Gorillas im Zoo Tambo hat ziemlich beste Freunde gefunden

Krefeld · Vor vier Monaten ist der siebenjährige Sohn von Muna und Silberrücken Kidogo in eine Junggesellengruppe in Thoiry umgezogen. Wir haben nachgefragt, wie es ihm geht.

Tambo in Thoiry Fotograf: Dirk Jochmann ©, 47807 Krefeld

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Vier Monate ist es jetzt her, dass Tambo in den französischen Thoiry ZooSafari umgesiedelt ist. Dort sollte der siebenjährige Sohn von Gorilla-Dame Muna und Silberrücken Kidogo in eine insgesamt vierköpfige Junggesellen-Gruppe eingegliedert werden. Mit dem 18-jährigen Wazungu als Ältestem und Anführer. Ob das dem liebenswürdigen Muttersöhnchen gelungen ist, der hier im Krefelder Zoo bei aufkommenden Konflikten in der Gruppe immer rasch an die Brust seiner Mama eilte, wollten wir von dem Mann wissen, der es am besten weiß: Von Benjamin Harr. „Es geht Tambo hervorragend“, sagt sein langjähriger Tierpfleger am Telefon – und ist selber hörbar erleichtert.

Die Zusammenführung der Vier ist schneller erfolgt als gedacht

Hatte Harr anfangs vermutet, dass die Zusammenführung der sich fremden Gorilla-Jungs eine ganze Weile dauern würde, gingen die französischen Tierpfleger das Ganze zielstrebig und kurzerhand an. „Das liegt auch an Tambo, der sich dort nach dem Verlassen seiner Transportkiste von der ersten Minute an neugierig und aufgeschlossen allem Neuen gegenüber gezeigt hat“, erzählt Harr, der ihn nach Thoiry begleitet hatte. Über ein sogenanntes Schmuse-Gitter lernte Tambo zuerst seinen Onkel Yeba kennen, schon am Nachmittag wurde das Gitter zwischen beiden geöffnet. Dasselbe erfolgte danach einzeln mit Ayo.

Keine fünf Tage später waren die Drei schon gemeinsam auf der kleineren Insel der großen Anlage – getrennt von Wazungu, der alleine auf der größeren der beiden Inseln lebte. „Ayo hat die Führungsrolle bei den Dreien übernommen“, erzählt Harr, der mit Tambos neuer Pflegerin Manon weiter im engen Austausch ist. „Die hat ihn direkt in ihr Herz geschlossen“, freut sich ihr Krefelder Kollege.

Ziel des dortigen Zoo-Teams ist es, die Gruppe der drei jüngeren Gorillas so zu festigen, dass sie die allerbesten Freunde werden - und sich im Idealfall auch gemeinsam gegen Wazungu behaupten können. Denn der ist nicht nur zehn Jahre älter als die Drei, sondern auch schon fast dreifach so stark und schwer wie ein jeder von ihnen.

Die erste Feuerprobe für die Rangordnung hat die neue Gruppe bereits hinter sich. Der ein Jahr ältere Yeba habe anfangs versucht, Tambo zu dominieren. „Hat er hier in Krefeld noch häufig in solchen Momenten geguckt, als wolle er sagen, wann kommt denn meine Mutter mir zu Hilfe, musste er dort alleine mit der Situation zurecht kommen“, erzählt Harr – und schiebt stolz hinterher: „Und das hat er geschafft.“ Tambo stecke nicht nur ein, sondern könne sich auch wehren. Direkt danach schraube er wieder runter und strecke dem anderen die Hand wieder hin. Souverän würde man das in der Welt des menschlichen Miteinanderlebens nennen. „Inzwischen sind Yeba und Tambo sehr gute Freunde“, berichtet Harr. Wer sie auf Fotos schmusend oder eng nebeneinander am Seil hängen sieht, glaubt das sofort. Alle paar Tage kriegt Harr die neusten Fotos aus Thoiry.

Längst lebt die gesamte Gruppe zusammen. Zuerst haben die drei Gorilla-Freunde mit Wazungu das Gehege gewechselt. „Damit ein jeder das Revier des anderen kennenlernt“, erklärt Harr. Dann wurden sie zusammengelassen, immer unter den wachsamen Augen aller Tierpfleger. „Das hat hervorragend funktioniert.“ Aber Yeba sei wohl nicht nur sanft, sondern sei auf der anderen Seite auch frech und habe den Schalk im Nacken sitzen. Er habe angefangen, mit einem Stock Wazungu zu reizen und auszuprobieren, wo dessen Toleranz-Grenze sei. Die Ähnlichkeit zu pubertierenden Jugendlichen liegt – bei einem Unterschied zum menschlichen Erbgut von 1,75 Prozent bei Gorillas – erkennbar nah.

Die jüngeren Gorillas passen aufeinander auf

Wazungu macht unmissverständlich sofort Yeba klar: So nicht. Wie gut der Zusammenhalt der drei Jüngeren inzwischen ist, habe die Reaktion darauf von Ayo gezeigt. Eigentlich ziehe er sich bei solchen Machtspielchen zurück. Doch als er den Stress zwischen den beiden ungleichen Männchen spürte, habe er sich sofort mit Yeba verbündet. Ganz im Sinne der drei Musketiere. „Damit ist genau das eingetroffen, was wir alle uns für die gemeinsame Bindung gewünscht hatten“, sagt Harr erfreut. „Einer für alle, alle für einen.“

In der neuen weitläufigen Anlage im ZooSafari leben die vier Gorilla-Männchen zusammen mit Gelbbauch-Mangaben, Guarezzas und Husaren-Affen. Auch dahin hat Tambo schon zarte Fäden der Freundschaft geknüpft. „Manu hat geschrieben, dass er die Nähe zu einer Mangaben-Frau sucht und die beiden schon freundschaftlich sich zugetan sind“, erzählt Harr. Auch das wundert ihn nicht. Er freut sich schon auf ein Wiedersehen. „Sobald ich kann, werde ich mir in Thoiry anschauen, wie Tambo sich eingelebt hat.“