Talent Krefelder startet bei Mathe-Olympiade

Krefeld · Matthias Lotze, Schüler der Marienschule, ist wohl einer der besten jungen Mathematiker Mitteleuropas. Dabei spielen diese Tatsache und der Erfolg für ihn eine untergeordnete Rolle.

Matthias Lotze ist im deutschen Team Spezialist für Geometrie und Algebra.

Foto: Andreas Bischof

Es dauert nur wenige Augenblicke und Matthias Lotze hat die ersten Lösungsschritte für eine Ungleichung an die Tafel gebracht. Für einen Laien, der zwar irgendwie im Leistungskurs Mathe gelandet ist, danach aber kein Land mehr gesehen hat, sieht das genial aus. Als Genie sieht sich der 17 Jahre alte Schüler der Marienschule aber nicht. „Aber man muss schon ziemlich gut sein“, gibt er zu.

Lotze nimmt Ende August als einer von sechs jungen Mathe-Experten für Deutschland an der Mitteleuropäischen Mathematikolympiade in Tschechien teil. Für den 17-Jährigen, der im kommenden Schuljahr die Jahrgangsstufe 12 besucht, ist es eine Art Krönung einer mehrjährigen Reise. Eine Reise, die von einer Leidenschaft für Zahlen, Gleichungen und Formen begleitet wird.

Alles begann in der fünften Klasse. Sein Mathelehrer an der Marienschule gibt den Startschuss. Er bewegt Lotze dazu, sich an Wettbewerben zu beteiligen und bietet eine spezielle Mathe-Förderstunde an. In der Grundschule habe Lotze zwar schon gemerkt, dass er mit Zahlen „ganz gut kann“, aber richtig los ging es erst mit der Teilnahme an Wettbewerben. Und wie: Auf Landesebene räumt er zahlreiche erste Plätze ab, auf Bundesebene konnte er für NRW zwei dritte Plätze belegen. Viele weitere Erfolge liegen hinter ihm.

Was ihn an der Mathematik fasziniert? „Mir macht logisches Denken Spaß. Man kommt nie an irgendein Ende. Es gibt immer elegantere Lösungen.“ Dass er sich auf Lösungen konzentrieren kann, liegt auch an seiner Schule: Der 17-Jährige kann in der siebten Klasse einen Fachsprung in die zehnte Klasse machen. Bedeutet: Im Fach Mathematik schreibt er jetzt auch die Klausuren der zehnten Jahrgangsstufe mit. Den Unterricht muss er dafür nur unregelmäßig besuchen. Dort müsse er vor allem aufpassen, „wie die Lösung aufgeschrieben wird“, da die „Notation“ bei der Wettbewerbsmathematik freier sei als im Unterricht. Ansonsten trainiert er während der Mathe-Unterrichtszeiten für anstehende Wettbewerbe. Wettbewerbsmathematik sei vergleichbar mit Themen, die auch in Hochschulen behandelt werden, so der 17-Jährige.

Fünfstündige Klausur bei Mathematik-Olympiade

Bei der Mitteleuropäischen Mathematik-Olympiade treffen Ende August Schüler-Teams aus zehn europäischen Staaten in einem Einzel- und einem Mannschaftswettbewerb aufeinander. Im Einzel schreibt jeder Schüler eine fünfstündige Klausur, am Folgetag steht die ebenfalls fünfstündige Teamklausur an. Wer dort um die Wette „rechnet“, habe Jahre mit Wettbewerben, Seminaren und Trainingstreffen hinter sich. Die bundesweite Fördermaßnahme „Jugend trainiert Mathematik“ beginne in der siebten Klasse mit hundert Schülern. „Die Teilnahme am jeweils nächsten Jahr des Programms hängt von der Leistung im vorherigen Jahr ab, bis im letzten noch circa 20 bis 30 Schüler übrigbleiben“, erklärt Lotze.

Das mag nach viel Arbeit und Leistungsorientierung klingen, kommt bei dem Schüler der Marienschule aber eher spielerisch rüber. In seiner Freizeit macht Lotze Judo, trainiert im Fitnessstudio oder trifft sich mit Freunden zum Pokern. Außerdem gibt er Nachhilfe und hilft Mitschülern, wenn sie vor einer Klausur noch Fragen haben: „Jeder hat seine Stärken“, sagt der 17-Jährige.

Auch an den Wettbewerben reize ihn vor allem der Teamgeist. Über die Jahre würden sich Gemeinschaften und auch Freundschaften bilden. Für die Mitteleuropäische Mathematik-Olympiade bereite sich jeder im Team auf ein bestimmtes Themengebiet vor – Lotze sei der Experte für Geometrie und Algebra. Die Olympiade reize ihn auch, weil es wie bei einer Art Fußball-EM darum geht, sein Land zu vertreten. Dabei sei Deutschland bei der Olympiade eine Art Underdog – die osteuropäischen Teams seien „eigentlich“ stärker. Bevor es ernst wird, macht Lotze aber Urlaub mit der Familie.

Auch nach der Schule und den Wettbewerben möchte sich der 17-Jährige trotz seines Talents zumindest nicht ausschließlich mit mathematischen Fragestellungen beschäftigen. Er könne sich nicht vorstellen, „nur auf dem Papier Probleme zu lösen“. Daher plane er im Moment für seine Zukunft auch nicht das Naheliegende – ein Studium der Mathematik. Nach einem Praktikum bei einer Unternehmensberatung könne Lotze sich eher etwas mit Bezug zur Wirtschaft vorstellen. Diese Formel hat aber wohl noch einige Variablen.