Durst ist eben doch schlimmer als Heimweh
Das Kresch kann nicht verhindern, dass sich halbnärrische Elemente einschleichen – fröhlich improvisiert wird trotzdem.
Krefeld. Kurz vor Rosenmontag ist Ernst schon verdurstet. Er hat sich darauf eingelassen, beim Alternativprogramm des Kresch-Theaters in der Fabrik Heeder den Abschluss des Tulpensonntags zu verbringen. Zu einer "Show mit Ernst" kann Dompteur Helmut Wenderoth eine respektable Zahl von Zuschauern begrüßen, manche sogar dezent kostümiert.
Er kann indes nicht verhindern, dass halbnärrische Elemente beim Impro-Theater Einzug halten, als "in einem fernen Land weit hinter Hüls" zweisprachig Kürnüvül geprobt wird.
Seine unverhohlene Freude darüber, dass sich das Publikum beim Mitsingen zurückhält, weicht der Verwirrung, dass mehr Stichworte zur Improvisation kommen als kalkuliert. Wie immer hat Wenderoth eine Ausrede parat: "Die nutzen wir im nächsten Jahr."
Hätte Ernst sich am Ende tot gelacht, wie eine Zuschauerin es vorschlägt, wäre der Abend adäquat zu Ende gegangen. Aber klassisch und à la Shakespeare verdursten?
In der Opernfassung können Silvia Westenfelder, Jens Hajek und Martin Schwarz die dürstende Version nicht mehr ertragen und lassen kurzerhand Bernadette Weßler an ihrem Heimweh ersticken, das sie zuvor schlimmer als Durst empfunden hat. Und Musikmacher Sebastian Fuhrmann hilft sogar dabei.
Eigentlich ist es schade um Ernst, war er doch zwischenzeitlich Schutzpatron des Niederrheinischen Karnevals geworden und als Ernie mit "Bernst" aufgetreten. Dass es an diesem Abend vor Rosenmontag mit Ernst zu Ende geht, kann man schon ahnen, als er beim stockenden Verfassen einer Büttenrede eine echte Schreibblockade erleidet.
Die lange Arie vom "Untergehen mit Dir" setzt den mit unfreiwilligem Spaß gepflasterten Weg zur Durst-Hölle nur noch fort. Da nutzt der gemeinsame Abgesang nach Publikumsvorgaben auch nichts mehr. Durst ist eben doch schlimmer als Heimweh.