Weihnachts-ABC Strenges Fasten statt Spritzgebäck und Gänsebraten

Krefeld · Das Weihnachts-ABC führt heute in die orthodoxe Barbara-Kirche.

Wandmalerei und Ikonenwand hinter dem Altar in der russisch-orthodoxen Kirche St. Barbara an der Wielandstraße.

Foto: Andreas Bischof

                  B wie Barbara

Am Barbaratag, der am 4. Dezember begangen wird, werden nach alter Tradition Zweige von einem Obstbaum geschnitten und ins Wasser gestellt. Diese Barbarazweige sollen bis zum Heiligen Abend blühen. Angeblich geht der Brauch darauf zurück, dass die christliche Märtyrerin aus dem 3. Jahrhundert (ihr eigener Vater soll sie enthauptet haben, weil sie den Glauben an Jesus Christus nicht aufgeben wollte) auf dem Weg in das Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängen blieb, der dann genau an dem Tag blühte, als sie zum Tode verurteilt wurde.

Dem russisch-orthodoxen Priester Alexej Veselov ist der Brauch der Barbarazweige zwar fremd, doch die Geschichte der Heiligen kennt er genau: Die Kirche seiner Gemeinde an der Wielandstraße ist nach der Heiligen Barbara benannt. Eine Ikone vor der dreitürigen Bilderwand zwischen dem Gemeinde- und dem Altarraum, der so genannten Ikonostase, zeigt sie mit dem Kelch der Heiligen Kommunion in den Händen. Denn sie wird angerufen, um einen Tod ohne den Empfang der Sterbesakramente zu verhindern – anders als ihr Vater, den nach ihrer Enthauptung ein Blitz erschlagen haben soll.

Warum ist die ehemalige Franziskuskirche, die von der russisch-orthodoxen Gemeinde 2016 gekauft und im Oktober 2018 geweiht wurde, nach der Heiligen Barbara benannt? „Der Vorschlag kam von unserem Kirchenältesten“, berichtet Alexej Veselov. Denn die Großmärtyerin, die eingesperrt in einem Turm zum Glauben gekommen sei, habe als Schutzpatronin der Bergleute und Bauern einen engen Bezug zum Niederrhein.

Die Mitglieder der Gemeinde – rund 150 besuchen die sonntägliche Lithurgie, zu Ostern sind es bis zu 500 – bereiten sich derzeit auf Weihnachten vor, das in der orthodoxen Kirche am 7. Januar gefeiert wird. Gänsebraten und Spritzgebäck spielen dabei keine Rolle. Ganz im Gegenteil: Am 28. November beginnt eine strenge 40-tägige Fastenzeit zur Vorbereitung auf das Fest: Fleisch- und Milchprodukte werden dann nicht gegessen. „Das ist sehr fruchtbringend für das geistliche Leben“, betont Alexej Veselov. Im Fasten lerne man den Gehorsam gegenüber Gott, übe Wachsamkeit und Willenskraft. Der Höhepunkt der Fastenzeit ist am 6. Januar, dem Heiligabend der orthodoxen Kirche. Dann wird erst gegessen, „wenn der erste Stern am Himmel erscheint“. Nach dem Gottesdienst am Weihnachtsmorgen, der bis zu drei Stunden dauern kann, wird das Fasten endgültig beendet.

Weihnachten selbst ist auch in der russisch-orthodoxen Kirche ein Familienfest mit Süßigkeiten, Weihnachtsbaum und Geschenken. In der Barbara-Kirche wird eine Ikone der Geburt Christi aufgestellt. Eine Besonderheit sind laut Veselov die Koljadki: Nach diesem Brauch ziehen am 7. Januar Kinder und Jugendliche von Haus zu Haus und singen Weihnachtslieder. In Krefeld beschränken sich die Sänger auf den Besuch bei Gemeindemitgliedern und Menschen, die nicht zum Gottsdienst kommen können.