Kündigungen im Werkhaus?

Die Stadt zahlt derzeit keine Zuschüsse an die Freien Träger aus. Vereine geraten finanziell in Schieflage.

Krefeld. In diesen Tagen gehen die ersten Anrufe bei den Freien Trägern ein: Die Stadt kann wegen des nicht genehmigten Haushalts die freiwilligen Leistungen für das laufende Halbjahr nicht auszahlen. „Wir wissen nicht, wie wir das stemmen sollen“, sagt Monika Vehreschild vom Vorstand des Werkhauses nachdenklich. Und sie ist nicht die Einzige.

Auch Rat und Hilfe, die Schwangerenberatung des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), oder die Selbsthilfekontaktstelle im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) werden nun den Umfang ihrer Angebote überdenken. „Wir müssen das Programm der Werkbühne und des Südbahnhofs für September runterfahren; aber auch das Aussetzen von Honorarzahlungen und sogar betriebsbedingte Kündigungen sind längerfristig zu befürchten“, sagt Vehreschild. Bisher habe die Stadt erst 50 Prozent der Zuschüsse ausgezahlt, und das auch erst im Juni. „Wir haben nicht so viele Einnahmen, dass wir davon Rücklagen bilden und nun selber die Fixkosten für unsere drei Gebäude stemmen könnten.“

Während für das interkulturelle Zentrum im Südbahnhof ein Vertrag mit der Stadt besteht und die Stadt immerhin 35 000 Euro für Betriebskosten und praktische Arbeit zum Teil übernimmt, gibt es für die seit 28 Jahren bestehende Werkbühne keinen bindenden Vertrag. Der im Haushalt eingesetzte Betrag ist nicht gesichert. Und wenn es gar Ende des Jahres zu einem Nothaushalt kommen sollte, werden die freiwilligen Leistungen als erstes komplett gestrichen.

Da helfen auch nicht die verschiedenen Fördertöpfe, mit deren Hilfe der Werkhaus-Verein seit Jahren nur knapp die Zahlungsunfähigkeit verhindert. Vehreschild erklärt: „Wir bekommen Landesgelder nur, wenn die Stadt ihren Beitrag dazu leistet und wir selbst als sogenannter armer Träger zehn Prozent aufbringen.“

Diese Situation kennt auch Jochen Hochkamer vom DPWV. Die Selbsthilfekontaktstelle beispielsweise werde zu 25 Prozent vom Landesverband unterstützt. „Alleine könnten wir die Kosten von rund 18 000 Euro im Jahr nicht stemmen.“

In diesem Jahr hätten die Freien Träger jedoch noch nichts von der Stadt Krefeld bekommen. Auch an die Wohlfahrtsverbände sei noch nichts von dem freiwilligen Zuschuss von 8000 Euro ausgezahlt worden.

Im nächsten Jahr fürchtet der DPWV-Geschäftsführer deshalb für die Selbsthilfekontaktstelle ernsthafte Probleme. Eine Mitfinanzierung durch das Land erfolge nur, wenn ein bestimmter Personalschlüssel gewährleistet ist. Der sei durch den nicht genehmigten Haushalt und den damit verbundenen Auszahlungsstopp aber nicht mehr zu garantieren. „So werden vorhandene Strukturen kaputtgespart“, lautet sein Kommentar.

Auch der SkF hat für seine Schwangerenberatung mit der Stadt nur eine feste Absprache, aber keinen Vertrag — und bis heute noch keinen Abschlag auf die vereinbarten 17 000 Euro erhalten. „Der Anteil der Stadt ist in unserem Haushaltsplan fest einkalkuliert“, sagt Geschäftsführerin Tanja Himer. Bisher sei für die kommenden beiden Jahre nur von einer einprozentigen Kürzung der Mittel die Rede gewesen. Mehr könne der SkF wegen der gesunkenen Kirchensteuermittel auch nicht auffangen.

Frühestens Ende November könnten die für dieses Jahr zugesagten Mittel fließen, wenn Regierungspräsidentin Anne Lütkes ihr Okay zu den geforderten Nachbesserungen gibt. Verschiedene Träger und Vereine in Krefeld stellen sich deshalb derzeit die Frage, welche Angebote auf Dauer überhaupt noch finanzierbar sind.

Nur die Altenclubs in Krefeld haben laut Hochkamer bisher ihre zugesagte Zahlung mit einem Prozent Abschlag überwiesen bekommen. Die Kürzung der freiwilligen Leistungen um maximal ein Prozent im Rahmen der Haushaltskonsolidierung hatte die Ratsmehrheit aus CDU, FDP und UWG beschlossen.