Schule Krefelder bedauern das Fichte-Aus
Innenstadtgymnasium soll ab dem Schuljahr 2018/19 auslaufen. CDU und FDP sehen Gründe in G8 und den Gesamtschulen.
Krefeld. Für Schüler und Lehrer des Fichte-Gymnasiums ist es kein Schultag wie jeder andere. Einen Tag nachdem die Stadt das Aus einer der ältesten Schulen Krefelds verkündet hatte, ist die Stimmung am Westwall gedrückt. Wie haben Lehrer, Schüler und Eltern die schlechte Nachricht aufgenommen? Und vor allem: Wie soll es jetzt weitergehen? Schulleiter Andreas Kries war gestern nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Die Neuigkeit, dass das Fichte-Gymasium ab dem übernächsten Schuljahr im Sommer 2018 keine Schüler mehr aufnimmt und dann auslaufen soll, hat sich in der Stadt schnell herumgesprochen. „Das ist schade. Ich habe dort 1976 mein Abitur gemacht. Da wird man schon ein bisschen wehmütig“, bedauert etwa Werner Küsters und hat auch eine eigene Erklärung für das Aus des Gymnasiums: „Leider orientieren sich immer mehr Menschen um, Richtung Gesamtschule.“ Fakt ist: Zum neuen Schuljahr gibt es am Fichte nur 40 Neuanmeldungen für die fünften Klassen — die Zahlen sind seit drei Jahren rückläufig (siehe Box). Die Stadt bezeichnete das von der Bezirksregierung beschlossene Aus des Gymnasiums als „unvermeidbare schulrechtliche Konsequenz“. Das Bedauern vieler Krefelder ist einen Tag nach Bekanntgabe der Schließung groß. Andere sehen es eher pragmatisch, so wie Karla Goede: „Wenn es nur wenige neue Anmeldungen gibt, dann muss die Schule sich fragen, woran das liegt. Die Folge ist dann die Schließung.“
Die Krefelder Politiker sehen in der Fichte-Schließung ein dankbares Wahlkampfthema. CDU-Fraktionschef Marc Blondin bezeichnet es als „Ergebnis der jahrzehntelangen schlechten Schulpolitik der SPD-geführten Landesregierung“ und holt weiter aus: „Wer immer nur die Gesamtschulen fördert und die Gymnasien im Regen stehen lässt, der muss sich nicht wundern, dass Gymnasien schließen.“ Die FDP bezeichnet das Aus der Schule als „absehbar“ und fürchtet, „dass es sich nicht um das letzte Gymnasium in der Innenstadt handelt, das von einer Schließung bedroht ist“.
Auch FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann führt diese Entwicklung darauf zurück, „dass die Gesamtschulen von der rot-grünen Schulpolitik wesentlich mehr als die Gymnasien gefördert wurden, aber auch auf den Umstand, dass von der Schließung bedrohte Gymnasien nicht von der G9-Möglichkeit Gebrauch gemacht haben.
Aus Sicht der FDP sei auch die veränderte Bevölkerungsstruktur im Bereich der Innenstadt ein Grund dafür, dass Gymnasien dort zunehmend Schwierigkeiten hätten, Kinder mit Gymnasialempfehlung aus ihrem unmittelbaren Umfeld zu gewinnen
Spekulationen, zu denen die Stadt aktuell keine Stellung nehmen will. Auch auf die Fragen, ob es schon Pläne für eine anschließende Nutzung des denkmalgeschützen Schulgebäudes aus dem Jahr 1855 gibt, und ob auch die zum Sommer am Fichte-Gymnasium eingeschulten Fünftklässler dort noch ihr Abitur machen können, gibt es derzeit keine Antwort. „Die Verwaltung bereitet derzeit eine Vorlage mit den maßgeblichen Informationen zum Verfahren hinsichtlich des vorgesehenen sukzessiven Auslaufens des Fichte-Gymnasiums ab dem Schuljahr 2018/2019 vor“, sagt Stadtsprecherin Angelika Peters. Die organisatorischen Konsequenzen sollen im Anschluss an die politischen Beratungen von Stadt und Schulaufsicht unter Einbeziehung der Schule erarbeitet werden.