Das neue Team macht jede Menge Theater
Klassiker und Komödie, Märchen und Musical: Michael Grosse geht mit dem ersten Spielplan kein Risiko ein.
Krefeld. Die Stromrechnung wird auf jeden Fall höher ausfallen als bisher. "Im Theater soll möglichst oft das Licht angehen", sagt Matthias Gehrt, der neue Schauspieldirektor für Krefeld und Mönchengladbach.
Wenn keine Vorstellungen stattfinden, möchte er Filmvorführungen und Lesungen zu bestimmten Themen anbieten. Auch Gastspiele holt er her, zum Beispiel mit Theaterstar Corinna Kirchhoff und Pianistin Elisabeth Leonskaja: "Wir wollen mit Vollgas losfahren."
Die Botschaft ist klar: Die neue Mannschaft um Generalintendant Michael Grosse will schon in ihrer ersten Spielzeit jede Menge Theater machen und das Publikum ins Boot holen. Für Krefeld setzt das Schauspiel die Akzente: Zehn neue Produktionen laufen an, darunter Büchners "Woyzeck" und "Othello", inszeniert vom Schauspiel-Chef persönlich.
Die Pflege deutscher Klassiker und Shakespeare’scher Dramen nennt Matthias Gehrt als Schwerpunkte seiner Arbeit. Auch verschiedene Formen der Komödie will er untersuchen, beginnend mit "Treppauf - Treppab" von Alan Ayckbourn. Die erfolgreiche Musical-Tradition setzt er mit "Rocky Horror Show" fort. "Wir rechnen mit dem Schlimmsten, was den anschließenden Zustand des Theaters betrifft."
Die Antike ist mit "König Ödipus" vertreten, das "Theater der Seele" mit Jens Pesels Inszenierung von "Hedda Gabler". Gehrt, der lange als Regisseur durch ferne Länder tourte, holt nun Welttheater nach Krefeld: Das iranische Stück "Bahman-Bagdad", dort von der Zensur verboten, ist seine einzige Uraufführung. In Mönchengladbach verpflichtet er den bekannten Filmregisseur Ali Samadi Ahadi ("Lost Children") mit seiner ersten Theater-Produktion "Der Gast". Intendant Michael Grosse gestaltet Solo-Abende zu Thomas Mann und Heinrich Heine (in Gladbach).
Große Bedeutung misst Gehrt dem Kinderstück bei - diesmal das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten: "Das ist bei uns kein Ausprobiertheater für den Nachwuchs." Eine klare Ansage - auch von Grosse, der Theaterpädagoge Dirk Schwantes fest zum Team rechnet: Er will unter anderem eine "Theater-Soap" und das Musical "Joseph" realisieren.
Im Musiktheater setzt Operndirektor Andreas Wendholz ausschließlich auf Werke, die hier noch nie zu sehen waren. In Krefeld beschränkt sich das zunächst auf zwei Opern von Prokofjew und Puccini. Premieren wie "Me and My Girl", "Die Jungfrau von Orléans" und die Erstaufführung "Joseph Süß", inszeniert von renommierten Regisseuren, bleiben 2010/11 in Gladbach. Auch im Ballett ist Krefeld Zweitverwerter: Robert North zeigt seine neuen Stücke "Prinz Rama" und "Fado" zunächst in Gladbach, hier nur "Casanova" und "Othello/Ein Sommernachtstraum".