Bunte Session Creinvelt legt die Finger in die Wunden der Stadt

Krefeld · Beim „Kabarett im Karneval“ platzierten die zahlreichen Akteure Spitzen in Richtung Politik und Stadtverwaltung. Und auch der KFC Uerdingen blieb dabei nicht ungeschoren.

Das Krefelder Prinzenpaar besuchte die Creinvelter im Mercure-Parkhotel.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Wie sieht die Zukunft aus, für Krefeld und seine Bürger? Wo geht die Reise hin und wie verläuft sie? Ziellos, geradlinig, auf Umwegen oder ganz und gar holperig? Die Gesellschafter von Creinvelt haben sich ihre Gedanken gemacht und so ihr diesjähriges Motto gefunden: „Hauptsaak es, die Richtung stemmt!“ Das Publikum zeigte sich bei der Premiere einmal mehr als Fans der hellwachen und gleichzeitig verspielten Männer-Truppe. Sie legten die Finger in die städtischen Wunden, ohne ihre Zuversicht und ihre Liebe zu Krefeld zu verlieren. Darauf dreimal „Heil und Humpen“.

„Wenn Du an eine Weggabelung kommst — nimm sie. In irgendeiner Weise stimmt es schon“, sagt Präsident Georg Rupp, der diesmal ganz in Schwarz, mit orangefarbenen Turnschuhen und mit orange-grün-gestreifter Irokesen-Frisur erschien. „Ich bin außen vornehm, aber innen ein Punk. So ist mein Leben“, erklärte er. Dann tauchten die Akteure in die Probleme der städtischen Bäder und die Geheimnisse der Stadt ein. Zwei Fachleute, Dominik Schramm und Simon Arens, brachten Licht ins Dunkel: Der „Chief“ — genannt „Schief-Inspektor“ und Dr. Stuffkamp von Dujardin. So sei es ein Geheimnis, wie etwas so Schönes wie das Bleichpfad-Hochhaus von Menschenhand entstehen konnte. Es gehe aber noch schöner: mit dem Seidenweberhaus.

Bernsteinzimmer in der Seidenweberhaus-Tiefgarage

Lukas Podolski von der Universität habe herausgefunden, dass das Bernsteinzimmer dort in der Tiefgarage versteckt sei. „Da gibt es nur Urinstein, kein Bernstein“, sagen die beiden Fachleute. „Auch die Grotenburg ist ein Mysterium, die müsste doch bald fertig sein. Der Verein hat keine Heimat, keine Zukunft. In der Kreisliga C ist die neue Grotenburg nicht mehr nötig. Gebt dem Zoo die Fläche“, sagen sie und ernten Applaus. Charly Nießen besingt das Stadtbad. „Der Glanz zerbröckelt, der Efeu wächst. Lass den Sonnenschein ins Bad hinein.“ Rupp ergänzt, dass die „Freischwimmer“ das Juwel mit neuem Leben erfüllen. Der Präsident gibt nach dem früheren Präsidenten Wilhelm Havermann auch erstmals die Spottdrossel, den „Hofnarr“ unter den Singvögeln. „Welche Hornochsen hat Krefeld?“, fragt er und gibt die beispielhaften Stichworte: „Fischeln, Rathaus, Sanierung, 600 000 Euro, Fördermittel futsch, Blamage. Das soll man einem kleinen Gemüsehändler auf dem Wochenmarkt erklären.“

Rupp weiter: „Politikern stehen oft Pumpen im Weg. Statt Ziele zu definieren und Gas zu geben, werden Probleme gesucht, die bremsen. Wenn 90 dafür sind, sind 100 dagegen. Es sind Bremser an der Macht.“ So auch im Denkmalamt, wenn es um das Stadthaus, den Eiermann-Bau gehe. „Die Sturheit, neue identische Fenster einzusetzen, ist idiotisch.“ Was die Fridays-for-Future-Bewegung betrifft: „Es geht nicht um Greta, es geht um Inhalte. Die Führerscheinstelle ist zu, bald kann sowieso keiner mehr Auto fahren.“ Und wenn Krefeld olympisch werde, schlägt er vor, die Disziplin „Buckelpisten-Rennen für Radfahrer“ einzuführen. Er bekommt für all seine Spitzen Beifall im Stehen.

Die urkomischen drei Damen, die Tupperdosen zum Beerdigungskaffee mitnehmen, sind diesmal beim Friseur und erzählen vom Berlin-Besuch: „Warum der Bundestag eine Kuppel hat? Weil noch nie einer ein Zirkuszelt mit Flachdach gesehen hat.“ Dieter Lorenzen ist als wunderschön herausgeputzter Engel auf „Wolke 7“ unterwegs. Sein erster Seitenhieb geht ans Sitzungspräsidium: „Die Creinvelter haben schon gelebt, als das Tote Meer noch lebendig war.“ Außerdem im Programm: die Pink Propellers als durstige Bäume, die Probleme haben mit „Dat Klima“. Es gibt ihnen den Rest. „Wir gehen ins Stadtwaldhaus, um zu trinken, solange geöffnet ist.“ Ihre Masken und Kostüme sind ein Knaller, ebenso wie viele andere auch. Wenn die Inhalte nicht schon so gut wären, alleine die Outfits der Akteure sind einen Besuch wert.