Ausstellung Juni 1941: 24 Biografien stellvertretend für Millionen Lebensgeschichten
In der Ausstellung „Juni 1941 — Der tiefe Schnitt“ werden deutsche und sowjetische Schicksale dokumentiert.
Krefeld. Mit dem Kriegsjahr 1941 verbinden die meisten Deutschen heute kein entscheidendes historisches Datum mehr. Der 22. Juni 1941 hat sich aber in das Gedächtnis vieler Russen, Weißrussen und Ukrainer eingebrannt. An diesem Tag überfielen deutsche Truppen die Sowjetunion. Er gilt als Beginn eines Vernichtungskrieges, in dessen Verlauf Schätzungen zufolge 27 Millionen Sowjetbürger ihr Leben verloren, davon 14 Millionen Zivilisten.
„Juni 1941 — Der tiefe Schnitt“ ist der Titel einer Ausstellung, die das Werkhaus Krefeld vom 6. März bis zum 13. April im Südbahnhof präsentiert. Gezeigt werden 24 deutsche und sowjetische Biografien von Menschen, für die der 22. Juni 1941 ein entscheidendes Datum war.
Die 24 Lebensläufe stehen stellvertretend für Millionen Lebensgeschichten. Die Generation, die noch aus eigenem Erleben über diese Zeit berichten kann, stirbt langsam aus. „Das Ende der Zeitzeugenschaft“, nennt das Ingrid Schupetta, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle der Stadt Krefeld.
Auf über 100 Stelltafeln legen nun unzählige Briefe, Fotos und amtliche Dokumente Zeugnis ab. „Das größte Gewicht legt die Ausstellung auf die Fotos. Sie reichen von privaten Schnappschüssen bis zu Propaganda-Aufnahmen“, sagt Werkhaus-Geschäftsführer Georg Dammer.
„Der tiefe Schnitt“ ist der Versuch, Lebensgeschichten exemplarisch darzustellen und so Geschichte zu vermitteln. Nicht die Kriegsverbrechen stehen im Fokus, sondern die Kriegsschicksale. Für Georg Dammer ist die Ausstellung „ein Teil Erinnerungskultur“. Sie liefere keine fertigen Antworten, sondern stelle Fragen. „Jeder kann anknüpfen und Parallelen zu seinem Leben ziehen.“ Unlösbar miteinander verwoben zeigt „Der tiefe Schnitt“ deutsche und sowjetische Biografien. Die Schicksale von Prominenten wie Lew Kopelew, Heinz Guderian oder dem Krefelder Joseph Beuys stehen neben denen unbekannter Opfer.
„Juni 1941 — Der tiefe Schnitt“ ist eine Wanderausstellung des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst, die unter anderem in Deutschland und Russland gezeigt wird. Über Krefeld als vierte Station freut sich Ingrid Schupetta: „Große Sonderausstellungen sind in den letzten 20 Jahren mangels geeigneter Ausstellungsorte an Krefeld vorbeigegangen. Im Südbahnhof haben wir jetzt die Möglichkeit, diese historische Ausstellung zu zeigen.“