Ballettpremiere: Die Frau in Schwarz aber siegt

Eine Hommage für die verstorbene Chefin Heidrun Schwaarz mit Ausschnitten aus älteren Choreographien.

Krefeld. Eine letzte Verbeugung. Für die Compagnie des Theaters endet die Spielzeit mit einer Hommage an ihre langjährige Leiterin Heidrun Schwaarz, die unerwartet starb. Unter dem Titel "Der stürmische Morgen" - Lied aus Schuberts "Winterreise" - hat man Teile zweier Choreographien der Schwaarz von 1997 zu einem Abend zusammengefasst. Zunächst wird "Tango!" gezeigt, dann "Winterreise(n)". Yolande Straudo und Csaba Kvasz haben das Werk einstudiert.

Fünf in luftiger Höhe rotierende Ventilatoren (Ausstattung: Friederike Singer) sind das einzige Bildelement in "Tango!". Das lässt an einen großen Raum denken, der Ballsaal sein kann oder auch Sporthalle, an letztere erinnern die sportiven Trikotagen des Ensembles. Leidenschaft ist dann auch am meisten in den drei Liedern präsent, die Anna Schäfer live zur Begleitung von Jochen Kilian (Piano) und Klaus Gutjahr (Bandoneon) singt, dem ansonsten von Gidon Kremers "Hommage à Piazzolla" vom Band begleiteten Tanz haben Schwaarz und Augustus Damian die Hitze des Tangos deutlich ausgetrieben.

Das sieht man am meisten in "Celos", in dem vier Damen fünf Minuten auf Spitze wie Drehpüppchen auf einer Spieluhr agieren, und auch in "Buenos Aires Hora Cero", in dem alle Männer im roboterhaften Kreistanz, unterbrochen von Liegestützen, ebenfalls für sich bleiben. Diese Passagen stammen von Damian.

Bildreicher, dramatischer entfaltet sich "Schubert - Winterreise(n)". Die Bühne: zwei große Wände, an einer oberen Ecke aneinandergelehnt. Ein Unort, hier ist niemand mehr zu Hause. Die orchestrale Neufassung des Schubertschen Zyklus von Hans Zender unterstreicht das, durch die Musik fährt buchstäblich immer wieder der Wind als Geräusch. Mal ist es ein Tänzer, mal mehrere, die den ruhelosen Wanderer darstellen, von den Damen stechen Karine Andrei-Sutter als Frau in Weiß und Silvia Behnke als Frau in Schwarz hervor.

Die Spannung zwischen ihnen - für Lebenswillen, Sehnsucht mag Sutter stehen, die Behnke für Depression und Tod - beherrscht die Choreographie. Das wird deutlich im Tanz zum Lied "Erstarrung". Razvan Craciunescu pendelt hier zwischen der anschmiegsamen Frau in Weiß und der dominanten Frau in Schwarz, letztere behält die Oberhand.

Langer Applaus beendete einen Abend, der vor allem im zweiten Teil vom Gedanken des Abschieds durchdrungen war.

130 Minuten. Vorstellungen: 10., 19., 23. Juni; Ruf: 805125.