Das Schicksal Zidanes, die Rolle des Museums
Ausstellung: Das Kaiser- Wilhelm-Museum lässt fünf Künstler über die Situation des ehemaligen Fußballstars nachdenken.
Krefeld. Es war Zinedine Zidanes letztes Spiel als Fußballprofi, und er musste es vorzeitig beenden. Im WM-Finale 2006 gegen Italien versetzte der Ausnahmespieler seinem italienischen Gegner Marco Materazzi einen Kopfstoß und sah dafür die rote Karte. "Zidanes Melancholie" nennt sich nun anspielungsreich die letzte Ausstellung des Kaiser Wilhelm Museums vor der umfangreichen Sanierung. Fünf Künstler aus den Niederlanden und Deutschland reflektieren die Situation des Museums, seine Einbettung in den städtischen Kontext und so fort.
Kurator Konstantin Adamopoulos hat die Künstlerinnen Julia Horstmann und Shannon Bol (beide Berlin) ausgewählt, Holger Nickisch, auch selbst als Künstler vertreten, Kevin van Braak und Anno Dijkstra (beide Amsterdam).
Julia Horstmanns interessantere Arbeit ist nur als Modell zu sehen. Da die Treppen als Fluchtwege offen gehalten werden müssen, konnte sie dort nicht Holzwände als Hindernisse platzieren. Anstatt die bald eintretende Unzugänglichkeit des Museums zu visualisieren, hat sie nun mit dekorativen Wandmalereien einen Bezug des Eupener Zimmers zu literarischen Salons hergestellt.
Shannon Bol hat die Lichtschutzspannrahmen zweier Schauräume mit Batiken und malerischen Arbeiten versehen, veränderte damit die Lichtsituation in den Räumen, akzentuiert deren Grenzen zur umgebenden Stadt. Nickisch platziert auf dem Westwallgrünstreifen vor dem Museum eine Schutzhütte aus Holz. Die provisorische Zuflucht vor dem bald geschlossenen Museum entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Kevin van Braak hat eine Wendeltreppe aus einem ehemals faschistischen italienischen Kindersommerlager in Holz nachgebaut. Nun steht diese Kopie im Innenhof des Museums und führt nirgendwo hin. Man kann sich aufgefordert fühlen, über die umgebende Architektur nachzudenken.
Anno Dijkstra schließlich lenkt mit seiner Kunst den Blick radikal auf die Wirklichkeit. Für seine Camera Obscura hat er eine Plastilinskulptur jenes vietnamesische Mädchen in Lebensgröße geschaffen, das nach der Napalm-Bombardierung ihres Dorfes durch die Amerikaner auf einen Fotografen und einen Kameramann zulief. Die Bilder gingen um die Welt.
Die Eröffnung ist am Sonntag, 18. Mai, 11.30 Uhr. Die Ausstellung endet am 27. Juli. Aktionen heute auf dem Platz an der Alten Kirche, 17-21 Uhr.