Der besondere Klang reinen Gesanges
Der Schönhausen-Chor lud zum Innehalten in St. Johann Baptist ein — pünktlich zur Fastenzeit.
Krefeld. Ein A-cappella-Konzert bietet einem Chor die Möglichkeit, sein Können unter Beweis zu stellen. Da wird kein Patzer verschluckt oder verziehen. Und so kann der Schönhausen-Chor am Sonntagnachmittag in der gut besuchten Kirche St. Johann Baptist zeigen, wie gut er ist. Zu einem „Chorkonzert zur Fastenzeit“ haben die Sänger im Rahmen der Konzertreihe „Geistliche Musik an Maria Frieden“ geladen.
Entsprechend besinnlich ist die Auswahl der Musikstücke: Durchweg moderne Komponisten hatte Joachim Neugart, der Münsterkantor am Quirinusmünster in Neuss und langjähriger Leiter des Schönhausen-Chores, ins Programm genommen. Einen Schwerpunkt bilden die Werke der baltischen Musiker Rihards Dubra, Vytautas Miskinis und Juris Karlsons.
Der Schönhausen-Chor interpretiert die modernen, aber dennoch sehr tonalen Kompositionen so anrührend, dass in St. Johann buchstäblich und pünktlich zum Konzertbeginn die Nachmittagssonne aufgeht. Den Auftakt macht Albert de Klerks „Pater noster.“ Mit differenzierter Dynamik und fantastischen Höhen im Sopran füllt der Gesang den Klangkörper der Kirche aus. Zu Herzen gehende Crescendi und eine große Stärke in den leisen Tönen, das beherrscht der Chor, dessen Sänger keine Berufsmusiker sind, in besonderem Maße.
Der Chor beweist Mut: Joachim Neugart schickt seine Sänger bei Konzerten schon seit einiger Zeit auf „Entdeckungstour.“ Nach jedem Stück wechseln sie ihre Position — mal stehen sie in einem dichten Halbkreis, natürlich mit durchmischten Stimmen, unmittelbar vor dem Publikum, mal weichen sie zurück bis vor den Altar. Bei Miskinis rhythmisch anspruchsvollem „Angelis suis“ verteilt sich der Chor die komplette Länge der Sitzreihen entlang und schafft es dennoch, beisammen zu bleiben. Für den Zuhörer ergeben sich dadurch völlig neue Hörerlebnisse: So wandern die Höhen etwa im Kreis um das Publikum herum.
An der Orgel sitzt Simon Botschen, der Kirchenmusiker des Hauses, und präsentiert enthusiastische Zwischenspiele. „Die baltischen Staaten haben großartige Chorwerke hervorgebracht, da dort die meisten Komponisten auch Chorleiter sind“, erklärt Joachim Neugart. Als Zugabe gibt es ein weiteres Mal das „Ave maris Stella“ von Karlsons, jedoch etwas anders gesungen und dadurch mit ganz anderer Wirkung. Der Schönhausen-Chor entlässt sein Publikum beseelt und wahrlich besonnen auf die Fastenzeit.