Zwei Fälle Wie gefährlich sind Legionellen im Krefelder Hafengebiet?
SPD fordert Stadt und Bezirksregierung mit Blick auf Gesundheitsschutz der Bevölkerung zu Transparenz auf.
Legionellenbefunde im Badezentrum Bockum haben in diesem Jahr schon einigen Wirbel verursacht. Während die Stadtverwaltung das Bad deshalb zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung über Wochen geschlossen hat, vermisst die SPD-Fraktion im Stadtrat in anderen Fällen die Transparenz. In einem Antrag an den Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit, der am Dienstag, 3. September, tagt, fordert Ratsfrau Gisela Klaer (SPD), dass das Gesundheitsamt ab sofort sämtliche Legionellenbefunde, die bestimmte Werte überschreiten, veröffentlichen muss. Auch Ärzte und Krankenhäuser müssten sofort informiert werden. Im Schreiben an die Ausschussvorsitzende Doris Nottebohm erinnert Gisela Klaer daran, dass in Gellep-Stratum seit mehr als eineinhalb Jahren Geruchsbelästigungen auftreten, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten. Mehr als 400 Beschwerden von Bürgern hat es deshalb schon gegeben.
2018 hatte es Legionellenbefunde in zwei Unternehmen gegeben
Im vergangenen Mai teilte die Bezirksregierung Düsseldorf dann auf Nachfrage des Bürgervereins mit, dass schon 2018 in zwei Kühlsystemen der Firma Cargill Deutschland GmbH und in einem Kühlsystem der Firma Compo Expert GmbH je einmal Legionellen auftraten. Diese hatten laut Medienberichten die festgelegen Grenzwerte überschritten, weshalb mit Chemikalien Sofortmaßnahmen zur Gefahrenabwehr durchgeführt worden seien. Das Auftreten von Gerüchen habe die Bezirksregierung in dem Zusammenhang nicht ausschließen können.
Die Düsseldorfer Behörde und das Krefelder Gesundheitsamt hatten die Auffassung vertreten, dass die Bevölkerung nicht informiert werden muss. Denn zu Erkrankungen war es ja nicht gekommen. Dagegen fordert jetzt die SPD „eine vollständige Transparenz im Sinne des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung“, sagt Gisela Klaer, Sprecherin ihrer Fraktion im Gesundheitsausschuss. Sie beruft sich in dieser Auffassung auch auf das bekannte Robert-Koch-Institut. „Wenn Ärzte nicht wissen, dass im Umfeld des Patienten möglicherweise Legionellen ausgetreten sind, werden sie eher nicht prüfen, ob Legionellen für die Erkrankung ursächlich sind. Sie werden dann auch nicht entsprechend spezifisch den Patienten behandeln können“, so die Sozialdemokratin.
Fälle wie in Warstein (siehe Kasten) hätten mehr als deutlich gemacht, dass Legionellenausträge aus Kühlsystemen sehr ernst zu nehmen seien, wenn die Kühlturmschwaden auf Siedlungen treffen. Das sei in Gellep-Stratum der Fall. Und bei einem Legionellose-Ausbruch in Gent (Belgien) habe es jüngst zwei Todesfälle gegeben. Ursächlich sei das Kühlsystem einer Papierfabrik gewesen.
Dazu Gisela Klaer: „Der aktuelle Fall in Gent verdeutlicht umso mehr, dass gerade in der Gemengelage, wie sie am Krefelder Hafen herrscht, sehr genau geprüft werden muss, ob die Anlagen so errichtet sind, dass Legionellen möglichst keine guten Wachstumsbedingungen finden. Die Überprüfung schließt ein, dass möglichst nur sauberes Wasser zu Kühlzwecken genutzt wird.“ Der Fachbereich Gesundheit der Stadt Krefeld habe eine Fürsorgepflichten für die Bevölkerung. „Er muss dabei darauf vertrauen, dass alle Gesundheitsrisiken weitgehend minimiert werden. Dies bedeutet in der Konsequenz ein Drängen auf die Durchsetzung der entsprechenden Anforderungen sowie die Formulierung ggf. auch weitergehender Anforderungen, die der Nähe des Hafens zu den Wohngebieten in Gellep-Stratum Rechnung trägt.“
Der Fachbereich Gesundheit soll die Bezirksregierung um einen Bericht bitten, ob die Anlagen im Hafengebiet so errichtet sind und betrieben werden, „dass Verunreinigungen des Nutzwassers durch Mikroorganismen, insbesondere Legionellen, nach dem Stand der Technik vermieden werden“.
Wie gefährlich sind die in Gellepp-Stratum gemachten Befunde für die Bevölkerung und die Mitarbeiter der Betriebe? Wie häufig kommen Legionellenbefunde in Krefeld im Jahr vor? Auf Fragen wie diese antwortet die Stadtverwaltung nur knapp. „Das Thema wird in der kommenden Sitzung des Gesundheitsausschusses beraten. Dabei entscheidet sich, ob die Politik die Verwaltung beauftragen wird, eine umfassende Stellungnahme zu erstellen. Sollte dies der Fall sein, wird die Verwaltung voraussichtlich einen externen Experten beauftragen, dies in der folgenden Ausschusssitzung zu erläutern“, heißt es aus dem Rathaus.
Das Thema sei vielschichtig und lasse sich nicht mit ein bis zwei Sätzen erklären. Und in Bezug auf die Aufsicht über die genannten Industrieanlagen sei die Bezirksregierung zuständig.
Die Stadt betont aber: „In Krefeld hat es noch keine Epidemie von Legionellen-Pneumonien gegeben.“ Und die Zahl der beim Fachbereich Gesundheit gemeldeten Einzelfälle liege zwischen zwei und fünf im Jahr.