Ab Montag wird die Rennbahn zum Kino
Wo sonst die Galopper starten, zeigen in den nächsten sechs Wochen SWK und Medienpartner WZ Film-Highlights.
Krefeld. „Hier kommen noch Sonnenliegen hin“, sagt der Mann, der eher an einen Surfer, der gerade vom Strand kommt, erinnert, als an den Chef, in dessen Händen alle Fäden zusammenlaufen. Uwe Papenroth (49), Projektleiter des SWK-Open-Air-Kinos, ist während des Aufbaus im Dauerterminstress und gleichzeitig tiefenentspannt.
Wie um seine Gemütsruhe zu demonstrieren, lässt er im nächsten Moment alles stehen und liegen, um einen kleinen Frosch zu retten, der sich auf die Betontribüne verirrt hat. „Der kommt hier doch sonst niemals raus“, sagt er und setzt die Amphibie in der nächsten Hecke ab. Das große Kribbeln geht bei ihm erst am Montag bei der Eröffnung los. „Jetzt bin ich sowieso noch wie gelähmt von meiner Sommergrippe.“
Zum vierten Mal findet in den nächsten sechs Wochen das Open-Air-Kino auf der Rennbahn statt. Zeit genug, um Routinen zu entwickeln. Und sich über die Neuerungen zu freuen. Wie zum Beispiel, dass es ein Zugeständnis an die Ergonomie für die Kinobesucher gibt. Die SWK sponsert für jeden der 800 Tribünenplätze Sitzkissen.
Die wichtigste technische Neuerung gab es aber schon im vergangenen Jahr. Die Filme werden nicht mehr von riesigen Spulen abgespielt, sondern kommen von der Festplatte. Und die ist nicht nur für das beste Filmerlebnis wichtig.
Sie lässt sich auch viel bequemer in den Vorführraum — die Präsidentenloge im dritten Stock, gleich unterm Tribünendach — tragen. Es reicht ein kleiner Hartschalenkoffer im Herrenhandtaschenformat.
Zuständig dafür sind Imad Assaf und Lukas Märzhausen. Die Loge ist das Reich der beiden Filmvorführer. „Wir sind froh, dass wir nicht mehr diese riesigen Dinger schleppen müssen“, sagt Assaf. „Aber wenn mal was kaputtgeht, dann ist es gleich richtig kaputt.“
Die alten, ratternden Vorführmaschinen konnte man zur Not auch noch mit einem Schraubenzieher und einem Hammer reparieren. Sie genießen einen anderen Vorteil: Im Kino ist der Vorführraum der schlechteste Platz“, sagt Märzhausen. „Hier ist es der Beste.“
Das größte Einzelteil im Kinopuzzle kam am Freitag um 12 Uhr mit dem Lkw. Es ist die noch zusammengerollte, aufblasbare Leinwand, die in Krefeld entwickelt wurde. Was jetzt folgt, ist eine Metamorphose in drei Teilen. Ausgepackt sieht die Leinwand aus wie ein aufblasbares Plastikschwimmbecken.
Wenn der Kompressor beginnt, seine Arbeit zu verrichten, gleicht sie einer wackeligen Hüpfburg. Zu guter Letzt steht die fertige Leinwand vollständig aufgerichtet auf dem Rasen. Gerade einmal zwei Stunden brauchen vier zugegebenermaßen ziemlich starke Männer dazu.
Mit den Heringen vom letzten Zelturlaub mit der Familie haben die Festmacher, die die aufblasbare Leinwand an der Galopprennbahn im Boden verankern, nichts zu tun. Damit das mobile Kino auch bei Starkwind in Krefeld bleibt und nicht über den Niederrhein segelt, verschwinden gleich sechs der kiloschweren, rund 1,20 Meter langen Eisennägel im Boden — pro Seite.
„Bis Windstärke sechs ist sie standsicher“, sagt Veranstalter Volker Herdick. „Allein für den Betrieb der Leinwand haben wir einen so dicken Ordner bekommen“, sagt Herdick und misst mit Daumen und Zeigefinger einen Abstand, so groß wie ein doppelter Hamburger in einem bekannten Schnellrestaurant. Damit dürften die sechs Wochen ungestörtes Kinoerlebnis auf der Rennbahn aber auch wirklich sichergestellt sein.