Ausstellung im Verein Kunst und Krefeld Werner Gilles’ schillernde Farbigkeit
Krefeld · „Werner Gilles. Bilder aus dem Nachlass“ ist der schlichte Titel einer Ausstellung, den der Verein Kunst und Krefeld jetzt in seinen Räumlichkeiten in der Alten Post organisiert hat.
Das Licht und die Wärme des Südens waren seine große Leidenschaft. Der Künstler Werner Gilles (1894-1961) verbrachte einen Großteil seines Lebens in Italien. Besonders die Insel Ischia hatte es dem Maler angetan. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er jeden Sommer dort, den Winter über war er in München.
„Werner Gilles. Bilder aus dem Nachlass“ ist der schlichte Titel einer Ausstellung, den der Verein Kunst und Krefeld jetzt in seinen Räumlichkeiten in der Alten Post organisiert hat. Zu sehen sind 18 Bilder, Fotos und Briefe sowie einige Kataloge. Der Nachlass des aus Rheydt stammenden Künstlers befindet sich seit vielen Jahren in Krefeld. Zunächst hat sein Neffe Klaus Kleinheisterkamp ihn verwaltet, jetzt kümmern sich dessen Töchter Iris Kleinheisterkamp-Shore und Petra Kleinheisterkamp-Voigt um die Werke ihres Großonkels. Persönliche Erinnerungen an ihn haben die beiden Frauen nicht, sie sind aber mit seinen Bildern aufgewachsen.
Das Stipendium in der Villa Massimo in Rom begeisterte ihn
„Er war in der Nachkriegszeit ein sehr berühmter Künstler“ sagt Kuratorin Beatrix Vater. Nach der Zeit des Nationalsozialismus herrschte eine gewisse Orientierungslosigkeit. Mit seinem von der klassischen Moderne geprägten und trotzdem eigenständigen Stil setzte Gilles in dieser Zeit des Aufbruchs wichtige Akzente. Seine schillernde Farbigkeit erinnert an Matisse und auch Anklänge an den Kubismus finden sich. Gilles gehörte einer Generation an, die beide Weltkriege erlebte. Er war bereits im Ersten Weltkrieg Soldat und kam 1919 ans Bauhaus in Weimar. Dort studierte er bei Lyonel Feininger und reiste zwei Jahre später zum ersten Mal nach Italien. Die Liebe zum Süden nahm da ihren Anfang. Immer wieder zog es ihn in verschiedene Regionen Italiens, ein Höhepunkt war für ihn das Stipendium der Villa Massimo in Rom.
Der Schwerpunkt ist
der Zeit in Italien gewidmet
Er reiste auch nach Norwegen, an die Ostsee, nach Paris und Berlin. Es hatte etwas von einem ruhelosen Künstlerleben. Die Möglichkeit selbst zu lehren, etwa auch am Bauhaus, lehnte er ab. „Seine Freiheit war ihm wichtiger“, sagen seine Großnichten. Der Preis dafür war ein Leben in finanziell sehr begrenzten Verhältnissen. Er lebte vom Verkauf seiner Bilder und von Zuwendungen von Freunden und Mäzenen. Die Insel Ischia entdeckte er Anfang der 1930er Jahre für sich. Damals bildete sich dort ein Freundeskreis von deutschen Malern, zu denen Hans Purrmann, Eduard Bargheer und Werner Heldt zählte. Einige jetzt ausgestellte Fotos zeigen Gilles im Kreis seiner Freunde. Er selbst ist meist Pfeife rauchend und mit seinen Malutensilien zu sehen. Ein Künstler wie aus dem Bilderbuch. „An Italien liebte er die größere Offenheit“ sagt Beatrix Vater. Die Atmosphäre im Nachkriegsdeutschland war ihm zu engstirnig.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dieser Zeit von 1947 bis 1960. Die meisten diese Bilder sind auf Ischia entstanden. Die felsige Landschaft, der Hafen, die Fischer waren bevorzugte Motive. Dabei entfernte er sich mehr und mehr von einer naturgetreuen Darstellung zu Gunsten von eigenständigen Farb-und Formfindungen. Neben Aquarellen malte er gerne in Öl auf Papier und Öl auf Leinwand. Wenn das Material knapp war, benutzte er auch die Rückseiten seiner Bilder. Das älteste Bild in der Ausstellung ist ein Ölbild von 1924. Es zeigt ein Haus mit einer Gartenbank. Trotz der noch sehr gegenständlichen Ausführung zeigt sich hier bereits ein besonderes Gespür für den Umgang mit der Farbe. Die Sonne leuchtet als gelber Kreis in einem Himmel in violetten Schattierungen. Das Gelb wiederholt sich in dem Detail des Hauses auf der rechten Bildseite. Ebenfalls Violett ist der Weg, der zwischen zwei hohen Bäumen an dem Haus vorbeiführt. Die Bank mit einem Tisch ist im rechten Bildvordergrund platziert und zieht den Blick auf sich.
In späteren Jahren vollzieht er den Schritt zur Abstraktion
In seinen späteren Jahren widmete sich Gilles auch mythologischen Themen, vor allem die Figur des Orpheus inspirierte ihn sehr. Als Beispiel ist hier „Orpheus mit den Tieren“ zu sehen. Zwei Raritäten sind auch die beiden Fluglandschaften aus den späten 1950er Jahren. Der Schritt zur Abstraktion ist hier vollzogen. Ein besondere Ausstellung ist an der Steinstraße zu entdecken. 2011 zeigte auch das Kunstmuseum in Mühlheim eine umfangreiche Werkschau zum 50. Todestag von Gilles. Nächstes Jahr werden einige seiner Bilder im Rahmen der Ausstellung „Italiensehnsucht!“ im August-Macke-Haus in Bonn zu sehen sein.