Das Operncamp — Hilfe, ich bin ein Musikstar, holt mich hier raus
Der szenische Liederabend ist die Fortsetzung des erfolgreichen Abends aus der vergangenen Spielzeit.
Krefeld. Beim Dschungelcamp ist es ja so, dass alle gerne dabeibleiben möchten — auch wenn die Ameisen eklig schmecken und das Klima nicht so prima ist. Beim „Operncamp“ im Stadttheater ist es andersrum.
Der schmierige und überforderte Intendant Tobias Tatze TT (erdacht und gespielt von Joachim Bähr) soll eigentlich nach Tenören suchen und wird von einem Schwarm weiblicher Stimmen umlagert. Die singen bei dem skurrilen Casting im Operncamp vor. Am Ende aber sind sie alle weg, und es ist weit und breit kein Tenor aufgetaucht.
Die Holländerin mit ihren Holzschuhen (Margriet Schlössels) macht auf esoterisch und schleppt die Putzfrau Alma (Katharina Ihlefeld) mit auf ihren strahlenfreien Bauernhof.
Krankenschwester Gudrun (Nele van Deyk) kehrt zu ihrem Geliebten, natürlich handelt es sich um einen verheirateten Arzt, zurück und Maria (Sabine Sanz) geht auf Welttournee. Olga schließlich (Isabelle Razawi) gibt den kapriziösen russischen Star und lässt sich ans Bolschoi rufen.
Bevor die fünf Damen allerdings den armen TT mit seinem mobilen Telefon allein auf der Bühne zurücklassen, singen sie allerhand Lieder aus Opern, Operetten und Musicals.
Eigentlich ist das Thema des Operncamps Mozart. Doch die Damen können auch anders: Sie singen aus der Fledermaus von Strauss, texten das Rheingold um und mischen auch mal „Tulpen aus Amsterdam“ in den Liederstrauß. Das spätere 20. Jahrhundert ist mit „Diamonds are a girl’s best friends“, „Ich bin Dein“ und „Nur nicht aus Liebe weinen“ vertreten.
Da haben die Damen des Opernchors sehr große Vorbilder — Marylin Monroe in sexy Robe und mit schmelzender Stimme auf der Freitreppe bleibt einfach unerreichbar. Witzig war „Ich will keine Schokolade“ von Trude Herr und anrührend schön das „Lied an den Mond“ aus Dvoraks „Rusalka“.
Damit gab Solistin Isabelle Razawi einen Vorgeschmack auf eine der Opern in der nächsten Spielzeit. Auch die Fledermaus steht auf dem Programm und der Figaro.
Sein Operncamp als Ausblick auf die neue Spielzeit hatte Inspizient Joachim Bähr in lauter Rollenklischees eingebettet und versagte sich auch einen unpassenden Seitenhieb auf das Privatleben des Kulturdezernenten nicht. Das reicht nicht über den Tag hinaus, amüsierte das Publikum aber durchaus. Im voll besetzten Glasfoyer dankte es vor allem den Sängerinnen mit viel Applaus.