Krefeld Krefelds Partner rockt Fußball-England

Leicester ist dabei, in der Premier League Sport-Geschichte zu schreiben. Der Fischelner Fan Michael Haas hat sogar Familie in England.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Wenn Leicester City englischer Fußball-Meister wird, fliege ich rüber“, sagt Michael Haas mit strahlenden Augen. Der Fischelner ist fest entschlossen, den größten Erfolg in der Sport-Historie der Krefelder Partnerstadt live vor Ort mitzuerleben. Wohnen könnte er bei seinem Bruder Oliver, der mit seiner Familie nur rund 20 Minuten entfernt von der 330 000-Einwohner-Stadt in der englischen Region East Midlands lebt. „Sollten sie es wirklich schaffen, wird wohl ganz Leicester auf den Beinen sein, um diese Sensation zu feiern“, sagt Haas.

Denn die Saison von Leicester City kann bereits jetzt getrost als Sport-Märchen bezeichnet werden. Während in Krefeld das Fußball-Augenmerk am Samstag auf dem Oberliga-Duell zwischen dem KFC Uerdingen und dem Wuppertaler SV liegt, fiebert man im 545 Kilometer (Luftlinie) entfernten Leicester dem Montagabend entgegen. Denn dann kämpft das Team aus Krefelds Partnerstadt gegen Newcastle United darum, seinen Fünf-Punkte-Vorsprung an der Tabellenspitze der höchsten englischen Fußball-Liga zu verteidigen.

Mit einem für englische Verhältnisse kleinen Etat von rund 42 Millionen Euro hält Leicester die Topteams aus Manchester, London und Liverpool neun Spieltage vor Schluss gekonnt auf Distanz. Und das, obwohl diese Vereine über ein Vielfaches an Geld verfügen im Gegensatz zu den 2008 in die dritte englische Liga abgestürzten „Füchsen“, wie das Team von Leicester auch genannt wird.

„Ich habe als Jugendlicher einen Austausch nach Leicester mitgemacht — die damals entstandenen Freundschaften haben teilweise bis heute Bestand“, sagt Haas. Damals war Haas Jugendspieler beim VfR Fischeln, der den Austausch organisierte. „Die englischen Jungs sind dann im Gegenzug auch immer bei uns gewesen — leider ist diese Partnerschaft vonseiten der Stadt nach England heute eingeschlafen“, kritisiert der SPD—Ratsherr. Gut für ihn, dass sein Bruder Oliver mit seiner Familie bereits seit geraumer Zeit in England, unweit von Leicester, lebt. „Er und sein Sohn besitzen auch eine Dauerkarte fürs Stadion. Ich war selber zuletzt vor zwei Jahren bei einem Spiel, es war ein Freundschaftsspiel gegen Werder Bremen“, erzählt Haas, der nahezu alle Statistiken zur aktuellen Saison von Leicester im Kopf hat. Zudem kann er all die Geschichten rund um die märchenhafte Saison von Leicester erzählen. „Topstürmer Jamie Vardy hat vor Jahren noch in der unteren Liga mit einer Fußfessel gespielt — heute ist er mit 19 Toren Toptorschütze in der teuersten Fußball-Liga der Welt“, schüttelt Haas etwas ungläubig den Kopf.

Dass die „Füchse“ in der vergangenen Saison nicht abgestiegen sind, geht nach Meinung von Haas auf das Konto des deutschen Verteidigers Robert Huth. „Er hat den Laden damals zusammengehalten und die Engländer lieben ihn, weil er furchtlos ist.“

Das Gästezimmer von Bruder Oliver wird regelmäßig gebucht Diese Saison wird Haas Huth und Co. wohl nicht mehr live sehen. „Die Kartennachfrage ist groß, man hat kaum Chancen, eine zu bekommen. Mein Bruder hat regelmäßig Anfragen aus Deutschland für einen Aufenthalt in seinem Gästezimmer“, grinst Haas, der an das Fußball-Wunder von Leicester glaubt.

„Es ist eine einmalige Saison für ein Team, dass eigentlich gegen den Abstieg spielt“, sagt Haas und ergänzt: „Deshalb hoffe ich, dass sie es schaffen und ich rüberfliegen kann, um mit ganz Leicester zu feiern.“