Seidenweberhaus: Herbstkonzert im Frühjahr

Die Bayer-Symphoniker begeistern vor allem mit Schubert. Die Entdeckung des Abends ist eine junge Geigerin.

Krefeld. Humor bewiesen die Bayer-Symphoniker aus Uerdingen schon vor ihrem Auftritt am Sonntag im Seidenweberhaus. Dick prangte „Herbstkonzert“ auf ihrem Programmheft — genau die richtige Antwort auf das regnerisch-kühle Mai-Wetter.

Auch in diesem Jahr konnte das Klassik-Konzert dank zahlreicher Kinder und Jugendlicher im Publikum wieder mit einem ungewöhnlich niedrigen Altersdurchschnitt aufwarten — es traf sich eben die große „Bayer-Familie“. Doch sie füllte dieses Mal nur knapp die Hälfte des Saals.

Das Frühlingskonzert — nach dem Kalender — begannen die Musiker mit einem klingenden Kapitel Familiengeschichte, mit Felix Mendelssohn Bartholdys Ouvertüre „Heimkehr aus der Fremde“. Der damals 20-jährige Komponist schrieb es aus Anlass der silbernen Hochzeit seiner Eltern, es war für die Aufführung im Familienkreis gedacht. Damit stellte sich das Laienorchester unter der Leitung von Kenneth Duryea eine gut lösbare Aufgabe, die es mit Präzision erfüllte. Ein bisschen mehr Leidenschaft hätte die Interpretation noch vertragen.

Eine große Entdeckung für das Konzertpublikum war der Auftritt der gerade noch 15-jährigen Judith Stapf. Die junge Dame, die seit ihrem dritten Lebensjahr das Geigenspiel lernt, studiert seit 2008 bei Professor Ute Hasenauer im Pre-College Cologne an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Zu ihrem Repertoire gehört bereits das Konzert für Violine und Orchester in d-moll von Jean Sibelius (1865-1957), das alle großen Violinsolisten in ihrem Programm haben.

Souverän und mit scheinbarer Leichtigkeit meisterte die junge Frau die technischen Klippen dieses Werks. Der Ausdruck war schon bemerkenswert für dieses Alter, der Besuch von Meisterkursen bei den großen Virtuosen dieser Welt blitzte durch. Das Publikum war entsprechend begeistert und erklatschte sich noch eine kleine Zugabe.

Dieses Zusammenspiel schien die Bayer-Symphoniker beflügelt zu haben, denn nach der Pause liefen sie mit der Sinfonie in C-Dur, der „Großen“ von Franz Schubert, zur Hochform auf. Ihr Spiel wurde akzentreicher, dynamischer, es schuf überzeugend Spannungsbögen. Das Scherzo des dritten Satzes kam beschwingt daher, das Allegro vivace des letzten Satzes wurde zu einem großartigen Finale. Eine tolle Leistung des Laienorchesters!