Bakterien-Fund Legionellen ärgern auch die Prellballer

Krefeld · Sportler des TV Uerdingen können Duschen in der Turnhalle an der Stettiner Straße schon seit Monaten nicht mehr nutzen. Auch andere Gruppen sind betroffen. Am Leitungssystem ist schon gearbeitet worden.

 Legionellen in einer Labor-Schale. Sie fühlen sich in feucht-warmer Umgebung besonders wohl. Vor allem in Krefeld hat es in vielen alten Sport- und Schwimmhallen in den vergangenen Monaten entsprechende Bakterien-Funde gegeben. 

Legionellen in einer Labor-Schale. Sie fühlen sich in feucht-warmer Umgebung besonders wohl. Vor allem in Krefeld hat es in vielen alten Sport- und Schwimmhallen in den vergangenen Monaten entsprechende Bakterien-Funde gegeben. 

Foto: dpa/Jens Wolf

Helmut Kocken spielt seit etwas mehr als einem Jahr beim TV Uerdingen Prellball. Die Männergruppe, der er angehört, trifft sich einmal in der Woche in der Turnhalle der Bodelschwingh-Schule am Standort Stettiner Straße. „Nach dem Training sind wir immer klatschnass geschwitzt“, berichtet Kocken, der mit seinen 70 Jahren zu den Jüngsten der Gruppe gehört: Der Älteste sei schon 90.

Für die meist etwa sechs Senioren wäre eine Dusche nach den Anstrengungen sicher nicht schlecht – doch in der Turnhalle gebe es dazu keine Gelegenheit: „Die Duschen sind schon seit rund einem Jahr kaputt.“ Völlig verschwitzt, müssten die Sportler dafür erst nach Hause fahren.

Beschwerden bei der Stadt blieben ohne Folgen

Der Stadt sei dieser Umstand schon lange bekannt. Doch geändert habe sie daran nichts. „Wir sind von einem Herrn Pasch immer wieder vertröstet worden. Im September habe ich dann schließlich aufgegeben“, berichtet Kocken. Er kann sich nicht erklären, wieso es so schwierig sein soll, die Duschen zu reparieren.

Wie Helmut Kocken, der in Meerbusch wohnt und lange in Krefeld gearbeitet hat, weiter berichtet, sei das Klima in der Turnhalle besonders schweißtreibend, da sich in der Keller-Etage darunter ein Lehrschwimmbecken befinde. Das werde fast zeitgleich zum Prellball auch von einer anderen Gruppe aus älteren Sportlern genutzt. Einmal seien die Prellballer deshalb schon auf die Idee gekommen, zum Duschen nach unten zu gehen, dort aber nicht gerne gesehen gewesen.

„Bei der Stadt wurde uns erklärt, dass gehe nicht, da handele es sich um eine andere Abteilung“, berichtet Kocken. Auch das Angebot, möglichen versicherungstechnischen Problemen durch eine Unterschrift aus dem Weg zu gehen, sei abgelehnt worden. Selbst ein Schreiben an den Oberbürgermeister habe nichts bewirkt. Für eine Sportstadt wie Krefeld sei das wahrlich kein gutes Zeugnis.

Hinter den Kulissen ist an den Leitungen gearbeitet worden

Helmut Kocken hatte sich in der WZ-Redaktion gemeldet, nachdem unsere Zeitung über einen Legionellenbefund in der Sporthalle der Albert-Schweitzer-Realschule an der Lewerenzstraße berichtet hatte. Und genau das ist auch der Grund, warum die Uerdinger Prellballer und auch andere Sportgruppen nicht duschen können: Nach einem Befund im vergangenen Jahr hätten hinter den Kulissen der alten Halle an der Stettiner Straße „intensive Arbeiten“ begonnen, um die Legionellen zu beseitigen, berichtet Schuldezernent Markus Schön auf Nachfrage. Nun müsse sich durch aktuelle Beprobungen zeigen, ob das Problem damit beseitigt worden sei. Wovon Schön derzeit aber ausgeht.

In Krefeld hat es zuletzt immer wieder Meldungen über Legionellen in Krefelder Sporthallen gegeben. Der Betrieb im Badezentrum Bockum war im Vorjahr deshalb wochenlang nicht möglich. Danach war auch das Leitungssystem der Sporthallen an der Horkesgath betroffen.

Zur Erklärung immer wieder neuer Fälle verweist Markus Schön darauf, dass das Leitungsnetz in vielen Krefelder Sporthallen schon sehr alt sei. Auch die Länge des Leitungssystems begünstige die Legionellenbildung.

Legionellen sind vor allem in feucht-warmer Umgebung im Leitungssystem zu finden. Das Einatmen des bakterienhaltigen Wassers kann zu Infektionen führen.

Im vergangenen September hatte Ratsfrau Gisela Klaer (SPD) in einem Antrag gefordert, dass das Gesundheitsamt ab sofort sämtliche Legionellenbefunde, die bestimmte Werte überschreiten, veröffentlichen müsse. Auch Ärzte und Krankenhäuser müssten sofort informiert werden. Anlass waren in diesem Fall lange unbekannt gebliebene Befunde in zwei Firmen im Gebiet des Krefelder Rheinhafens.