Ein alter Wilder kehrt zurück in die Heimat

Opernregisseur Hans Neuenfels will in Krefeld nicht einmal sterben. Nun liest er immerhin hier.

Krefeld. "Können Sie sich vorstellen, noch einmal in Krefeld zu leben?" Das wurde Hans Neuenfels bei seinem vorigen offiziellen Besuch vor 14 Jahren von einem Zuschauer gefragt. "Nach Krefeld komme ich noch nicht einmal zum Sterben zurück", antwortete damals der große Opernregisseur lakonisch. Aber jetzt kommt er doch wieder, zumindest um sein neues Buch vorzustellen. Am Freitag, 20 Uhr, liest Neuenfels in der Mediothek aus "Wieviel Musik braucht der Mensch?".

Neuenfels wurde 1941 in Krefeld geboren. Er studierte in Wien, doch eines seiner frühen Regie-Engagements führte ihn noch einmal in seine Heimatstadt. Er gehörte zur "jungen Garde" des damals jüngsten Generalintendanten Deutschlands. Joachim Fontheim ließ sie ab 1966 aufs Publikum los.

Neuenfels reüssierte etwa mit Handkes "Publikumsbeschimpfung" - im Ensemble der spätere 007-Bösewicht Gottfried John - oder auch mit Edward Bonds Babymord-Stück "Gerettet".

Seit 1974 hat Neuenfels über 30 Opern inszeniert, meist an ersten Adressen. In diesem Jahr übernimmt er beim "Lohengrin" in Bayreuth die Regie. Und der junge Wilde von einst sorgt immer noch mit provokanten Inszenierungen für Aufsehen.

"Über Oper und Komponisten" hat der Bürgerschreck sein Buch untertitelt. Die meist im Vorfeld von Inszenierungen entstandenen Texte nähern sich unter anderem Giuseppe Verdi, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Wagner an. Ihr Mittel ist dabei nicht die Analyse, die literarischen Miniaturen umkreisen ihre Gegenstände vielmehr auf den Schwingen der Phantasie.