Der Katalog der Mediothek wird interaktiv
Mit dem interktiven Katalog der Mediothek wird der Nutzer zum Kritiker. Ab sofort dürfen Rezensionen geschrieben und Bücher empfohlen werden.
Krefeld. Man könnte vermuten, dass sich Büchereien als Horte des Wahren und Schönen bestenfalls behutsam in die böse digitale Welt vortasten. Krefelds Mediothek setzt seit einigen Jahren eher auf das umgekehrte Prinzip: Eroberung im Sturm. Der Facebook-Auftritt hat inzwischen fast 2000 Fans, es gibt eine große Digithek zur Ausleihe per Download.
Kein Wunder also, dass die Mediothek an einem neuen Pilotprojekt des Landes teilnimmt. Es überträgt ein in den USA erfolgreiches Prinzip auf 25 Bibliotheken in NRW: Dort erhalten Leser ab sofort die Möglichkeit, Rezensionen zu Büchern zu schreiben. Über Schlagwörter werden thematisch verwandte Titel miteinander verlinkt, die alle auch im Bestand verfügbar sind.
Nun dürfte das Grundprinzip jedem bekannt sein, der in den vergangenen zehn Jahren irgendetwas im Internet bestellt hat. Die Revolution, die vollmundig ausgerufen wird, bezieht sich also eher auf das Selbstverständnis der Bibliotheken. „Wir schlachten eine heilige Kuh“, sagt Evelyn Buchholtz, stellvertretende Leiterin der Mediothek. „Bisher waren Kataloge allein unsere Sache. Es ist ein Meilenstein, dass nun die Nutzer mitmachen dürfen.“
Bisher haben sich diese zwischen den Regalen oder am Ausleihtresen über ihre Lieblingsbücher ausgetauscht, nun geht das auch online. Die Anmeldung benötigt nur wenige Klicks, rezensiert wird auf Wunsch auch anonym. Den ersten prominenten Buchkritiker haben die Projektleiter Petra Sturk und Martin Kramer auch schon verpflichtet: Theaterintendant Michael Grosse hat über Sandor Marais Roman „Die Schwester“ geschrieben.