Bloß keine Langeweile durch Mittigkeit
In der Montessori-Gesamtschule ermöglichte der Maler Konrad Klapheck spannende Einblicke in sein Schaffen.
Krefeld. „Ich bin glücklich, wenn ich arbeite“, sagt Konrad Klapheck, danach befragt, wie er es geschafft habe, 80 Jahre alt zu werden. Den Geburtstag feiert er zwar erst im Februar, aber der Maler blieb bei der Fragerunde so geduldig, wie er zuvor bei seinem Vortrag über sich und sein Werk in der Montessori-Gesamtschule uneitel gewesen war. Kunstpädagoge Thomas Müller hatte den weltbekannten „Maschinenmaler“ zur 125. Ausgabe des Montessori-Kunsttreffs nach Krefeld locken können.
Gut 150 Kunstinteressierte wollten den Düsseldorfer Klapheck erleben, der mit Bildern von Schreib- und Nähmaschinen, Wasserhähnen und Telefonen, Dampfbügeleisen und so fort berühmt geworden ist. Das Kind zweier Kunsthistoriker wusste schon beim Abitur 1954: „Ich wollte Maler werden.“
Beim Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie habe er zunächst ein Jahr nur zeichnen dürfen. Als es dann endlich ans Malen ging, lautete der Auftrag seines Lehrers Bruno Goller: „Fangen Sie mit etwas einfachem an, malen Sie ein Stillleben.“ In einem Schreibmaschinengeschäft hat er sich sein erstes „Modell für sechs Mark die Woche“ geliehen.
Vorherrschend sei damals die abstrakte Malerei gewesen. Klapheck schätzt aber mehr den Renaissance-Maler Holbein den Jüngeren, mag die gegenständlichen Bilder von Otto Dix, erfreut sich daran, wie der Surrealist Dali eine Klaviertastatur malt.
Und dennoch: „Ich habe mit dem Informell geflirtet, gekleckst und geträufelt.“ Der entscheidende Impuls für die Entwicklung kommt dann von Goller, der ihn fragt: „Wollen Sie der 17001. informelle Maler werden?“ Und zu Klaphecks erster Schreibmaschine meint der Lehrer: „Da steckt mehr drin.“
Bis 1997 habe er 43 Schreibmaschinen gemalt, sagt der Maler, und „schon bei der zweiten hatte ich ein schlechtes Gewissen.“ Das muss er aber nicht haben, wie die Zuschauer leicht feststellen konnten, denn Klapheck erläuterte mit Skizzen, wie penibel er arbeitet.
Zwei Drittel der Arbeitszeit für ein Bild verbringe er mit der Konstruktion in der Vorzeichnung. Mittelachsen dienen ihm zur Orientierung, wobei er darauf achte, dass keine Linie des Objekts durch den Kreuzungspunkt gehe. Alle Linien verlängert er auf den Skizzen bis zum Rand des Blattes und misst die Abstände, damit sie alle unterschiedlich ausfallen. So erreiche er „spannungsreiche Asymmetrie“ und vermeide „Langeweile durch Mittigkeit.“
Dass seine Werke Titel tragen wie „Die gekränkte Braut“ oder „Lamento“ und nicht etwa die Bezeichnungen der zu sehenden Gegenstände, erklärt Klapheck auf einfache Art: „Dass das meinetwegen eine Schreibmaschine ist, erkennt doch jeder Idiot.“