Sprödentalplatz Kritik und Faszination beim Winterzirkus

Der Circus Probst hat Premiere gefeiert. Die Akrobaten überzeugten — danach protestierten etwa 40 Tierschützer.

Sprödentalplatz: Kritik und Faszination beim Winterzirkus
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wenn der Duft von Popcorn, Sägemehl und Tieren in der Luft liegt, dann ist Zirkus. Mit einer Familienvorstellung feierte der Circus Probst am Mittwochnachmittag Premiere. Klassischer Zirkus, das ist große Unterhaltung für die ganze Familie. 1200 Besucher erlebten zweieinhalb Stunden lang Zirkusatmosphäre mit allen Sinnen. Krankheitsbedingt wurde der Weihnachtszirkus verschoben und präsentiert nun bis zum 31. Januar seine neue Show.

Die Dekoration ist nicht weniger aufwendig. Circus Probst hat sich fein gemacht. Es blinkt und glitzert im Vorzelt und in der Manege rieselt der (Kunst-)Schnee. „Wir haben bis halb drei in der Nacht an der Dekoration gearbeitet“, erzählt Zirkuschefin Brigitte Probst. In der Phantasiewelt unter der Zirkuskuppel versprechen prominente Namen aus der Artistenwelt Spaß und Action. Gleich zum Auftakt erobern Stephanie Probst und ihre stolzen Hengste die Herzen der Zuschauer.

Circus Probst hat Premiere gefeiert
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Elegant und mit ruhiger Hand lenkt Europas jüngste Tierlehrerin die temperamentvollen Pferde und entlockt selbst dem verspieltesten Pony märchenhafte Kunststücke.

Mit Wasser spritzen, sich gegenseitig den Stuhl wegziehen, Clowns müssen nicht viel tun, um geliebt zu werden. Doch die Mitglieder der Stolyarov Clown Family sind Stars der Branche. Die russischen Spaßmacher jonglieren, balancieren und überzeugten schon beim Internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo mit ihrer intelligent-herzlichen Komik. Clown Jim Bim, übrigens seit einem knappen Jahr mit Stephanie Probst verheiratet, ernennt das Trampolin zu seiner komischen Spielwiese. Was ungeschickt aussieht, ist in Wahrheit virtuos. Vollendete Körperbeherrschung beweist Utnier Aquino. Der Kubaner nutzt ein horizontal aufgehängtes Seil als Schaukel, vollführt verwegene Sprünge und riskante Luftnummern.

Schwerkraft ist für den Handstandakrobaten Tony Erblay nicht existent. Als lebendige Flagge hängt er horizontal an einem senkrecht montierten Mast und lässt souverän die wohlgeformten Muskelpakete spielen. Als Meister der Manege präsentiert Reinhard Probst seine Exotenparade. Ein ungarisches Steppenrind, ein afrikanisches Wattussi-Rind, ein Zebra, ein Kamel und ein Dromedar sowie südamerikanische Lamas und ein Emu bilden zusammen mit zwei schweren Kaltblütern ein beeindruckendes Szenario.

Für feuchte Hände und stockenden Atem sorgt das temperamentvolle Duo Ortiz auf dem sich immer schneller drehenden „Todesrad“. Nervenkitzel auch auf dem Hochseil. Als ein besonders heikler Balanceakt misslingt, lachen das die jungen Akrobaten weg und wiederholen ihn.

Die Menge tobt und klatscht im Takt. Eine wahrhaft tierische Sensation liefert Tom Dieck junior, Raubtierdompteur in dritter Generation, mit Löwenmähne und Tigerstreifen. In einer großen Raubtiernummer vereint er zwei mächtige Liger (eine Kreuzung aus Tiger und Löwe) sowie fünf Tiger und zwei Löwen zu einer temporeichen Dressurleistung. Peitsche und Zeigestab sind bei dem „König der Löwen“ vergleichbar mit dem Taktstock eines Dirigenten. Und wenn ein Tiger bedrohlich faucht, gehört das zur Show. Diese Darbietung wurde in Monte Carlo mit dem Oscar der Branche ausgezeichnet.

Sehr viel ruhiger lässt es das Duo Serjo mit seiner Handstand-Akrobatik angehen. Die atemberaubenden Hebefiguren im Zeitlupentempo strahlen Kraft, Dynamik und Ästhetik aus. Mit einem akrobatischen Liebesduett unter der Zirkuskuppel begeistern Andrea Navratilova und Diego Ortiz. Die Tuchakrobaten sind auch im wahren Leben ein Paar.

„Kein Applaus für Tierquälerei.“ Unter diesem Motto demonstrierten nach der Premiere rund 40 Tierschützer lautstark vor dem Zirkuszelt. Sie prangern die nicht artgerechte Haltung der Tiere an. „Tiere gehören nicht in den Zirkus, sie sind keine Unterhaltungsobjekte“, sagt Adrienne Kneis, die Organisatorin der Demo. „Sie leben und reisen in engen Käfigen und die Dressuren sind nicht artgerecht.“ Städte wie Viersen, Moers oder Düsseldorf stellten Zirkusbetrieben mit wilden Tieren bereits keine Fläche mehr zur Verfügung. „Nur die Stadt Krefeld erlaubt diese Art Zirkus noch“, sagt Kneis.

„Nur mit Tieren ist ein Zirkus ein Zirkus“, meint hingegen Circus-Chefin Brigitte Probst. „Alles andere ist Varieté.“ Die Exoten-Präsentation aus fünf Kontinenten durch Zirkusdirektor Reinhard Probst zählt zu den Höhepunkten der Show. Alle in der Manege gezeigten Tiere seien in Zoos geboren. Nach eigenem Bekunden hält der Zirkus trotz immenser Kosten seine wertvollen Tierbestände, „weil die hautnahe Begegnung zwischen Mensch und Tier nach wie vor auf Zuschauer aller Altersgruppen eine Faszination ausübt“. Auf seiner Website veröffentlich der Zirkus Prüfberichte der amtlichen Tierärzte, die die Tierhaltung mit dem Zertifikat „sehr gut“, „vorbildlich“ beurteilen. circus-probst.de