Fahrt in den Ruhestand Tommy fährt in den Ruhestand

Krefeld · 40 Jahre lang hat der Krefelder Thomas Höfer Politiker zu ihren Terminen gefahren. Insbesondere der Besuch eines berühmten Amerikaners ist ihm in Erinnerungen geblieben.

 Thomas Höfer, Cheffahrer von Oberbürgermeister Willi Wahl (1989-1994), und Fahrer von Oberbürgermeister Frank Meyer (seit 2015)  ist in den Ruhestand gegangen.

Thomas Höfer, Cheffahrer von Oberbürgermeister Willi Wahl (1989-1994), und Fahrer von Oberbürgermeister Frank Meyer (seit 2015)  ist in den Ruhestand gegangen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Thomas Höfer hat seine Lieblingsbeschäftigung zum Beruf gemacht: das Autofahren. Und er transportierte dabei nicht irgendwen – der heute 64-Jährige brachte Krefelds Oberbürgermeister und Bundestagsabgeordnete knapp 40 Jahre sicher und zuverlässig an ihr Ziel. Nun ist er im Ruhestand und kann viel Witziges und Kurioses aus seiner Dienstzeit berichten, so wie die Geschichte vom „Hexenritt“ mit einer Grillage-Torte. Für die wichtigen Dinge, die in seinem Fahrzeug besprochen wurden, war er natürlich zur Schweigepflicht vereidigt.

Höfer wohnte in Hüls, Fischeln, Traar und nun in Bockum. Er kennt Krefeld wie seine Westentasche. „Die Liebe zum Autofahren wurde mir von meinem Vater in die Wiege gelegt“, ist er sicher. „Er war Ingenieur und fuhr auch sehr gerne. Ich durfte mir als Zwölfjähriger mein Taschengeld aufbessern, indem ich seinen Wagen und den meiner Mutter gewaschen habe.“

Die Eltern haben die Wagen aus der Garage gefahren, er hat sie dann hineingeschoben. Offiziell. Das dauerte nicht lange. „Ich bin zuerst heimlich hineingefahren und habe die Wagen irgendwann rückwärts in die Garagen gesetzt – ohne Schramme, versteht sich. Sie staunten nicht schlecht.“ Der heute 1,93 Meter große Mann war schon als Zwölfjähriger lang genug, um an die Pedale zu kommen.

Als er dann die erste Fahrstunde nahm, fand der Lehrer, dass doch alles gut klappt. „Zwar war der Kreisverkehr am Wasserturm eine Herausforderung, doch ich habe sie gemeistert.“ Nach der zweiten Stunde kam die Prüfung und Höfer hielt „den Lappen“ in Händen.  

1979 ging er zur Stadtverwaltung und hier zum Fuhrpark, versteht sich. 1985 legte er die Prüfung zum Berufskraftfahrer ab und dann kam bald die Anfrage, ob er sich die Tätigkeit als Fahrer des Oberbürgermeisters vorstellen könnte. Er konnte.

Ab 1987 war der Bürgermeister und spätere Oberbürgermeister Willi Wahl sein steter Fahrgast. „Um 7 Uhr stand ich in Anzug und Krawatte vor seiner Türe, dann ging es los. Er hat wirklich jeden Termin wahrgenommen, war permanent unterwegs“, erzählt Höfer. „Einen festen Arbeitstag hatte ich nie. Manchmal war erst spät abends Schluss, besonders zur Karnevalszeit. Das war mir aber egal. Fahren ist mein Leben.“

Dann kamen die Touren mit und für Bernd Scheelen (MdB). Höfer erinnert sich: „Der Politiker wollte seiner damaligen Parteifreundin Ingrid Matthäus-Maier eine Krefelder Spezialität, eine Grillage-Torte, schenken, die bekanntlich gefroren ist. Ich schaffte es, dass sie auch gefroren in Bonn ankam“, sagt er und schmunzelt, verrät aber nicht seine Durchschnittsgeschwindigkeit.

Vom ehemaligen ersten Bürgermeister Bernd Scheelen, den er insgesamt fünf Jahre gefahren hat, bekam er Blumen zum Ruhestand. Beide verbindet heute noch eine feste Freundschaft. Die Fahrten im Auto schweißen zusammen. „Tommy ist der Beste, sicher und zügig hat er mich an jedes Ziel gebracht,“ lobt Scheelen den Mann hinter dem Lenkrad. Zum Abschied wurde dann der Oldtimer aus der Garage geholt, in dem beide in den 90-er Jahren unterwegs waren.

Zurück zum Tempo. Als der amerikanische Politiker Henry Kissinger Krefeld besuchte, hat Höfer die Personenschützer gefahren. „Wir sind in Kolonne mit Blaulicht und 160 Stundenkilometern über die Autobahn und ähnlich schnell über die Uerdinger Straße gefahren. Es war schwierig zu gucken, da das Blaulicht auf den vorausfahrenden Wagen in der Dämmerung blendete. Wir sind über jede Ampel, auch bei Rot.“

Höfer ist die schicken
Autos gerne gefahren

Nach der Veranstaltung konnte sich der Fahrer nur wundern. „Da kam ein netter älterer Herr zu mir, der aus einem klapprigen Mercedes gestiegen war und fragte nach Kissinger. Der Politiker kam, setzte sich in das Auto des Bekannten und die beiden fuhren alleine und gemächlich in die Eifel zur Jagd.“

Dass Höfer schicke Autos fahren konnte, wie auch das von Oberbürgermeister Frank Meyer zum Schluss, hat ihm gefallen. Er sieht diese Tatsache eher pragmatisch: „Es ist der Arbeitsplatz der Politiker, in dem sie viel Zeit verbringen und mit dem sie auch repräsentieren müssen. Mittlerweile hat der Oberbürgermeister zwei Fahrer, die Schichtarbeit verrichten.“