Denkmalschutz Aus den Fehlern der Vorfahren lernen

Krefeld · Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hat seine Jahresversammlung auf Burg Linn veranstaltet.

Christa Reicher, Leiterin des Unesco-Lehrstuhls für Kulturerbe und Städtebau, spricht  bei der Jahresversammlung des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz auf der Burg Linn über die Schwierigkeit, Denkmalpflege und Städtebau zusammenzubringen.

Foto: wz/Dirk Jochmann

„Danke für die Gastfreundschaft und das einmalige Sommerwetter! Das werden wir uns merken!“ Tobias Flessenkemper, der Vorstandsvorsitzende des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL), kann am Samstag die hervorragenden Bedingungen auf Burg Linn nur loben. Ein gastlich eingerichteter Innenhof hat schon einmal für schönes Ambiente und einen guten Empfang für die Jahresversammlung gesorgt.

Im unteren Rittersaal kann er dann das offizielle Programm eröffnen. Schaut man in die voll besetzten Stuhlreihen wird offensichtlich, dass auch dieser Verein ein Problem mit dem Nachwuchs an interessierten und aktiven jungen Leuten hat. Das geht man aber schon an und so kann der Vorsitzende auf eine neue Website des Vereins und eine verstärkte Präsenz in den sozialen Medien hinweisen. Das Engagement des Vereins beispielsweise für die Herausforderungen des Klimawandels, der die Kulturlandschaft, d.h. die vom Menschen gestaltete Naturlandschaft, und damit vielerorts das Kulturerbe beeinträchtigt, ist eine große Aufgabe für die Gegenwart und die Zukunft. Britta Oellers (MdL-NRW) stellt heraus, dass Denkmäler zum kulturellen Gedächtnis gehören und Oberbürgermeister Frank Meyer lobt in seinem Werbeblock für die Attraktionen Krefelds auch die Vielseitigkeit des Rheinlands. Mit Stolz fügt er hinzu „Wir sind Welterbe.“

Corinna Franz, die Dezernentin für Kultur und Landschaftliche Kulturpflege beim Landschaftsverband Rheinland, lenkt in ihrem Grußwort den Blick auf sehr komplexe zukünftige Probleme, die sich mit dem Ende des Braunkohletagebaus im Rheinischen Revier ergeben. Die Transformation einer Industrielandschaft steht an und es stellen sich Fragen wie „Was bleibt vom industriellen Erbe? Was hat Denkmalqualität? Wie soll hier die Kulturlandschaft von morgen aussehen?“

Vom Wandel im Bereich des Museums Burg Linn spricht sein Leiter Boris Burandt. Neue Konzepte sind hier angesagt und bereits initiiert. Edutainment – eine unterhaltsame Informationsvermittlung – ist das Gebot für das Publikum aller Altersgruppen und das Museum kann „echte“ Geschichten erzählen.

Städte zwischen Tradition
und Modernisierung

Den Festvortrag der Jahresversammlung hält Christa Reicher, die Leiterin des 2023 eingerichteten Unesco-Lehrstuhls für Kulturerbe und Städtebau an der RWTH Aachen. „Von der Bedeutung der Vergangenheit für eine bessere Zukunft“ lautet das Thema. „Denkmalpflege und Städtebau zusammenzubringen, das ist eine wichtige Konfliktlinie“ und aus den Fehlern der Vorfahren zu lernen, lautet ihre Forderung. Sie veranschaulicht dies unter dem Aspekt „Städte zwischen Modernisierung und Tradition“. Städte waren immer Orte der Modernisierung, der Innovation, des technischen Fortschritts, wie es sich beispielsweise in der Stadtplanung nach dem Zweiten Weltkrieg mit den autogerechten Innenstädten zeigt.

Den Wandel vom Verkehrsraum zum Stadtraum, der auch für ein lebenswerteres Umfeld sorgt, lässt sich aktuell in zahlreichen Städten beobachten. Dazu gehört auch die wieder zu beobachtende Wertschätzung von historischen Innenstädten. Die Uniformität und Leerstände in den Stadtzentren forderten ein Umdenken und den Abschied von den Innenstädten, die nur vom Handel geprägt seien. „Es müssen Konzepte mit und für Menschen entwickelt werden“, lautet ihr Credo.

Ihre Aussagen „Denkmalschutz ist Klima- und Ressourcenschutz“ und „Gebäude sind auch Klimasünder“ dürften im Kreis der Anwesenden nicht so überraschend sein, für Personen, die sich nicht damit beschäftigen schon eher. Ein Blick in die Geschichte liefert Belege dafür, dass Wiederverwendung so alt ist wie das Bauen selbst und damit um viele Jahrhunderte älter als moderne Schlagworte wie „Recycling“ oder „Denken in Kreisläufen“. Für die spezifischen Herausforderungen von Unesco-Welterbestätten in der aktuellen Stadtplanung – vom Erhalt historischer Strukturen versus Befriedigung neuer Bedürfnisse, von Hochhausbauten, die Sichtachsen sowie die Umgebung von Schlössern oder Kathedralen schädigen – müssen ebenso Lösungen gefunden werden.

Drei aktuelle Themenschwerpunkte des RVDL wurden am Nachmittag in Diskussionsrunden vertieft. Es fand ein Austausch über das Rheinische Revier, über Schlossgärten im Klimawandel und über Probleme rund um das Welterbe Oberes Mittelrheintal statt. Am Sonntag ging es für die Vereinsmitglieder auf Exkursionen und zu Besichtigungen, um sich selber von der Vielseitigkeit der Stadt Krefeld zu überzeugen und Neues zu erfahren.