Die grausamen Messer der Zeit

Meta Weber zeigt die letzten Arbeiten des verstorbenen Heinrich Gillis Görtz.

Krefeld. Am Katalog „Vom Erleben der Form“ hat Heinrich Gillis Görtz bis zu seinem Tod im September 2010 intensiv gearbeitet. Der sorgfältig erstellte Band kommt jetzt einem künstlerischen Vermächtnis gleich. Dazu zeigt die Galerie Meta Weber in einer kleinen, aber konzentrierten Schau, eine Auswahl von Lithografien.

Die Grafik spielte im Werk dieses stillen Künstlers eine zentrale Rolle. Seit Jahren schon war Görtz schwer krank und lebte gemeinsam mit seiner Frau, der Malerin Katrin Berger, zurückgezogen in seinem Heimatort Nettetal-Lobberich.

In den 60er Jahren hatte Görtz an der Krefelder Werkkunstschule und der Düsseldorfer Kunstakademie Malerei und freie Grafik studiert. Er war Meisterschüler von Joseph Fassbender und lehrte später selbst. In den letzten 20 Jahren seines Lebens widmete er sich intensiv seinem eigenen Werk. Lithografien nehmen dabei eine besondere Position ein.

Mit unglaublicher Präzision gestaltete Görtz Flächen von feinsten Strukturen. Kräftige Linien, die wie Einschnitte in die flächigen Partien wirken, bilden oft starke Kontraste dazu. Es sind spröde, manchmal rätselhafte Gebilde, denen man schnell das Etikett abstrakt anheften könnte.

Doch lässt sich das Entstehen der Formen immer auf ein intensives Erleben zurückführen. Das Ringen um die Form wird spürbar. Neben einem großformatigen Blatt aus dem Baarlo-Zyklus aus den 80er Jahren gibt es sechs kleinere Blätter jüngeren Datums. Sie zeigen in Druckvarianten einen fast spielerischen Umgang mit Farbe und Form.

Eine ähnliche Leichtigkeit kennzeichnet drei Bilder vom August 2010. Es sind die letzten Blätter, an denen der Künstler gearbeitet hat. In hellem Gelb, auch Rot und Blau sind brüchige Formen zu sehen, zerbrechlich und fast schon einer anderen Sphäre zugehörig.

Doch auch hier bildet kräftiges Schwarz einen Einschnitt. Unwillkürlich erinnert man sich an den eindringlichen Titel einer ebenfalls gezeigten älteren Bildfolge: „Die Messer der Zeit“. Die grausame Realität der Endlichkeit des Lebens nimmt in diesen letzten großartigen Blättern vollendete Gestalt an.

Haus Kunst+Technik, Blumentalstr. 2. Di.-Do., 15-18 Uhr. Bis 12. Juli.