Beuys mit dem Bauch begreifen
Symposium Künstler und Wissenschaftler wünschen sich, dass die Werke des Künstlers in Krefeld bleiben.
Krefeld. Meistens braucht es sehr viel länger als ein Jahr, bis Wissenschaftler sich zu einem Thema zusammenfinden und ihre Kenntnisse austauschen und weitergeben. Doch bei Beuys ging es nun schneller: Am Wochenende haben die Kunstmuseen ihr erstes Beuys-Symposion veranstaltet.
Anlass dafür ist die immer noch ungeklärte Frage nach der Beuys Installation im Kaiser-Wilhelm-Museum, die eben nur zu einem Teil dem Museum gehört, zu einem anderen aber der Sammlung Lauffs. Und die meisten Teile dieser Sammlung wurden abgezogen und für Millionen in New York verkauft.
Was nun in Krefeld steht und hängt, hat genau so der Künstler selbst angeordnet - dass es so stehen und hängen bliebe, wünschten sich inständig die Teilnehmer des Symposions. Mit einem Vortrag nebst Einführung und vier Betrachtungen zu Beuys Werk wurde der Krefelder Künstler ausführlich gewürdigt.
Krefeld Alexanderplatz, da wohnten die Eltern von Joseph Beuys. Mit dem Säugling zogen sie dann nach Kleve. Weitere Stationen auf seinem Lebensweg und die Berührungspunkte mit Krefeld schilderte Dr. Sabine Röder in sachlicher Form nach einer Einführung von Museumsdirektor Hentschel. Dann folgte eine wunderbare gedankliche Führung durch die beiden Räume mit Beuys Arbeiten.
Johannes Stüttgen, selbst Beuys-Schüler, nahm seine Zuhörer mit. Das Besondere: Es ging nicht um das Erfassen mit dem Intellekt, sondern um das Begreifen mit dem Bauch. Und so ergab es sich denn auch, dass manche diesen geführten Weg zur "Barraque D¹Dull Odde" sofort nachfühlen konnten, andere es sich vorzustellen vermochten und dritte wieder einen anderen Zugang zu dieser Arbeit gefunden hatten. Das zeigt die Spannung, die Beuys in seinem Werk auszudrücken versuchte; die Spannung zwischen den Polen Begriff und Idee.
Das Interesse übrigens am Symposion war rege: Künstler, Wissenschaftler, Sammler, Kunstinteressierte, Lehrer lauschten gebannt und interessiert und stellten auch viele Fragen. Dabei wurde deutlich: Die Beschäftigung mit dieser Kunst öffnet dem Menschen das Gemüt und macht ihm Mut, über seinen ganz eigenen Zugang zur Kunst in aller Öffentlichkeit zu sprechen. Und da ist man dann wieder ganz bei Beuys, dem Kunst=Freiheit bedeutet.