Kützhof wäre noch zu retten

Eine der ältesten Hofanlagen Krefelds steht am Inrath. Das Schicksal der Gebäude besorgt die Menschen im Stadtteil, während der Denkmalschutz noch Chancen sieht.

Foto: Andreas Bischof

Inrath. Der starke Hagel vor einigen Wochen hat das Dach des Kützhof noch einmal mehr in Mitleidenschaft gezogen. Überall fehlen Ziegel. Direkt über der Inrather Straße sieht es so aus, als könnten andere jederzeit auf vorbeifahrende Autos oder Radler fallen. „Da ist jetzt noch einmal einiges zu Bruch gegangen bei dem Unwetter“, sagt eine Nachbarin.

Wie sie bewegt viele Inrather das Schicksal des Bauernhofs, der zu den ältesten Hofanlagen der Stadt Krefeld gehört. Am Torhaus steht das Datum 1819. Teile des Gebäudes datieren allerdings bis ins 16. Jahrhundert zurück.

„Wir müssen feststellen: Es tut sich nichts am Kützhof“, sagt Rolf Hirschegger, Vorsitzender des Bürgervereins Inrath, über das Gebäude unter Denkmalschutz. Ein Gebäude, bei dem sich die Inrather sorgen, dass es bald nicht mehr existieren könnte. Schon von der Straße aus betrachtet, sieht der Zustand gefährlich aus. Stützen, die einen nach außen abkippenden Giebel am hinteren Gebäudeteil retten sollen, seien nicht mehr stabil, befürchten Anwohner. Mittlerweile sieht der Giebel so aus, als ob er nach innen kippt.

Im April hatte es in der Bezirksvertretung Nord eine Einschätzung der Verwaltung zum derzeitigen Stand der Dinge gegeben. Damals lautete die Einschätzung der städtischen Denkmalschützer, die sich auch im Innern umgesehen hatten, der Zustand habe sich nicht verschlechtert, das Gebäude sei standfest, die Räume gut durchlüftet. Die Rede war auch davon, dass es zwei Interessenten gebe, die den Hof kaufen wollten. Seitdem sind schon wieder zwei Monate vergangen. Noch immer gehört die Anlage dem Investor, der sie 2005 mit seiner Partnerin aus Familienbesitz erwarb.

Auf WZ-Anfrage wollte er sich zu den Eigentumsverhältnissen und möglichen Verkaufsplänen nicht äußern. Von Experten gibt es unterschiedliche Einschätzungen zum Potenzial des Kützhof. Von Millionen, die hineingesteckt werden müssten, wird einerseits geredet. Andererseits gibt es Rechnungen, nach denen sich eine solche Investition lohnen würde, um zum Beispiel Wohnraum in historischem Ambiente zu schaffen. Am Inrath fällt oft das Stichwort „Bauernladen“ und „Bauerncafé“. Das wäre, was sich manche wünschen.

Als das Investoren-Paar den Hof vor 13 Jahren übernommen hatte, gab es ähnliche Gedankenspiele. Hinter der Backsteinfassade sollten Wohnräume, Büros, Geschäftsräume entstehen. Die neuen Eigner wollten eine Rinderzucht betreiben — mit Hofladen und Streichelzoo. 2007 wollte das Paar einziehen. Das Gebäude wurde in die Denkmalliste aufgenommen. Unter anderem hatten die Experten im Haus für die Region eher untypisches Fachwerk gefunden, außerdem eine Holztreppe, die das Datum 1829 trägt, und sogenannte Kölner Decken.

Die Nachbarn hätten sich „große Hoffnungen“ gemacht, erinnert sich eine Anwohnerin, es sei „ein schönes Projekt gewesen“. Doch mit dem Einzug und Projekt wurde nichts. Eine zukünftige landwirtschaftliche Nutzung ist heute auch eher unwahrscheinlich. Tatsächlich ist das Land, das einst zum Komplex gehörte, zum größten Teil an einen Inrather Landwirt verkauft.