Ein Abend mit Applausverbot

Jüdische Gemeinde: Sängerin Kerstin Brix und Pianistin Petra Riesenweber wagen ein Experiment — das leider nur teilweise gelingt.

Krefeld. Ob flotter Musicalsong oder große Opernarie: Kerstin Brix hat schon oft bewiesen, dass sie in verschiedenen Genres zu Hause ist. Mit einem ungewöhnlichen Liederabend zeigte die Künstlerin am Sonntag eine weitere Facette ihres Könnens. Obwohl sie durch ihre Auftritte im Theater bestens bekannt ist, hatten sich beschämend wenige Besucher in der Jüdischen Gemeinde eingefunden.

Statt des großen Saals hätte man sich einen kleineren Raum für diesen „Abend der Sinnfragen“ gewünscht. Begriffe wie Stille und Sehnsucht waren Leitmotive des Programms, das Brix mit ihrer Pianistin Petra Riesenweber konzipiert hat. Anspruchsvolle Musik hatten beide ausgewählt: Klavierstücke von Eric Satie, Lieder von Richard Wagner, Alban Berg und Richard Strauss.

Neben der Zusammenstellung war auch die Abfolge der Stücke speziell. So ist das Auseinanderreißen eines Zyklus’ wie Wagners Wesendonck-Lieder schon recht gewagt, das Einstreuen eines Chopin-Nocturne zwischen Berg und Strauss fragwürdig.

Die Absicht, einen Liederabend um jeden Preis anders zu gestalten, steht dabei allzu sehr im Vordergrund. Denn Brix hat mit ihrem vor allem in höheren Lagen warm strahlenden Mezzosopran das Potenzial für diese großartigen Lieder, die kein Beiwerk brauchen — schon gar nicht in Form von elektronisch und mechanisch erzeugten Geräuschen: Blätterrauschen, Knistern, esoterisch angehauchte Klangbilder.

Auch die eingestreuten eigenen Texte reichen an das Niveau der Musik nicht heran. So hätten beide Künstlerinnen sich lieber auf eine differenziertere Interpretation der Lieder konzentrieren sollen, anstatt die gleichförmig elegische Grundstimmung des Abends mit Äußerlichkeiten zu garnieren. Zum Konzept gehörte auch ein Applausverbot, „um den Fluss nicht zu stören“. Erst am Ende, als Brix mit „Zueignung“ doch in die Tradition klassischer Liederabende eingetreten war, durfte das Publikum klatschen.