Wirtschaft Krefelder werfen Licht auf die Berlinale
Die Schilder- und Lichtreklame-Fabrik Lutra von Gerrit und Tanja Gillissen arbeitet für Kunden in aller Welt. Bald werden Werbe-Aufsteller aus ihrem Haus wohl so oft fotografiert wie noch nie.
Krefeld. Der Berliner Bär, der in Weiß auf Rot für die Internationalen Filmfestspiele in der Hauptstadt wirbt, strahlt von innen. Er selbst ist nicht der Star. Aber er wird trotzdem zigtausendfach abgelichtet werden. Im Hintergrund von zahlreichen Promifotos wird die Leuchtreklame zu sehen sein, die in der Schilder- und Lichtreklame-Fabrik Lutra hergestellt wurde. Und dabei wird das Rot auf den Bildern genauso Rot sein, wie es sich für das Berlinale-Logo gehört. Und der weiße Bär wird so hell wie möglich und so dezent wie nötig leuchten, damit „Tom Cruise beim Fotografieren nicht in schlechtem Licht steht“, wie die Firmenchefs Gerrit und Tanja Gillissen schmunzelnd erzählen.
Denn das war die besondere Herausforderung an diesem Auftrag. Die Werbe-Aufsteller selbst waren in der Fabrik an der Untergath innerhalb von drei Tagen fertig. Aber bis dahin gab es ab September vergangenen Jahres zahlreiche Ortstermine mit Farb- und Lichttests für die Schilder, die vor den Türen von Programmkinos die Berlinale-Filmbühnen als solche erkennen lassen. Am kommenden Montag werden sie mit dem Lutra-eigenen Lastwagen die fast 600 Kilometer lange Reise antreten.
Es ist nicht die weiteste Tour, die Schilder und Leuchtreklamen der Firma seit der Gründung 2004 genommen haben. Für den Flughafen in Casablanca haben die Gillissens eine riesige Werbung geliefert, in deren Mitte eine LED-Anzeige den aktuellen Stand der von der Solaranlage erzeugten Kilowattstunden verkündet. Die komplette Beschilderung eines Parkhauses in Oslo kommt aus der Seidenstadt. Und bis nach Dubai gingen einige von insgesamt 200 Laden-Leucht-Dekos der Kosmetikmarke Sephora.
Nicht zu vergessen: Rund 600 Leucht-Würfel mit EC-Zeichen aus dem Hause Lutra sind auf Geldautomaten vor allem an Tankstellen überall in Deutschland montiert. Und der höchste Auftrag jemals war 2008 ein 30 mal drei Meter großes Werbeschild, das in 85 Metern Höhe mit Hilfe von Fassadenkletterern an einem Futtermittelturm in Neuss befestigt wurde. „Wir haben mit einem Kran gearbeitet und abends war allen nach 30 mal rauf und runter schlecht“, blickt der Firmenchef zurück.
Krefelder kennen die Produkte aus der Werkstatt beispielsweise vom „Uerdingen am Rhein“-Schild“, das in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund für den dortigen Anleger entstand. Sowohl an den Eingängen des Schwanenmarkts als auch an Geschäften in der Galerie wie dem Süßigkeiten-Shop hängen Leuchtbuchstaben des größten Lichtreklame-Herstellers der Stadt. Der Schriftzug an der Königsburg-Fassade, die Beschilderung im Mies-van-der-Rohe-Businesspark; die Liste ist lang. „Wir haben Kunden von der Änderungsschneiderei über den Grill-Palast am Ostwall bis zur Backkette Stinges“, zählt Gerrit Gillissen auf.
Zehn Mitarbeiter beschäftigen die Gillissens mittlerweile in der unscheinbar zwischen einer Kfz-Werkstatt und einer Autolackiererei gelegenen Halle mit Fräsen, Laserschneidern und Buchstabenmaschine, die selbstständig alles von A bis Z formt. Beim Start vor zwölf Jahren sah das anders aus. Kurz nachdem sich Gillissen, der im väterlichen Leuchtreklame-Betrieb in Uerdingen gelernt hatte, selbstständig machte, wurden alle Maschinen gestohlen. „Dann ging es erst mal mit einem Akkuschrauber aus dem Baumarkt weiter.“