Krefelds Kinder leiden besonders unter Armut
Sozialbericht für NRW liegt vor. WZ stellt die Situation für Alleinerziehende, Geringverdiener und Ältere vor Ort dar.
Krefeld. Kinder und junge Erwachsene tragen in Krefeld ein höheres Armutsrisiko als in den übrigen Regionen Nordrhein-Westfalens. Laut des Sozialberichts NRW 2012 lebt landesweit jedes fünfte Kind unter 18 Jahren in einem einkommensschwachen Haushalt. Das sind 19,9 Prozent. In Krefeld liegt die Zahl höher: bei 21,58 Prozent. 8142 Minderjährige sind mit ihren Eltern auf Hartz IV angewiesen. Das belegt eine Recherche der WZ.
Ein in der Vergangenheit von den Grünen beantragter Armuts- und Reichtumsbericht für Krefeld, auch Sozialbericht genannt, liegt aus Kostengründen immer noch nicht vor. Mit Hilfe des Fachbereiches Soziales und des Jobcenters hat die WZ deshalb die demografische und wirtschaftliche Entwicklung mit der landesweiten Situation verglichen. Nicht nur die von Heranwachsenden, sondern auch die von Alleinerziehenden, von Geringqualifizierten, von einkommensschwachen Familien, Menschen mit Migrationshintergrund und von älteren Menschen.
Vor allem Alleinerziehende und ihre Kinder sowie Personen in kinderreichen Haushalten (mit drei oder mehr Kindern) unterliegen laut Sozialbericht NRW einem stark überdurchschnittlichen Armutsrisiko (37,6 bzw. 27,3 Prozent). Als einkommensarm oder einkommensschwach gilt, wessen Pro-Kopf-Einkommen weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens beträgt. Diese Schwelle liegt derzeit bei 833 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie bei 1749 Euro (netto).
In Krefeld ist die Situation für diese Gruppen etwas besser als im Landesvergleich. Von den insgesamt 15 153 sogenannten Bedarfsgemeinschaften, die Leistungen nach dem SGB II (Hartz IV) erhalten, sind 2799 alleinerziehend (18,47 Prozent) und 465 kinderreiche Paare (3,06). In den vergangenen zehn Jahren ist der Anteil der Erwerbstätigen mit einem unbefristeten Vollzeitarbeitsverhältnis gesunken.
Gestiegen ist dagegen der Anteil an Teilzeitbeschäftigung und Entlohnung im Niedrigsektor. Mehr als jeder vierte Bezieher von Arbeitslosengeld II (5498 Krefelder) ist erwerbstätig. 1143 davon sogar sozialversicherungspflichtig. Vor allem Frauen arbeiten im Niedriglohnsektor. In NRW bezieht ein Drittel der vollzeitbeschäftigten Frauen (33,3 Prozent) einen Niedriglohn. In Krefeld liegt die Zahl etwas niedriger. Hier sind es 30,8 Prozent (5967 Frauen).
Die wirtschaftliche Situation verschärft sich für diese Gesellschaftsgruppen. Die Lebenshaltungskosten steigen und bezahlbarer Wohnraum wird knapper. So hat sich zum Beispiel der Bestand an Sozialwohnungen in Krefeld in den vergangenen zehn Jahren um fast zwei Drittel verringert. Gab es im Jahr 2001 noch 17 172, so sind es 2011 nur noch 6675 gewesen. Entsprechend wächst die Zahl der wegen höherer Miete verschuldeten Haushalte. Darunter leiden auch die Kinder. Das wirkt sich oftmals bei deren schulischer Leistung aus.
228 Jugendliche haben 2010 in Krefeld die Schule verlassen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss erlangt zu haben. Dies entspricht knapp zehn Prozent der Schulabgänger insgesamt. Landesweit liegt die Zahl bei 5,5 Prozent. Schüler ohne deutsche Staatsangehörigkeit verlassen die Schule überdurchschnittlich häufig ohne Abschluss. In NRW sind das 12,3, in Krefeld 22,8 Prozent. Für sie ist es schwerer, beruflich Tritt zu fassen.
Landesweit nimmt die Zahl älterer Menschen zu. Im Jahr 2000 standen 28 Personen im Rentenalter 100 Erwerbsfähigen gegenüber, 2010 waren es bereits 34. In Krefeld sind es zahlenmäßig mehr als 50 000 zu knapp 159 000 Erwerbsfähigen. Entsprechend steigt auch die Zahl der über 65-Jährigen, die von Altersarmut bedroht sind. Waren es 2006 noch 2207 Senioren, die Grundsicherung im Alter erhalten haben, waren es Ende 2011 schon 2778.