Gellep-Stratum Warum diese Post-Filiale nur zwei Stunden am Tag geöffnet hat
Gellep-Stratum · Nach mehr als zwei Jahren gibt es wieder einen Anlaufpunkt für Briefmarken und Co. in Gellep-Stratum. Bei dem neuen Angebot handelt es sich aber um eine Ausnahme.
Für Klaus Jagusch ist es ein Fortschritt, für den er sich auch persönlich eingesetzt hat. In Gellep-Stratum gibt es wieder eine Filiale der Post. Auch wenn die als Ausnahme, als Zwischenlösung zu sehen ist. Doch von vorne.
Seit mehr als zwei Jahren konnte in Gellep-Stratum kein Paket aufgegeben, keine Briefmarke gekauft werden. Wer Leistungen der Post nutzen wollte, musste den Stadtteil verlassen, etwa in Richtung Linn oder Uerdingen. Dass es jetzt wieder einen Anlaufpunkt im Stadtteil gibt, sei daher auch „ein Beitrag zum Umweltschutz“, sagt Anwohner Klaus Jagusch, der sich auch im Bürgerverein engagiert. Die Post hat er dabei unterstützt, passende Räumlichkeiten zu finden. Vor der mehrjährigen Post-Pause habe es einen Post-Service in einem Angelsport-Geschäft an der Lanker Straße gegeben, wie er sonst häufig in Kiosken zu sehen ist.
Anwohner vermittelt Räumlichkeiten
Nachdem das Geschäft die Kooperation mit der Post aufgegeben hatte, habe sich im Stadtteil niemand finden lassen, der Interesse an zusätzlichen Postdiensten in seinem Ladenlokal oder anderen Räumlichkeiten hat — Gründe seien zu wenig Platz, Bedenken wegen des Feuerschutzes oder Umbaukosten, oder einfach mangelndes Interesse gewesen, erklärt Jagusch.
So seien mehr als zwei Jahre ohne Poststelle „ins Land gezogen“. Dann sei Jagusch auf das freigewordene Ladenlokal an der Düsseldorfer Straße 293 neben einem Friseur aufmerksam geworden und habe Post und Vermieterin zusammengebracht. Seit Ende Oktober bietet die Post nun eine Filiale an. Kunden können an einem einzelnen „Schalter“ zum Beispiel Brief- und Paketmarken erstehen oder Einschreiben aufgeben. Die Filiale hat dabei zwei Stunden pro Werktag geöffnet (siehe auch Kasten). Das Angebot ist eine Ausnahme, erklärt ein Sprecher der Post unserer Redaktion.
Nach der „Postuniversaldienstleistungsverordnung“, die nach der Privatisierung zum Beispiel auch die Abstände zwischen den Briefkästen regele, sei die Post verpflichtet, an einem Standort mit mehr als 2000 Einwohnern (durchgängig bebaut) eine Filiale einzuführen, wenn sich kein Kooperationspartner finden lässt. Denn: Die Deutsche Post betreibe eigentlich selbst gar keine Filialen mehr — entweder handele es sich um Kooperationen mit Postbanken oder mit Einzelhandelsgeschäften wie bei Kiosken oder Supermärkten.
Insgesamt gebe es rund 13 000 solcher Filialpartner. Die Post profitiere von der Lage der Geschäfte, die Kunden von den Öffnungszeiten und dem erweiterten Sortiment und der Einzelhändler von zusätzlicher Kundschaft. Reine Postfilialen seien nicht mehr wirtschaftlich betreibbar, so der Konzernsprecher.
Situation in Gellep-Stratum ist aus Sicht der Post nicht optimal
Die Situation in Gellep-Stratum sei für Kunden aufgrund der „übersichtlichen“ Öffnungszeiten noch „suboptimal“, das Angebot eingeschränkt. Die Filiale kann zum Beispiel nicht als Adresse für Paketsendungen angegeben werden und Pakete werden dort nicht aufbewahrt, falls der Empfänger sie an der eigenen Haustür nicht entgegennehmen konnte. Das sei der Post bewusst. Die nun eröffnete Filiale sei daher nur als Übergangslösung zu sehen. Sie sei eröffnet worden, weil eben kein Kooperationspartner gefunden wurde. Daher halte man weiter Ausschau nach möglichen Partnern.
Anwohner Klaus Jagusch freut sich trotzdem über die neue Filiale. Er sieht sie auch als Teil einer Infrastruktur, die in seinem Stadtteil tendenziell schwinde (Hausarzt, Geldautomat). Und das neue Angebot werde angenommen: „Gestern musste ich Schlange stehen“, sagt Jagusch.