Comedy Das Warten auf sieben Minuten Comedy

Wie sieht es eigentlich hinter der Bühne aus? Die WZ hat den Krefelder Comedian Kristian Kokol bei seinem Auftritt beim „I love Stand up — Open Mic“ in der Kulturfabrik begleitet.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Kristian Kokol sitzt an die Wand gelehnt am Rande des Zuschauerraumes. Er knabbert an den Fingern, trinkt seine Cola in großen Zügen und starrt zu Boden. Noch steht ein anderer Comedian auf der Bühne, doch nur wenige Minuten später betritt Moderator Heino Trusheim die Bühne und sagt den Krefelder an. Applaus, Kokol erhebt sich. Es geht los. Das Konzept hinter der Veranstaltung, die Trusheim Monat für Monat in der Kulturfabrik organisiert, ist simpel: „Jeder Künstler hat sieben Minuten auf der Bühne, und es dürfen keine Requisiten oder sonstige Gegenstände verwendet werden“, sagt er.

Weitere Besonderheit: Die Comedians müssen neue Sachen präsentieren. „Viele Comedians kämpfen hier, und manche verlieren auch“, erzählt der Moderator. Die Veranstaltung ist regelmäßig ausverkauft. Die Zuschauer bekommen maximal elf Stand-up-Comedians geboten, die ihre neusten Gags ausprobieren. Das kann gut gehen, kann aber auch total in die Hose gehen.

Das weiß auch Kristian Kokol. Der 36-Jährige ist bereits öfters bei der Veranstaltung in der Kulturfabrik aufgetreten und weiß, wie es ist, wenn ein Text nicht ankommt: „Ich hatte mal ’ne Geschichte, in der ich so eine Boss-Mentalität übernommen habe. Das hat das Publikum mir nicht abgenommen, das war echt unangenehm.“

Mittlerweile hat der Krefelder, der seit zehn Jahren auf der Bühne steht, aber gelernt, solche Momente nicht persönlich zu nehmen: „Am Anfang stellt man sich noch infrage“, erzählt Kokol rückblickend. Vor dem Auftritt heute ist der Comedian aber trotzdem nervös: „Neue Texte vorzutragen ist immer etwas Besonderes. Man weiß nie, wie die Leute reagieren. Da herrscht immer eine Grundnervosität“, so der 36-Jährige. Vor solchen Auftritten geht er mehrmals am Tag noch seinen Text durch, schreibt ihn zusammen und lernt ihn auswendig: „Auf der Bühne hangelt man sich von Überschrift zu Überschrift. Die Punchline ist fix, der Rest ist variabel“, sagt Kokol, der noch recht entspannt wirkt.

Noch hat der Krefelder, der als Dritter auftreten wird, gut eine Stunde Zeit. Er setzt sich mit den anderen Comedians zusammen, unterhält sich und schaut sich zwischendurch noch mal den Text an. Andere sind währenddessen schon total in sich gekehrt und laufen mit Kopfhörern auf den Ohren durch den Raum, um nicht gestört zu werden. Noch 15 Minuten bis zum Beginn der Show. Trusheim schaut sich die Comedians an: „Das sind schon Schicksale, die hier sitzen. Jeder hat seine eigene Geschichte. Kristian zum Beispiel war schon ganz oben und wurde dann in eine Schiene gesteckt, die nicht zu ihm passte.“ Kokol hat seine Karriere in Köln begonnen und binnen kürzester Zeit den WDR Prix Pantheon Preis gewonnen. „Ein echter Anker“, wie Kokol bestätigt.

Die Zuschauer sitzen währenddessen im Saal. Trusheim macht die ersten Durchsagen, dass alle auf ihre Plätze kommen mögen. Der Großteil der auftretenden Künstler setzt sich an die Wand gelehnt ebenfalls in den Saal. Kokol hockt, wie seine zwei Vorstreiter, im Dunklen. Punkt 20 Uhr, die Show beginnt.

Nacheinander treten zwei verschiedene Kölner Künstler auf und geben ihre Gags zum Besten. Es wird gelacht. Mal mehr, mal weniger. Kokol holt währenddessen seine Cola heraus. „Zucker ist eine gute Energie. Bei mir ballert das immer richtig“, erklärt der Comedian. Der 36-Jährige wirkt abwesend, vollkommen auf sich konzentriert.

Kurz vor seinem Auftritt kommt Trusheim, spricht noch ein paar Worte mit dem Krefelder und geht dann für die Anmoderation auf die Bühne. Kokol atmet durch, steht auf und betritt die Bühne. Nun ist er der Comedian, über den — im besten Fall — gelacht wird. Und heute Abend wird über ihn gelacht. Nicht immer, aber an vielen Stellen. Nach sieben Minuten ist es vorbei, bis zum nächsten Auftritt.