Krefelder Kitas begrüßen Gesetz zum Kinderlärm

Laute Kinder sind künftig keine „schädliche Umwelteinwirkung“ mehr.

Krefeld. Kinderstimmen sind wegen der hohen Tonlage schon im Normalbetrieb sehr durchdringend. Wenn sich die lieben Kleinen allerdings entschließen, eine Polizeisirene zu simulieren wird es richtig schrill. „Und das“, betont Beate Gellert, „machen die manchmal eine Stunde am Stück. Sie spielen nämlich gerne Einsätze nach.“

Gellert ist die Leiterin der von einer Elterninitiative betriebenen Kindertagesstätte Sonnenland und gibt unumwunden zu, dass Kindergartenkinder manchmal „ordentlich Krach schlagen können“. Aber sie findet trotzdem: „Das ist kein Lärm.“

Ähnlicher Ansicht sind die Abgeordneten des Deutschen Bundestages. Am Donnerstag verabschiedeten sie ohne Gegenstimme ein Gesetz, das besagt, dass „Kinderlärm keine schädliche Umwelteinwirkung“ ist.

Damit hat das hohe Haus die Rechte der kleinen Menschen erheblich gestärkt, denn: „Kinderlärm kann künftig kein Anlass mehr für gerichtliche Klagen sein und muss von den Anwohnern von Spielplätzen und Kindertagesstätten toleriert werden.“

Gellert begrüßt das Gesetz natürlich: „Find’ ich gut!“ Allerdings glaubt sie nicht, dass es praktische Konsequenzen für Sonnenland haben wird: „Verklagt wurden wir nämlich noch nie.“ Allerdings gebe es da eine Nachbarin, die „immer was zum Meckern hat.“

Eine Zeit lang habe die ältere Dame sich sogar täglich über die Lautstärke beschwert: „Sie hat vorgeschlagen, den Kindern ihre Münder mit Pflastern zu verkleben. Und das meinte die vollkommen ernst.“ Gellert glaubt nicht, dass die Nachbarin ihre Beschwerde-Besuche wegen des Gesetzes einstellen wird: „Aber sicher schäumt sie jetzt vor Wut.“

Auch Jessica Reiners, Erzieherin in der katholischen Kita Sankt Stephan, hat Erfahrungen mit geräuschempfindlichen Nachbarn gemacht: „Regelmäßig kommen hier Leute vorbei und beschweren sich über den Lärm. Wir leiten das aber nie an die Kinder weiter. An der Lautstärke ändert sich also nix.“ Verklagt worden, betont sie, seien aber noch nie.

Juristische Konsequenzen konnte auch die evangelische Kita Kastanienstraße, trotz wiederholter Beschwerden, immer vermeiden. Dank des neuen Gesetzes sind auch keine mehr zu befürchten.

Dennoch setzt Leiterin Karin Bach auf Rücksichtnahme: „Man kann den Kindern durchaus sagen, dass sie nicht so laut sein sollen.“ Zumal auch sie nicht völlig immun gegen Lärm seien: „Das erkennt man daran, dass sie manchmal schreien und sich gleichzeitig die Ohren zuhalten.“