfesten und bei „Badgesprächen“ in der Volkshochschule zum Einsatz kommen. „Wir gehen aktiv auf die Leute zu“, betont Beging.

Der Rollwagen verfügt über einen Zeitstrahl mit Fähnchen, ein Tablet mit bewegten Bad-Bildern sowie mehrere Schubladen, die mit den Schlagwörtern „Aktion“, „Wir fordern“, „Drei Säulen“ und „Erinnerungen“ überschrieben sind. Darin finden sich unter anderem Informationen zur schillernden Geschichte der seit 2002 geschlossenen Städtischen Bäder, zu den Forderungen der „Freischwimmer“ und zu Mitmach-Möglichkeiten der Bürger.

Ein Fragebogen, der in Kürze auch online zu finden ist, lädt die Krefelder dazu ein, Ideen für das alte Bad zu entwickeln und gleich am Mobil einzuwerfen. Schon bei der ersten Badrunde am 11. Mai, bei der das Gebäude besichtigt werden konnte, waren etliche solcher Bögen ausgefüllt worden. Noch während der Verein sein Info-Mobil auf der Neusser Straße vorstellte, kamen weitere dazu. Denn viele Bürger hängen an dem alten Bad und sind sehr an dessen Zukunft interessiert.

Strandcafé oder Gründerzentrum, Gemeinschaftsbüro oder Bürgerzentrum, Türkisches Bad oder Werkstätten – viele solcher Nutzungsideen sind schon genannt worden. Auch die Stadt selbst macht sich Gedanken, im Laufe des Jahres soll ein Planungs- und Nutzungskonzept samt Kostenkalkulation vorgestellt werden. „Die Bedürfnisse der Stadtgemeinschaft wird es aber nicht enthalten“, gibt Marcel Beging zu bedenken. Ziel der Freischwimmer ist es deshalb, „die Bürger mitzunehmen“, so Katrin Mevißen. Denn diese habe bislang noch keiner gefragt.

Schubladen öffnen und Räume neu denken – der Verein möchte damit auch in den kommenden Monaten damit weiter machen. Der Termin für die zweite Badrunde wird derzeit vorbereitet, zwei Fototouren durch das einst prachtvollste Bad des ganzen Kaiserreiches sind schon ausgebucht. „Wir werden mit Anfragen förmlich überrannt“, seufzt Marcel Beging.

Der Verein wird zukünftig nicht nur in dem ehemaligen Reisebüro neben dem Stadtbad Neusser Straße zu finden sein. Auch an der Rückseite in einer ehemaligen Werkstatt soll er Platz zur kreativen Entfaltung bekommen. Diese hat am alten Eingang zum Freibad-Bereich an der Gerberstraße schon begonnen: Das Tor ist bunt bemalt worden, darüber flattert die Freischwimmer-Fahne im Wind.

Bis November wollen die Aktiven des Vereins die Bürger-Ideen gesammelt und ausgewertet haben. Im Anschluss ist ein Termin im Rathaus vorgesehen, um der Stadt diese Ideen vorzustellen. Damit das Stadtbad von seinem Dasein als verfallenes Denkmal endlich befreit werden kann.