Campendonk ist begehrt
Eine Stadt in Bayern interessiert sich für den Nachlass des Krefelder Künstlers.
Krefeld. Um ein Haar hätten alle, die sich für den Krefelder Künstler Heinrich Campendonk interessieren, nach Bayern fahren müssen. Der Rat der Stadt Penzberg hat Dienstagabend über den Erwerb des Nachlasses des 1957 verstorbenen Künstlers zu entscheiden gehabt. Entgegen allen Erwartungen haben sich die Mitglieder mit 11 zu 11 Stimmen nach langer Diskussion dagegen ausgesprochen.
Kunstfreunde der 16000-Einwohner-Gemeinde in Oberbayern wollten sich ursprünglich die Anschaffung der Werke 4,1 Millionen Euro und den Bau eines neuen Museums kosten lassen.
Die Stadt Krefeld, wo Campendonk 1889 geboren wurde, hat sich offenbar gar nicht erst um den 89 Werke umfassenden Nachlass bemüht. Das sagt zumindest Christoph Tölke, Vorsitzender des Vereins "Kunst und Krefeld", der sich mit Kunst und Künstlern im Raum Krefeld beschäftigt. "Die Stadt Krefeld tut so etwas nicht, obwohl dies wünschenswert gewesen wäre. Kultur ist hier nur Kostenfaktor." Man habe nicht erkannt, dass sie auch ein Wirtschaftszweig sein kann, mit dem man Geld verdient, sowie ein Imagefaktor.
Es sei sehr schade, dass die Stadt nicht in der Lage ist, sich solche Sachen zu sichern, sagt Tölke und verweist auf andere Beispiele, wie die Textilmuster der Firma Pilters, die für 20000Euro in die Türkei verkauft wurden. Dabei hatte die Stadt - sowohl über die Kunstmuseen, die einige Werke des Malers und Glasbildners in der Sammlung haben, als auch die Villa Merländer mit zwei Wandgemälde des Künstlers - gute Kontakte zum Sohn, Herbert Campendonk, der vor zwei Jahren gestorben ist. Er kümmerte sich um den Nachlass.
Kulturdezernent Roland Schneider ("Campendonk ist ganz wichtig für Krefeld") zeigte sich gam Dienstag überrascht: "Für mich ist das Thema neu. Wenn man das vorher gewusst hätte, hätte man zumindest Gespräche aufnehmen können. Aber ich hatte keinerlei Hinweise." Jetzt wäre wieder Gelegenheit dazu.
Die Erben hatten sich für Bayern entschieden: Die Stadt Penzberg wollte rund die Hälfte der 4,1 Millionen zahlen, der Rest sollte aus Stiftungen kommen.
Der Maler, der der Künstlergruppe "Blauer Reiter" angehörte, war 1911 einer Einladung des Künstlers Franz Marc nach Sindelsdorf gefolgt und besuchte Penzberg fast täglich. Mit dem Bild "Penzberger Reiter" hat er der Stadt ein Denkmal gesetzt.