Schwimmen So schlimm nagt der Zahn der Zeit am Krefelder Badezentrum

Krefeld · Das Schwimmbad soll nächste Woche wieder eröffnen, wenn die Legionellen-Grenzwerte eingehalten werden. Doch auch abseits der Bakterien gibt es unzählige Problemstellen in der 1967 eröffneten Anlage.

Still ruhen die Wasserflächen seit rund zwei Wochen im Badezentrum Bockum. Das Wasser zirkuliert trotzdem weiter durch die Becken.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Am kommenden Dienstag zählt’s. Dann werden die Ergebnisse der Wasserproben für das Badezentrum Krefeld vorgelegt. Sind keine auffälligen Legionellenwerte mehr im Wasser nachweisbar, wird das Schwimmbad in den letzten beiden Ferienwochen wieder zu dem, was es ist: Krefelds größter Schwimmbereich. „Wir hoffen natürlich, dass die Werte die Grenzwerte nicht mehr überschreiten“, sagt Sportdezernent Markus Schön. Dass überhaupt wieder Legionellen in der Frischwasserzuleitung auffindbar waren, war für die Mitarbeiter der Sportverwaltung nach Angaben von Schön „ein regelrechter Schock“. Denn seit der letzten Schließung, im März dieses Jahres, wurde im Bad viel getan. Bei einem Rundgang mit unserer Redaktion durch das Bad erklären Sportamtsleiter Oliver Klostermann und Schön die Maßnahmen.

Trotz Schließung zirkuliert die Wasserversorgung im Bad weiter

Still ruht der See, genauer gesagt die Wasserflächen, derzeit im Badezentrum Bockum. Dennoch zirkuliert die Wasserversorgung in dem 1967 eröffneten Bad ungestört weiter. „Das muss so sein. Ohne die Durchspülung würden sich vermutlich noch höhere Legionellenwerte im Wasser finden lassen“, sagt Klostermann. Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. Sie sind nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung  Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind. Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad Celsius. Oberhalb von 60 Grad Celsius werden sie meistens abgetötet und unterhalb von 20 Grad Celsius vermehren sie sich kaum noch. In Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems können sich die Legionellen besonders gut vermehren.

So geschehen wohl auch im kilometerlangen Rohrnetz des Badezentrums, das nach den erhöhten Werten im Vorjahr deshalb auf mehreren hundert Metern gekürzt wurde. Klostermann sagt: „Überall da, wo es möglich war, wurden Rohre abgeschnitten und tote Leitungen entfernt.“ Zudem wurden das Leitungsnetz neu isoliert. In den Technikräumen unter dem Bad liegt weiteres Material. „Wir sind täglich dabei, das alte Netz dort auszubessern, wo es nötig ist.“

Damit die außerordentlichen Arbeiten möglich sind, wurde ein sogenannter Hygienetag eingeführt. Immer montags werden zusätzlich zu den standardisierten Reinigungsarbeiten auch weitere notwendige Instandsetzungen in Angriff genommen. Ein regelrechter Wettlauf gegen die Zeit. Denn die technischen Probleme liegen vor allem im Alter der Anlage begründet. Die Filteranlagen stammen beispielsweise noch aus dem Jahr 1967. „Die gesamte Infrastruktur ist so veraltet, es kann  täglich irgendwo ein anderes dringliches Problem auftreten“, ist sich der Sportamtsleiter sicher.

Energiekosten des Schwimmbads werden zum Problem

Die Zukunft der Anlage ist offener denn je. Anfang September wird in einer gemeinsamen Sitzung von Bau- und Sportausschuss das Gutachten der Deutschen Bädergesellschaft zum Zustand des Badezentrums vorliegen: Sanierung oder Neubau lautet dann die Frage. Rein aus energetischen Gründen, gibt es darauf fast nur eine Antwort. Rund 250 000 Euro an Kosten verursacht das Bad pro Monat. Ein Großteil davon sind Energiekosten. „Ein neues Bad wäre sicherlich energetischer“, so Schön. Ob es zum Neubau kommt, muss am Ende die Politik entscheiden. Doch selbst für eine erneute Großsanierung dürfte ein zweistelliger Millionenbetrag nötig sein. „Wenn das Gutachten vorliegt, wissen wir, wo die Reise hingeht. Wichtiger ist jetzt, dass das Badezentrum kurzfristig wieder öffnen kann“, sagt Schön. Hoffnung macht den Verantwortlichen, dass die Legionellenwerte zuletzt nur minimal die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte riss. „Das war im vergangenen Jahr vor der Sanierung noch ganz anders.“

Damals wurden die Grenzwerte laut Schön deutlicher überschritten. Auch die Tatsache, dass nur die Beprobung der Frischwasserzuleitung negativ auffiel, deute nach Ansicht der Stadtvertreter daraufhin, dass sich das Legionellenproblem minimiert hat. Am Dienstag wird dann Klarheit herrschen.