Premiere im Stadttheater: Sommernachtstraum - viel Sinnlichkeit im Zauberwald

Viel nackte Haut und eklige Küsse im „Sommernachtstraum“.

Krefeld. Die Handwerker beherrschen die Burleske. Die Elfen tragen Grün und Lampenschirm. Die Damen haben lange Beine, und der Herzog treibt es hier und da. Im Stadttheater hatte Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ am Samstag eine reichlich beklatschte Premiere.

Die Geschichte ist verwickelt: Am Hof von Athen will Theseus Hippolyta heiraten. Lysander, Hermia, Helena und Demetrius lieben sich im Reigen — allerdings keiner den Richtigen. Unglücklich fliehen die vier jungen Leute in den Wald und gelangen in das Reich der Elfen. In dieser Zauberwelt regieren Titania, Oberon und Hofnarr Puck. Den Wald muss der Betrachter sich aus Äpfeln denken (Bühne und Kostüme: Frank Hänig).

Die lustigste Ebene ist die der Handwerker, die in eben diesem Wald ein Theaterstück für die Hochzeitsfeier einstudieren. Sie sehen alle aus wie zerzauste Banker. Handys und Laptops sind die unvermeidliche Referenz an die Moderne. In der Inszenierung von Christine Hofer gehört ihnen der erste und letzte Auftritt. So verschiebt Hofer die Gewichtung: Das Theater auf der Bühne rahmt die attischen Hierarchien und den Elfentraum ein.

Im Stück der Handwerker glänzen die Schauspieler (Christopher Wintgens, Cornelius Gebert, Daniel Minetti, Adrian Linke, Marianne Kittel) — das Theater der einfachen Leute ist grotesk, derb, komisch und amüsiert ganz im Sinne Shakespeares. Bei der Hochzeitsfeier in Athen findet alles ein gutes Ende. Allerdings erst nach der Rückkehr aus dem Elfenreich, in dem Puck (Paul Steinbach) mit einem Zaubertrank alles auf den Kopf gestellt hat. Dabei verliebte sich Titania (Eva Spott) in einen Esel — und man glaubt es ihr sogar.

In einer wunderbaren Szene sieht man Lysander (Felix Banholzer) seine Liebes-Verwandlung an. In seinen Augen ist nun Hermia die schönste aller Frauen, und er spielt die trunkene Verzauberung mit großer Kraft. Sonst ist es schrill und laut und tierisch bei den Elfen: Die jungen Leute rennen umeinander, als hätten sie auch in ihrem Traum kein Ziel.

Witzig sind die Elfen gewandet: Zu grünen Strickjacken tragen sie Lampenschirme als Kopfbedeckung und zerren müde Taue als Spinnweben hinter sich her. Man hätte sich ein bisschen mehr Romantik gewünscht: Es fehlt der Elfenwelt an Zauber. Das mag aber auch an der Sprache liegen: Die Worte dieser modernen Übersetzung kommen nicht alle im Parkett an.

Die Sinnlichkeit des elisabethanischen Theaters wird derb betont. Viel nackte Haut, lange Beine und eklige Küsse des Theseus’ (Joachim Henschke) für beiderlei Geschlecht. Wo es im Stück auch um die Liebe geht, gilt hier die Geilheit als allen Handelns Trieb.

Nächste Termine am 6. und 7. März. Karten unter Telefon 805-125.