Bestattung Begräbnisbund erweist Verstorbenen ohne Angehörige letzte Ehre

Krefeld · Der von den christlichen Kirchen getragene Verein gibt den Verstorbenen das letzte Geleit. Die Bestattungskosten trägt das Sozialamt.

Der Krefelder Begräbnisbund bei einer Bestattung.

Der Krefelder Begräbnisbund bei einer Bestattung.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Beerdigungen sind immer traurige Angelegenheiten; diese drei Bestattungen am kalten und noch dunklen Wintermorgen in Krefeld sind gefühlt noch viel trauriger. Zwei Männer und eine Frau werden beinahe ebenso einsam zu Grabe getragen, wie sie zuletzt gelebt haben. Keine Angehörigen, Freunde oder Nachbarn folgen den Urnen, vereint in der Trauer. Dass es dennoch Begleitung auf dem letzten Weg gibt, dafür sorgen die Ehrenamtlichen des Beerdigungsbundes mit einer kleinen aber feierlichen Zeremonie.

Es ist 8.30 Uhr. Die erste schlichte bronzefarbene Urne steht auf dem Rand des Brunnens gleich hinter der Trauerhalle auf dem Krefelder Hauptfriedhof. „Hier ist stets unser Treffpunkt“, berichtet Birgitta Gebauer, Koordinatorin beim Begräbnisbund. „Über die drei Menschen, die wir heute zu Grabe tragen, ist uns außer der Namen nichts bekannt. Sie hatten einen einsamen Tod.“ Es sei ein Trauerspiel, findet sie. Das Alleinsein nehme zu in der Gesellschaft.

Alle drei wurden so ein Fall fürs Krefelder Ordnungsamt. Denn: Werden innerhalb der sogenannten Bestattungsfrist von maximal zehn Tagen keine Angehörigen gefunden, so veranlasst das Ordnungsamt eine „Bestattung von Amts wegen“. Das Sozialamt trägt dabei die Kosten.

Neben Gebauer ist Sabine Brockhusen vor Ort. Sie wird die zweite Beerdigung am Krefelder Hauptfriedhof leiten. Außerdem sind dort zwei Sarg- und Urnenträger und Hans-Joachim Saroka und Alexander Littgen vom Begräbnisbund dabei. Keiner hat den Weg am frühen, dunklen und eiskalten Januartag gescheut.

Jeder tote Mensch bekommt
sein eigenes letztes Geleit

Die Ehrenamtlichen erklären, dass es für sie der letzte Dienst am Menschen sei, die Begleitung zur letzten Ruhestätte als Anerkennung für ein gelebtes Leben. Sie überlegen laut: „Welche Schicksale mögen zu diesen Männern und der Frau gehören?“

Jede Urne wird einzeln und nacheinander im 30-Minuten-Abstand aufs Gräberfeld getragen. Jeder tote Mensch bekommt sein eigenes letztes Geleit. Bevor sich die kleine Gemeinde auf den Weg zur Grabstätte begibt, verbeugen sie sich alle vor dem Behältnis, halten die Tulpen in Händen, die Gebauer verteilt hat.

Ausgehend vom christlichen Selbstverständnis wolle der Krefelder Begräbnisbund dazu beitragen, dass in Krefeld Verstorbene eine würdige Bestattung erhielten. Jährlich würden in Krefeld viele mittellose, einsame Menschen sterben. „Ohne den Krefelder Begräbnisbund würden diese Leute auf einfachste Art und ohne Begleitung bei der Beerdigung quasi namenlos bestattet.“

Das ist bei diesen drei Menschen nun anders. Die kleine Gruppe macht sich stumm auf den Weg, folgt der Urne mit der Asche einer 73-Jährigen. Fragen drängen sich auf: „Wie hat sie wohl gelebt? Wieso ist sie so einsam? Wie ist sie gestorben?“

Vor dem Grab auf der dünn verschneiten Wiese steht ein kleiner, schwarz gedeckter Tisch. Die Urne steht jetzt darauf. Gebauer spricht: „Vielleicht ist auch der Tod ein Weg. Vielleicht ist der Tod das letzte große Abenteuer. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Der Weg hört auch da nicht auf.“ Sie versuche stets, passende Texte voller Hoffnung und Trost zu finden, die konfessionslos seien, berichtet sie.

Die Urne wird danach herabgelassen, die Begleiter werfen die Tulpen ins Grab. „Wir verabschieden uns mit einem letzten Blumengruß. Für den christlichen Verein ist das ,Vater unser` am Ende der kleinen Zeremonie ein Muss und tut auch den anwesenden Begleitern gut“, sagt Gebauer. „Später werden die Namen der Beerdigten in eine Steinplatte eingemeißelt.“

Dann geht die Gruppe zurück, um die nächste Urne zu holen. Mittlerweile ist es hell, ein wenig Sonne ist zwischen den Wolken zu sehen.