CDU Kreisparteitag: Christdemokraten suchen ihren Weg
Kreisparteitag mit einigen bemerkenswerten Momenten. Forkel mahnt Junge Union ab.
Krefeld. Der bemerkenswerteste Moment dieses Kreisparteitags zeigt deutlich, dass die CDU das Wahltrauma noch nicht verarbeitet hat. Dass diejenigen, die es künftig richten sollen, keinen leichten Stand haben.
Wie anders sind provokant laute Tischgespräche während der Podiumsbeiträge wie dem von Kerstin Radomski zu deuten? Er zeigt aber auch, dass die (kommunal-)politischen Schwergewichte wissen, was die Stunde geschlagen hat. Es ist der Moment, in dem Alt-Fraktionschef Wilfried Fabel zu seinem Manuskript greift und nach vorn zur Bühne schreitet.
Fabel tadelt Parteichef Marc Blondin für Teile von dessen Rede. „Die CDU“, poltert der Senior, „dürfe eben nicht für jedermann wählbar sein.“ Eine CDU gewinne keine Wähler durch Beliebigkeit, sondern durch ein klares Profil.
Zudem stellt Fabel klar: „Es stimmt einfach nicht, dass wir bei der Bürgermeisterwahl den besten Kandidaten hatten, und das meine ich nicht persönlich. Hätten wir den besten gehabt, hätten die Krefelder ihn gewählt.“ Außerdem kritisiert Fabel die vielen parteiinternen Kandidaten für die Landtagswahl, was Blondin zuvor als besonders demokratischen Vorgang gekennzeichnet hatte. „Das kann man Demokratieverständnis nennen.
Oder Dummheit!“, meint Wilfrid Fabel. Denn eines sei klar, und spätestens hier wird klar, dass der Routinier die Reihen schließen will: „Der Parteivorsitzende bekommt zu wenig Unterstützung, vor allem öffentlich. Wenn ein Parteivorsitzender zu einer Landtagswahl antritt und die Wahl nicht gewinnt, dann brauchen wir einen neuen Parteivorsitzenden!“ Fabel tritt ab, ohne ein einziges mal auf sein Manuskript geschaut zu haben.
Der angesprochene Parteivorsitzende hat zuvor in seiner Rede — neben den genannten Punkten — vor allem die SPD und OB Meyer als Nutznießer christdemokratischer Vorarbeit aufs Korn genommen. Aber eben auch den Aufbruch proklamiert. Weg von der Einfamilienhaus-Klientelpolitik, Öffnung zur breiten Massen und deren Sorgen. In einer Partei, in der gern auch über Inhalte gestritten werden darf.
„Wir müssen einander nicht liebhaben, es genügt, wenn wir professionell miteinander arbeiten.“ Man sei auch kein privater Freundeskreis. Blondin will um neue Mitglieder werben, jeder CDUler solle das tun. „Außerdem kündige ich eine Mitgliederbefragung an, die sich damit befassen soll, Wünsche, Anregungen und Kritik an unserer Arbeit zu bündeln.“
Auf das Land NRW bezogen bringt Blondin die CDU als Garant für eine bessere Sicherheitspolitik in Stellung. Das Einbruchsradar der Polizei sei ein erster Schritt, Videoüberwachung müsse kommen. Mehr Polizeibeamte. Und Krefeld? Der neuen Rathaus-Führung wirft er Untätigkeit vor: „Thema Drogenkriminalität: Was müssen Kinder denken, die morgens zur Schule gehen und den Theaterplatz passieren? Warum stehen einzelne junge Männer an den Zugängen zu öffentlichen Tiefgaragen? Auch und gerade am Krefelder Rathaus?“
Bemerkenswert am Rande ist noch der Auftritt von Oppums Ortsverbandschef Thilo Forkel, der den Tagesordnungspunkt Grußworte dafür zweckentfremdet, um die Nachwuchskräfte Yvonne Schaafs und Tobias Stümges zu kritisieren, die ihre Auffassung von guter christdemokratischer Politik in die Öffentlichkeit getragen hatten. Sowas gehöre intern geregelt, maßregelte er. In aller Öffentlichkeit.
Delegierte für den Bundesparteitag sind Marc Blondin, Kerstin Radomski und Yvonne Schaafs. Zum Landesparteitag fahren Marc Blondin, Britta Oeller, Jürgen Wettingfeld, Daniel Wingender, Angelika Brünsing und Carola Ponzelar- Reuters. mip