RENNBOLIDEN Ein Sprungbrett in die Autobranche
Krefeld · Studierende der Hochschule haben einen Rennwagen zusammengebaut und treten in der „Formula Student“ an.
Der neue Rennwagen – bisher gibt es ihn nur in der Simulation am Computer. Der Rahmen jedoch steht schon auf dem Tisch der Werkstatt der Hochschule Niederrhein – ein Geflecht aus Stangen. Daneben der Bolide des Vorjahres, mit dem die Krefelder Studenten bei der „Formula Student“ ihre Ingenieurskunst bewiesen. Wenn auch am Ende durch zwei technische Probleme bei den Dauer-Rennen in Österreich und Italien das Aus kam.
Nun baut ein Team von 60 Studenten am Fahrzeug für den Sommer 2019. „Es wird keine krasse Revolution im Vergleich mit dem Vorjahreswagen geben“, sagt Maximilian Gramenz, der technische Leiter. Soll heißen: Wichtig sind Optimieren, Gewicht sparen, zuverlässiger werden. Schneller durch die Kurven kommen. Windschnittig sein. Einen guten Eindruck hinterlassen. Denn die „Formula Student“ ist eine Leistungsmesse, bei der auch die Autoindustrie den jungen Tüftlern auf den Zahn fühlt.
„Wer bei der ,Formula Student’ mitgemacht hat, ist bei späteren Bewerbungen auf der Überholspur“, sagt Professor Michael Heber, der die Studenten seit Jahren begleitet. Ein Sprungbrett für eine spätere Arbeit in der Autobranche.
Das Team HSNR Racing der Hochschule Niederrhein wurde 2011 von Physik-Professor Rolf Schloms gegründet. 2012 übernahm Heber die Betreuung. 2014 gewannen die Krefelder die Disziplin „Kosten“. Auch das sportliche Ergebnis wurde in den Folgejahren immer besser. 2016 reichte es für Platz neun in der Gesamtwertung.
Geprüft werden bei der Rennserie im Sommer stets Theorie und Praxis. Für das Projekt 2019 hat Chris Jakubowski die Teamleitung übernommen. Zur Verbesserung des eigenen Fahrzeugs haben die Krefelder sich Hilfe aus dem Fachbereich Elektrotechnik und Informatik geholt. Aber auch Studierende der Fachbereiche Design, Wirtschaftsingenieurwesen und Wirtschaftswissenschaft sind dabei. So sollen die Prüfer beeindruckt und die Fehler abgestellt werden, die 2018 noch für Ausfälle sorgten. Überwiegend jedoch stammen die Studierenden aus den Gebieten Maschinenbau und Verfahrenstechnik.
Es gilt, die Juroren bei der „Formula Student“, hochrangige Mitarbeiter und Manager aus Automobil- und Motorsport, zu überzeugen. Die Funktionalität des Wagens ist genauso wichtig wie Kostenkalkulation, niedriger Verbrauch und Arbeitsschritte. Kleine Verbesserungen muss es immer geben. Die Studenten müssen ihre Wagen selbst zusammenbauen, nur die wenigsten Teile – wie Motor oder Reifen – kommen von außerhalb.
Hochschule und Sponsoren greifen dem Team finanziell unter die Arme. Doch für ihr Produkt werben sollen die Studierenden selbst. „Unser Eigenanteil ist höher als in der Autoindustrie. Die kaufen mehr dazu als wir“, sagt Diplom-Ingenieur Heber. „Es ist eine gute Vorbereitung für den Betrieb später. Bauteile fallen hier nicht vom Himmel. Es geht auch viel um Beschaffung und Verwaltungsaufgaben“, sagt Cristian Delgado, Leiter Organisation.
Die Aufgabe ist anspruchsvoll. Heber: „Wir haben kaum eine längere Testphase. Es sind sehr viele Einzelteile, die keine Fehler haben dürfen.“ Die Theorie steht, die Praxis kann beginnen. „Es läuft alles prima. Wir sind sehr zuversichtlich“, sagt Teamleiter Jakubowski. Mitte Mai wollen die Tüftler und angehenden Wissenschaftler mit dem Bau fertig sein. Im Juni soll der Rennwagen dann wieder offiziell präsentiert werden. Und danach geht es zur Prüfung erneut nach Österreich und an ein anderes noch nicht festgelegtes Ziel.