Krefelder Stadtentwicklung Ziellenbach-Haus - Sichtachse oder markante Gebäudeform?
Krefeld · Die Firma Erwe Immobilien aus Frankfurt hat das Ziellenbach-Haus an der Ecke Friedrich-/St.-Anton-Straße gekauft. Jetzt kommt Bewegung in das Objekt.
Nach dem Kauf des seit Jahren leer stehenden Ziellenbachhauses an der Ecke Friedrich-/St.-Anton-Straße durch die Firma Erwe Immobilien aus Frankfurt ist im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in das Objekt gekommen: Eine Entrümpelungsfirma hatte zuletzt ihre Container davor aufgebaut, eifrig wurden Möbel rausgeschleppt und entsorgt. Erste Vorboten des geplanten Abrisses? Nein, so schnell geht es nicht:
„Die Entfernung des Mobiliars hängt damit zusammen, dass sich der Verkäufer verpflichtet hatte, die Immobilie geräumt an die Erwe zu übergeben“, berichtet ein Sprecher des Unternehmens. Das Gebäude gehörte bisher der Naxos Grundbesitz KG.
Erwe hat im März angekündigt, das alte Gebäude auf dem 2200 Quadratmeter großen Grundstück abzureißen und einen Neubau mit einer gemischten Nutzung – Büros, Gastronomie, Einzelhandel und Wohnen – zu errichten. Details sind noch nicht bekannt, 22 Millionen Euro sollen aber investiert werden. Bis zur Fertigstellung sind 30 bis 36 Monate veranschlagt – ein Jahr für Planung, Bau- und Abrissantrag, zwei Jahre für den Bau selbst. Die Nutzfläche soll rund 9200 Quadratmeter betragen, die genaue Aufteilung ist nach Auskunft eines Unternehmenssprechers noch offen.
Das alte Ziellenbachhaus mit dem markant abgerundeten Eingangsbereich sollte schon einmal abgerissen werden: Das Textilunternehmen Peek & Cloppenburg hatte über die eigene Immobiliengesellschaft das Gebäude 2006 erworben und wollte an seiner Stelle einen Neubau für 120 Millionen Euro errichten. Eine Verkaufsfläche von 6800 Quadratmetern auf drei Etagen und einem Untergeschoss sollte entstehen. Die beiden Nachbarhäuser waren zu diesem Zeitpunkt schon im Besitz von P&C.
Heftig umstritten war seit Bekanntwerden der Planung im Jahr 2011, dass die Fassade des Neubaus fünf Meter in die Friedrichstraße vorgezogen werden sollte. Von der Störung vertrauter Sichtachsen war die Rede, die noch auf Stadtplaner Adolph Anton von Vagedes zurückgehen, sowie von einer Verengung des Platzcharakters. Da es aber unbedingt zur Ansiedlung des Textilriesen kommen sollte, änderte die Stadt Krefeld 2014 eigens den dort geltenden Bebauungsplan. Gleichzeitig wurde P&C ein nun 4,60 Meter breiter und 55 Meter langer Streifen der Friedrichstraße zum Kauf angeboten.
Der Konzern zieht sich im Jahr
2017 von dem Projekt zurück
„Das war ein großes Zugeständnis“, blickt Stadtplaner Norbert Hudde zurück. Der Wunsch von P&C, nach dem Vorbild anderer Häuser mit einem Vorsprung in den Straßenraum hinein Präsenz zu zeigen, sei in den vom Stadtrat beschlossenen neuen B-Plan eingeflossen. Dann aber zog sich der Konzern 2017 von dem Projekt zurück.
Besagter Bebauungsplan allerdings hat nach wie vor Gültigkeit. „Eine Änderung ist zur Zeit nicht vorgesehen“, informiert die Stadt. Bei den Neubauplänen müsse der Bauherr „die Festsetzung des rechtskräftigen Bebauungsplans beachten oder ggfs. Befreiungen von den Festsetzungen beantragen, die dann geprüft werden müssten“.
Was heißt das konkret? Laut Hudde hat Erwe bei seinem Projekt derzeit ebenfalls das Recht, die erlaubte Baulinie 4,60 Meter in die Friedrichstraße hinein zu nutzen.
Allerdings gehört der dafür benötigte, 55 Meter lange Grundstücksstreifen nach wie vor der Stadt Krefeld, da der Verkauf an P&C nie zustande kam. Was die Stadt in eine gute Verhandlungsposition versetzt. Der neue Eigentümer könne möglicherweise überzeugt werden, den B-Plan nicht auszuschöpfen, sondern in der alten Straßenflucht zu bleiben, glaubt Norbert Hudde.